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Im Spiegel des Mauerfalls. Die Identität des Instituts im „Der 9. November 1989 in Deuna, am Morgen danach“

Die Niederlagen im Ersten und im Zweiten Weltkrieg bilden critical junctures, von denen aus sich der deutsche Weg im 20. Jahrhundert und damit die Existenz, die Positionen und die Forschung des Instituts verstehen. Wenig zeigt die Prägekraft dieser Niederlagen anschaulicher als die 40-jährige Teilung Deutschlands, die eine Unmenge an Fragen im Forschungsfeld des Instituts generierte: der Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik für Deutschland, der Status von Berlin West als Teil der Bundesrepublik, die Rechtsnatur der DDR, die Ost‑ und Entspannungspolitik, die westdeutsche Eingliederung in die europäische Integration, in die NATO, in den von den USA geführten Westen, sowie dann nach dem Mauerfall die vielen Fragen der deutschen und europäischen Einigung und einer neuen Weltordnung.

Aus diesem Grund eröffnet ein Bild, das den Moment fasst, an dem diese Teilung zu enden beginnt, einen guten Weg, um sich mit der Identität des Instituts auseinander zu setzen. Das gilt insbesondere, wenn das Bild so detailreich und symbolträchtig ist wie H.D. Tylles „Der 9. November 1989 in Deuna, am Morgen danach“.

Mit seinen 630 x 230 cm dominiert das Bild den Eingangsbereich des Instituts. Die Monika Marlene und Max Dietrich Kley Stiftung hat es dem Institut als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Es dominiert zurecht, denn es vermittelt eine Idee der Forschung, die das Institut in den letzten 70 Jahren beschäftigt hat, und enthält sogar eine Idee für künftige Forschung zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerecht.

Das Bild hing unter anderem bereits im Deutschen Historischen Museum und in der Mannheimer Kunsthalle. Klaus Schönmetzler und Eckard Wagner haben das Bild beschrieben. Meine Interpretation schöpft daraus, fügt aber zwei Interpretationen hinzu: das Wahrheitsverständnis, das ich in Tylles Realismus sehe, und, wichtiger noch, was der Clou ist, wie die eigentliche Botschaft des Bildes lautet.

Auf dem Bild wird ein historischer Moment festgehalten, der 9. November 1989. Heute wird dieser Tag als so bedeutend verstanden wie der Friedensschluss von Münster und Osnabrück 1648 oder der Sturm auf die Bastille 1789: ein Ereignis, an dem man einen Epochenübergang festmacht: vom Kalten Krieg zur unipolaren liberalen Weltordnung. Insofern handelt es sich um ein Historienbild ähnlich „Die Freiheit führt das Volk“ von Eugène Delacroix, das an die französische Julirevolution von 1830 erinnert. Tylle zitiert es heiter und ironisch.

Es handelt sich bei Tylle sich um ein sogenanntes Historienbild im Stil des Realismus. Nun hat das, was wir auf dem Bild sehen, so nie stattgefunden. Die Szene ist eine Erfindung des Malers, so wie bei Delacroix. Allerdings gibt es einen erheblichen Unterschied: Bei Delacroix ist klar, dass es so nicht stattgefunden hat. Anders hier: Es sieht so aus, als hätte es genauso stattgefunden. Hat es aber nicht: Es handelt sich um eine Fiktion.

Es handelt sich nun um eine ganz bestimmte Form von Fiktion, nämlich eine Fiktion im Dienste der Wahrheit. Es ist eine Erfindung, wie sie Siegfried Lenz im Nachwort zu seinem Erzählband „So zärtlich war Suleyken“ beschreibt:

 „Suleyken, wie es hier vorkommt, hat es natürlich nie und nirgendwo gegeben; es ist eine Erfindung. Aber ist es von Wichtigkeit, ob dieses Dörfchen bestand oder nicht? Ist es nicht viel entscheidender, dass es möglich gewesen wäre? Gewiss, das ist zugegeben, wird in dieser Geschichte ein wenig übertrieben – aber immerhin, es wird methodisch übertrieben. Und zwar in der Weise, dass das besonders Einzigartige hervorgehoben und das besonders Charakteristische zum Vorschein kommt. Insofern steht das bewährte Mittel der Übertreibung ganz im Dienst der Wahrheitsfindung“,[1]

das allerdings nur der Kunst, nicht aber in der Wissenschaft erlaubt ist. Umso wichtiger erscheint es, im Prozess wissenschaftlichen Erkenntnisstrebens die künstlerischen Methoden mit ihrem spezifischen Potential zu berücksichtigen.

Wir sehen hier ein Historienbild im Stil des Realismus, das eine Realität zeigt, die kein Foto abgebildet hat und wahrscheinlich nie so hätte abbilden können. Denn so viele Symbole können zufällig kaum zusammentreffen. Darin finden wir einen Maßstab der Beurteilung: Das Bild muss sich daran messen lassen, dass es irgendwie realer ist, als es ein Foto je hätte sein können.

Der Maler nimmt es mit der Wahrheit ganz genau: Die Autos, die Kleidung, die Landschaft, die Fabrik, der Playboy, der TUI-Katalog. So wurde die Autoschlange 1999 mit einem Trabi-Club in historischer Kleidung nachgestellt. Jedes Detail ist genau recherchiert, aber das Ganze, auf das es letztlich ankommt, ist Fiktion.

Was sehen wir? Tylle nutzt die mittelalterliche Form eines Triptychons, also eines dreigeteilten Gemäldes. Seine Dreigliederung erlaubt, unterschiedliche Aussagen zusammenzubringen. Die Mitte gilt dem 10. November 1989 auf einer Straße bei Deuna (Thüringen), rechts und links eine Situation aus der Nähe jenes Ortes zehn Jahre später.

In der Horizontalen sehen wir das Zementwerk und den Ort Deuna. Das Zementwerk bringt es auf einen Kilometer kompromisslose Industrieskyline. Da es so nah an der Mauer steht, darf man annehmen, dass es Zement für die Mauer produzierte. Insofern symbolisiert dieses Zementwerk die Teilung Deutschlands fast so gut wie ein Wachturm an der Grenze. Neben dem Werk schließt sich das Dorf Deuna mit seiner Kirche an, geduckt, so wie das soziale Leben in der DDR es wohl oft war. Davor sehen wir ein abgeerntetes Feld als Ausdruck der öden industriellen DDR-Landwirtschaft und einen kahlen Baum.

Es ist die Stimmung eines Herbsttages, ganz real, aber auch symbolisch: Etwas ist erschöpft und geht zu Ende. Dahinter rechts die bewaldeten Höhen des Dün, und darüber ganz viel Himmel. Das viele Licht, dem dunkle Wolken Platz machen müssen, zeigt, dass es nach dem Ende hoffnungsfroh weiter geht.

In der Vertikalen gibt es nur ein beherrschendes Motiv: der Metallgittermast. Warum nur ein einziges so herausgehobenes Objekt in dieser Dimension, wo doch der Maler in den beiden anderen Dimensionen wirklich nicht sparsam ist? Weil, so scheint mir, dieser Mast die zentrale Botschaft des Bildes auf den Punkt bringt. Man erinnert: Es ist ein Triptychon! Da liegt es doch auf der Hand, worum es geht.

Zuvor jedoch zur Horizontalen. Hier sieht man die Straße, auf der das eigentliche Ereignis stattfindet. Es ist kinderleicht zu erfassen. Es ist der Aufbruch vieler DDR-Bürgerinnen und -Bürger in den Westen, nachdem sie in der Nacht die Nachricht vom Mauerfall erreicht hat.

Auf dieser Straße wird es nun ganz symbolträchtig, und zwar auf eine heitere und freundlich ironische Art, die den deutschen Charakter und die deutsche Kunst im Allgemeinen nicht charakterisieren. Tylles heitere Ironie ist wahrhaftig und glaubwürdig, weil er in DDR-Zeiten mit Künstlern in der DDR zusammengearbeitet hat und einen ehrlichen Respekt vor den Leistungen der Menschen jenseits der Mauer bezeugt.

Der 9. November war ein Aufbruch. Und was sehen wir? DDR-Fahrzeuge im Stau. Der Aufbruch realisierte sich in einem epischen Stau. Die Leute sind ausgestiegen, und die Szene ist voller Symbole. Nehmen wir nur die junge Frau auf dem Dach des Trabis mit der Fahne.

In ihr wird ein wichtiger Aspekt der zentralen Botschaft des Bildes besonders deutlich vermittelt. Erinnern wir das ikonische Bild von Delacroix „Die Freiheit führt das Volk“: Eine junge Frau mit Fahne dominiert das Bild. Unerschrocken, mit Jakobinermütze und wehender Fahne steigt sie über tote Schergen des Regimes hinweg, am Kopf einer bewaffneten Bürgertruppe.

Eugène Delacroix, Die Freiheit führt das Volk (1830)[2]

Gegenüber diesem berühmten Bild wird eine große Botschaft deutlich: Hier, 1989, ist alles friedlich. Alle warten geduldig, und auch die Fahne bläht sich nur müde auf. Kein Wunder bei dem Loch, den Hammer und Zirkel gelassen haben.

Tylles Bild atmet Friedlichkeit. Es war eine echte Revolution, aber eben eine friedliche. Das gilt es zu erinnern, denn: Diese Friedlichkeit war ein Wunder! Wer hätte 1988 geglaubt, dass der Sowjetkommunismus friedlich aufgeben würde? Das Bild erzählt also von einem großen Wunder. Das bleibt zu deuten, wobei der Mast uns hilft. Dazu sogleich, zuvor noch ein volleres Verständnis von der Bedeutung des Ereignisses.

Vorne rechts sehen wir ein parkendes Auto, das bereits zurückkehrt, mit Bananen, Alditüte, TUI-Katalog, Playboy. Damit identifiziert Tylle die Insignien der Freiheit für viele Menschen: gutes Essen (Bananen), schöne Reisen (TUI), Informations- sowie Meinungsfreiheit und Libido (Playboy), günstiges Einkaufen von guten Waren (Aldi). Und: Freiheit von Angst.

Der Tag ist ein Aufbruch in die Freiheit, und das heißt zunächst einmal, dass ein angsteinflößendes Regime seine Autorität verloren hat. Hierzu finden sich besonders viele ironisch-heitere Symbole: das zerrissene Bild von Erich Honecker, vor dem sich ein kleiner Junge erleichtert, das zerfetzte Plakat vom 40. Jahrestag der DDR-Gründung, das niemanden interessiert, und vor allem: die „geschändete“ Fahne, deren öffentliches Schwenken als Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole verfolgt werden könnte (§ 90a StGB). Der Autoritätsverlust der DDR ist so total und die neue Freiheit fehlender Angst vor den Schergen des Regimes ist so vollendet, dass die anderen sich noch nicht einmal drum kümmern.

Der Aufbruch ist hoffnungsfroh. Wir empfinden unter den Menschen eine gute Stimmung. Das Licht bestätigt uns in dieser Empfindung: Es gibt noch graue Wolken, aber dahinter leuchtendes Licht.Was wurde draus? Das sehen wir rechts und links, die Szenen zehn Jahre später zeigen. Tylle hält sichere Distanz zu Apologeten jeder Couleur. Wir sehen keine blühenden Landschaften, aber auch keine BRD-Besatzungstruppen, die kaltherzig sozialistische Errungenschaften zerschlagen. Die Wahrheit kommt in leiseren Tönen. Rechts sehen wir einen Neuanfang.

Die Fassade renoviert und leuchtend in freundlichem Sonnenlicht. Ein neues Fenster, eine Satellitenschüssel, die kleine USA-Fahne, das Firmenschild deuten auf eine neue Selbständigkeit. Man sieht nicht viel, aber gewinnt den Eindruck, dass dort jemand lebt, der sich ein bescheidenes, aber sinnvolles und lichterfülltes Leben hat aufbauen können.

Links sieht es anders aus: ein unrenovierter Hinterhof, eine Immobilienfirma des Typus, mit dem viele schlechte Erfahrungen gemacht haben, und der große Leninkopf. Der Autoritarismus ist abgeräumt, aber nicht weg, wie zahlreiche Studien zu den östlichen Bundesländern immer wieder bestätigen. Viele Dinge sind zu beobachten, weshalb das Werk so gut im Foyer des Instituts hängt: man findet immer wieder etwas Neues und kann darüber ein Gespräch anknüpfen, das leicht zu Forschungsfragen führt, die das Institut beschäftigen.

Das Bild ist voller Botschaften. Was bringt all diese Botschaften zusammen? Diese Frage führt uns zu dem Mast zurück. Erinnern wir uns an die Form: das Triptychon, also eine klassische Form der Darstellung religiöser Aussagen. Besser gesagt: christlicher Aussagen. Und eigentlich geht es auch nicht um „Aussagen“ im Plural, sondern um die eine zentrale Aussage des Christentums. In meiner Lesart nimmt das Bild in seiner Form und allen Details die Aussage auf und führt sie im Hauptbild zusammen in dem ikonischen christlichen Symbol.

Natürlich malt Tylle kein Kreuz. Aber er malt einen Mast, und zwar ziemlich genau da, wo bei einem mittelalterlichen Triptychon das Kreuz steht. Was kann nun das Kreuz symbolisieren?

Es ist das Versprechen der Erlösung!

Der 9. November war vieles, aber er war vor allem für viele Menschen ein Tag der Erlösung, der Erlösung von einem Regime, das seine Bürgerinnen und Bürger am Weglaufen hindern musste. Wer war aber da der Erlöser? Oder: Was hat die Menschen erlöst? Tylle zeigt es uns nicht. Es oder er oder sie sind über dem Bild.

Vieles kommt in Betracht: Ronald Reagan, der den Sowjetkommunismus totgerüstet hat, Michail Gorbatschow, der den friedlichen Kollaps des Sowjetkommunismus erlaubt hat, der westliche liberale Kapitalismus, der dem Sowjetkommunismus in jeder Hinsicht überlegen war und ihm damit alle Legitimation entzogen hat, das normative Programm des freiheitlichen Westen aus Grundgesetz,  Europäischen Verträgen,  Europäischer Menschenrechtskonvention bis zur UN-Charta, also der Forschungsgegenstand des Instituts, der Mut der Menschen der DDR, und die Umsicht, in der sie ihre Revolution gestaltet haben, oder vielleicht doch: die Gnade Gottes?

Nun mögen manche einwenden: Jetzt übertreibt er. In der Tat: In den Ohren vieler mag diese religiöse Dimension als absurd erscheinen. Aber man vergesse nicht: Jeden Sonntag lesen Tausende von Menschen in den Kirchen Fürbitten, und vor 1989 in vielen Kirchen in Ost und West mit der Anrufung, dass die Konfrontation zwischen Ost und West, die das Leben auf dem Planeten auszulöschen drohte, überwunden werde. Solche Fürbitten enden stets in dem Anruf: „Herr, unser Gott, wir bitten dich, erhöre uns“. Alles Spinner? Sogar die Linke sagt: Die friedliche Revolution war ein Geschenk des Himmels.

H. D. Tylle hat nicht verraten, was der obere Teil des Mastes jenseits der Bildgrenze trägt. Denn dann würde er seinem Bild die ultimative Botschaft nehmen, mit dem ich die Deutung des Bildes nun abschließen werde.

Was können wir als die ultimative Botschaft des Mastes nehmen, dessen Spitze wir nicht sehen können? Dank dieser Gestaltung kann jeder seinen Erlöserglauben in das Bild hineinprojektieren und oben am Mast jenseits des Bildrandes verankern. Wie jedes weltgeschichtliche Ereignis speist die deutsche Einheit viele Deutungen und Erzählungen. Aber jeder, der etwas Phantasie hat, wird verstehen, dass der Mast auch einen anderen Erlöserglauben symbolisieren kann. Und wird verstehen, dass es kein Mittel gibt herauszubekommen, wer Recht hat. Und dieser Selbstzweifel und die Einsicht in die Berechtigung abweichender Meinungen ist die stärkste Grundlage der Freiheit, wie wir sie verstehen. Und deshalb ist für mich der eigentliche Clou dieses Realismus, dass er das Wichtigste verbirgt.

Der Mauerfall liegt inzwischen mehr als eine Generation zurück. Wie kann Tylles Bild die weitere Forschung des Instituts inspirieren, allgemeiner: Wie kann man die Lehren der zwei verlorenen Kriege in eine ungewisse Zukunft verdauern? Wo soll es hingehen? Die Losung des Bildes ist zurückhaltend, aber eindeutig: nach Westen. Bei allen Gefahren in den USA und auch in Frankreich bleibt der Westen doch symbolisch sicher mit der Idee der freiheitlichen Demokratie. Und was ist dabei besonders wichtig? Das führt uns zu der Hauptaussage des Bildes zurück: der stete Zweifel an den eigenen Ergebnissen und die Einsicht, dass die bisweilen so ärgerlichen Ideen der anderen einen berechtigten, ja unerlässlichen Platz haben könnten.

[1] Siegfried Lenz, So zärtlich war Suleyken. Masurische Geschichten, Frankfurt am Main: Fischer 1976, 118.

[2] Bild: gemeinfrei.

***

Bildausschnitte des Gemäldes: ©Maurice Weiss/Ostkreuz

Der Beitrag basiert auf einer Ansprache, gehalten am 14. Februar 2020.

Das KWI und die Katholische Kirche. Eine „special relationship“?

The KWI and the Catholic Church. A "Special Relationship"?

Deutsch

1. Die vergessene „Außenstelle Trier“

Die Außenstelle des Kaiser-Wilhelm-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht für „Besatzungs-, Saar- und Konkordatsrecht“ in Trier wurde am 24. Juli 1925 gegründet.[1] Weder das genaue Datum der Eröffnung, der tatsächliche Beginn der Arbeiten in Trier, noch der Standort lassen sich exakt bestimmen; ab 1926 findet sich die Außenstelle in den damals verbreiteten Nachschlagewerken verzeichnet.[2] Hinweise auf eine genaue Anschrift oder ein Gebäude finden sich aber nicht, auch kein Verzeichnis der Mitarbeiter, die abgesehen von dem Leiter Ludwig Kaas (1881‑1952) ungenannt bleiben. Auch über die genaue Größe der Außenstelle sind also nur Mutmaßungen möglich. Deutlich umschrieben ist allerdings das Arbeitsgebiet der beinahe obskuren Einrichtung: Elsass-Lothringen, Belgien, Luxemburg, Besatzungs- und Konkordatsrecht.[3] Gegenüber der katholischen Tageszeitung Germania benannte Institutsdirektor Viktor Bruns (1884‑1943) 1932 die Auslegung des Versailler Vertrags, das Recht der „abgetretenen Gebiete und des Saargebiets“ sowie das Staatskirchenrecht des Auslands als die Schwerpunkte der Arbeit der Zweigstelle.[4] Allerdings waren auch die zeitgenössischen Angaben keineswegs durchgehend einheitlich; in einem internen Dokument, nämlich der „Etatdenkschrift“ der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) von 1931, wurden die Aufgaben der „von Prof. Kaas […] unterhalten[en]“ Zweigstelle nur mit „Konkordatsrecht“ bezeichnet.[5] Das legt nahe, dass ein Schwerpunkt der Arbeit der Zweigstelle die Vorbereitung eines Konkordats zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl war; Vorarbeiten dazu hatten bereits 1920/21 unter Beteiligung des Reichstagsabgeordneten Georg Schreiber (1882-1963) begonnen.[6] Auch Veröffentlichungen, die ausdrücklich auf die Außenstelle Trier Bezug nehmen, sind spärlich; in Bibliotheken nachweisbar ist eine Arbeit von Theodor Grentrup (1879-1967), ein an rechtlichen Fragen interessierter Priester der Steyler Missionare, über Die Missionsfreiheit nach den Bestimmungen des geltenden Völkerrechts von 1928[7] mit einem Vorwort von Ludwig Kaas. Die Arbeit behandelte ein im Rahmen des Völkerrechts eher randständiges, für die katholische Kirche aber wichtiges Thema: Deutsche Missionsgesellschaften waren von Artikel 438 des Versailler Vertrages betroffen, der ihr Eigentum und Personal in den Missionsgebieten der Kontrolle der Alliierten unterstellte.[8] Innerhalb der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft kam der Zweigstelle eine besondere Rolle zu, insbesondere durch ihre dezidiert katholische Ausrichtung und den Standort in Trier, damals in erster Linie eine Bischofsstadt von 1925 gerade 57.341 Einwohnern (51.165 Katholiken, 5.562 Evangelische, 625 Konfessionsjuden)[9] und Sitz eines preußischen Regierungspräsidiums. Wissenschaftliche Bibliotheken und Forschungseinrichtungen, mit denen ein Kaiser-Wilhelm-Institut gewöhnlich zusammenarbeitete, waren dagegen nicht vorhanden

2. „Grenzlandförderung“ und Konfessionspolitik

Trier war die äußerste Peripherie des Deutschen Reichs. Bis zur Grenze nach Luxemburg in Wasserbillig waren es gerade einmal 15 Kilometer, nach Belgien, zu dem unter Völkerbundsmandat stehenden Saargebiet und auch nach Frankreich war es nicht viel weiter. In die Reichshauptstadt Berlin waren es dagegen 563 Kilometer. Zwar war die Grenze nie völlig undurchlässig, es bestanden familiäre Beziehungen über die Grenzen hinweg, konfessionell war diesseits wie jenseits der Grenze die katholische Kirche in der Bevölkerung tief verwurzelt und das lokale Moselfränkisch wurde auch im Alltag gesprochen und verstanden, die Folgen des Versailler Vertrages waren hier aber besonders greifbar. Das sehr nahe Großherzogtum Luxemburg, bis 1866 noch Mitglied des Deutschen Bundes, gehörte nicht mehr zum deutschen Zollgebiet. Trier war von seinem westlichen Hinterland durch eine neue Zollgrenze getrennt, die auch das traditionell an Trier orientierte Hinterland der Stadt an der Saar betraf. Auch der Verlust von Elsass-Lothringen an Frankreich und Eupen-Malmedy an Belgien ließen Trier näher an eine durch den Krieg ohnehin belastete Westgrenze heranrücken. Diese Veränderungen, die das Leben in Trier während der Weimarer Republik prägten und belasteten, verschärften aber nur eine ohnehin periphere Situation, die nicht allein auf die Geografie beschränkt und bereits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg angelegt war. Die Katholiken stellten damals zwar mehr als ein Drittel der Bevölkerung des mehrheitlich protestantischen Kaiserreichs und wurden nicht rechtlich diskriminiert, doch waren sie in vielen Bereichen unterrepräsentiert, darunter auch den akademischen Milieus.[10] Der von Bismarck mit Härte geführte Kulturkampf gegen die katholische Kirche war im Raum Trier besonders virulent. Der Bischof Matthias Eberhard (1815‑1876) war 1874 mehrere Monate inhaftiert; als er 1876 verstarb, befand sich der Kulturkampf auf seinem Höhepunkt; im Bistum Trier wurden 250 Priester vor Gericht gestellt, 230 von 731 Pfarreien waren nicht besetzt. Von 1876 bis 1881 war auch der Bischofsstuhl in Trier aus politischen Gründen, einer fehlenden Zustimmung der preußischen Behörden, unbesetzt. Der seit 1881 amtierende Bischof Michael Felix Korum (1840-1921), dessen Episkopat mit seinem Tode 1921 bereits in der Weimarer Republik endete, stammte aus dem Elsass und war ein wichtiger Förderer von Ludwig Kaas. Der Kulturkampf lag in der Weimarer Republik, die von der katholischen Zentrumspartei aktiv gestaltet wurde, zwar lange zurück, aber gerade in einer geistlich geprägten Stadt wie Trier waren diese Folgen noch zu bemerken. Staatsrechtlich hatte sich die Situation für die Katholiken allerdings nicht nur in Trier seit der Weimarer Reichsverfassung gebessert. Insbesondere der protestantische Kirchenrechtler Wilhelm Kahl (1849‑1932) als Abgeordneter der Deutschen Volkspartei (DVP) und der katholische Priester Joseph Mausbach (1861‑1931) als Abgeordneter der Zentrumspartei hatten sich in der Weimarer Nationalversammlung für den staatskirchenrechtlichen Kompromiss der Weimarer Reichsverfassung eingesetzt, die einerseits den Grundsatz „Es besteht keine Staatskirche“ enthielt, aber eine „hinkende Trennung“ von Staat und Kirche einführte.[11]

3. Wissenschaftsstandort Trier

Nicht alle Katholiken standen aber vorbehaltlos hinter der sie eigentlich begünstigenden Republik, bekannt ist die antirepublikanische Distanz des Münchner Kardinals Michael von Faulhaber (1869‑1952) auf dem 62. Deutschen Katholikentag 1922 in München. Und noch immer standen Katholiken in der protestantisch geprägten Hochschullandschaft unter dem Verdikt der Rückständigkeit. Das war eine Überzeichnung, aber das Bildungsangebot in Trier, das über das Gymnasium hinausging, war tatsächlich überschaubar. Es gab 1925 als einzige größere außerschulische Bildungseinrichtung ein 1773 gegründetes bischöfliches Priesterseminar,[12] ohnehin von der Universitätstheologie argwöhnisch betrachtet, mit gerade einmal 200 Hörern, zu dessen Lehrkörper bis Anfang der 1920er Jahre Ludwig Kaas als Dozent für Kirchenrecht gehörte,[13] und ein kleines „Wissenschaftliches Institut für Pädagogik“, das ohne universitären Anspruch Lehrkräfte für katholische Volksschulen ausbildete, zudem eine „Provinzial-Lehranstalt für Weinbau, Obstbau und Landwirtschaft“ mit insgesamt sieben Lehrkräften, Zu den Aktiva gehörte allerdings die 1876 gegründete katholische „Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaften“, die 1925 ihre Hauptversammlung in Trier abhielt. Wer studieren wollte, ging in erster Linie nach Bonn, wieder eine trotz ihrer katholischen Fakultät stark protestantisch geprägte Universität.

Das Gebäude der Trierer Außenstelle, die ehemalige Kurie Eltz[14]

Bei der Außenstelle handelte es sich zunächst um eine wenig verklausulierte Grenzlandförderung, wie sie für die Weimarer Republik keineswegs untypisch war. Aber auf den zweiten Blick finden sich dann doch Hinweise auf eine Verortung der Außenstelle in Trier. 1926 wurde hinter der 1726 erbauten Kurie Eltz, Großer Eulenpfütz 1, in der sich auch die Pfarrwohnung von Kaas befand, ein rückwärtiger Anbau im Heimatstil durch Dombaumeister Julius Wirtz (1875-1952) errichtet.[15] Kaas hatte im Gegenzug der Außenstelle seine umfangreiche Bibliothek zur Verfügung gestellt, die er 1933 dem Institut schenkte;[16] viele Bücher aus diesem Bestand befinden sich noch heute in der Bibliothek des MPIL in Heidelberg. Die Außenstelle besaß einen Etat von 25.000 Reichsmark jährlich, davon 10.000 Reichsmark für Kaas.[17] Sie war, sozusagen in einer personalen Überspitzung des Harnack-Prinzips, um die Person von Ludwig Kaas gegründet worden, um diesem „eine besondere Wirkungsstätte“ zu verschaffen.[18] Es war also auch die Förderung eines einzelnen Wissenschaftlers; die Zweigstelle war im Wesentlichen das Institut von Kaas, Hinweise auf weitere Mitarbeiter finden sich nicht. Der Initiator als Mann im Hintergrund[19] war mit Georg Schreiber ein weiterer katholischer Priester im Grenzbereich zwischen Kirche und Politik.[20] Kaas und Schreiber waren aktive Mitglieder der Görres-Gesellschaft, die etwa auch während der Hauptversammlung 1925 in Trier in Erscheinung traten.

4. Der Mann im Hintergrund: Georg Schreiber

Georg Schreiber (links) anlässlich der Verleihung des großen Bundesverdienstkreuzes an Carl Bilfinger (vierter von links) am 24. Juli 1953 in Heidelberg[21]

Geboren 1882 in Rüdenshausen im hannoverschen unteren Eichsfeld, wurde Schreiber 1905 zum Priester geweiht und 1909 in Berlin zum Dr. phil. Promoviert,[22] erst einige Jahre später 1913 in besonderer Nähe zum evangelischen Kirchenrechtler Ulrich Stutz (1868-1938) zum Dr. theol. in Freiburg (Br.)[23] und im gleichen Jahr Privatdozent für Kirchengeschichte in Münster. 1915 wurde Schreiber außerordentlicher Professor für Kirchenrecht sowie bayerisches Staats- und Verwaltungsrecht am Königlich-Bayerischen Lyceum in Regensburg, dann 1917 Ordinarius für Kirchengeschichte und historische Caritaswissenschaft an der Universität Münster. Von 1920 bis 1933 war Schreiber für den Wahlkreis „Westfalen-Nord“ Abgeordneter der Zentrumspartei im Reichstag. Er war ein einflussreicher Parlamentarier, galt als „Reichsprälat“ mit einem besonderen Interesse an der „Auslandskunde“; von 1926 bis 1933 war er Senator der KWG und konnte hier auch im Sinne einer „katholischen“ Zweigstelle in Trier erfolgreich tätig werden.[24] Ab 1933 häuften sich Konflikte mit der NSDAP, die 1936 zu seiner Emeritierung führten. Nach 1945 wurde Schreiber der von den Briten eingesetzte erste Nachkriegsrektor der Universität Münster[25] und konnte seine bildungspolitische Tätigkeit in der Bundesrepublik fortsetzen; in seinen letzten Lebensjahren förderte er etwa noch den Historiker Rudolf Morsey (1927-2024).[26] 1963 verstarb Schreiber in Münster. In der Außenstelle hielt sich Schreiber jedoch im Hintergrund, hier gab der Ludwig Kaas den Ton an, ein dem fast gleichalten Schreiber gleichrangiger „politischer Priester“.

5. Harnack-Prinzip konfessionell: Ludwig Kaas

Zum Nachklang des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund. Die deutsche Delegation im Park des Hotels “Metropol“ in Genf 1926. Vordere Reihe die Führer der Delegation von rechts nach links: Staatssekretär Karl von Schubert, Gustav Stresemann, Staatssekretär Robert Weissmann, Prälat Ludwig Kaas.[27]

Vor dem Hintergrund der Biographie von Kaas[28] überrascht auch die Standortentscheidung für Trier nicht; hier wurde Kaas 1881 als Sohn eines Kaufmanns geboren, hier besuchte er das Gymnasium und begann auch sein Theologiestudium an der Philosophisch-Theologischen Fakultät, das er aber in Rom und Bonn fortsetzen sollte. In Bonn hörte er den evangelischen Kirchenrechtler Ulrich Stutz[29], als dessen Schüler sich Kaas auch verstand. Nachdem Kaas von 1910 bis 1918 das Waisenhaus „Kemperhof“ und eine angeschlossene Höhere Schule in Koblenz leitete, wurde er 1919 Professor für Kirchenrecht an der katholisch-theologischen Fakultät in Bonn. Im gleichen Jahr wurde er für den Wahlkreis Koblenz-Trier in die verfassungsgebende Nationalversammlung gewählt, dem Reichstag gehörte er, wie sein Fraktionskollege Schreiber, von 1920 bis 1933 ohne Unterbrechung an. Er war von 1928 bis 1933 Vorsitzender der Partei, auf Wahlplakaten war er neben Heinrich Brüning (1885-1970) als „Führer der deutschen Zentrumspartei“ abgebildet.

Wahlplakat Heinrich Brüning und Ludwig Kaas 1930[30]

Ab 1917 arbeitete der Kirchenrechtler mit dem Diplomaten Eugenio Pacelli (1876‑1958), damals Nuntius in München, später Papst Pius XII., zusammen, während der „Rheinischen Republik“ ließ er, darin Adenauer nicht unähnlich, separatistische Sympathien für einen „Rheinstaat“ erkennen, allerdings im Verband des Reichs.[31] Am 8. Mai 1929 hielt Kaas auf der 17. Generalversammlung der KWG in Berlin den Vortrag Zur völkerrechtlichen Sonderstellung der Rheinlande nach der Räumung.[32] Darin bezog er sich unter anderem zustimmend auf den damals noch im Milieu der Zentrumspartei verorteten Carl Schmitt (1888-1985), insbesondere dessen 1928 gehaltenen Vortrag Völkerrechtliche Probleme im Rheingebiet.[33] Zwar bestanden gemeinsame Publikationspläne mit Schmitt,[34] aber auch wechselseitiges Misstrauen; 1925 hatte Schmitt einen Vortrag auf der Hauptversammlung der Görres-Gesellschaft in Trier zurückgezogen, weil er von Kaas und Schreiber nicht für ein geplantes „Spanisches Institut“ berücksichtigt worden war.[35] Am 14. Juni 1929 unterzeichnete der Freistaat Preußen ein Konkordat mit dem Heiligen Stuhl;[36] die Vorarbeiten von Kaas hierzu können kaum unterschätzt werden, und auch die Zweigstelle in Trier war hier ein wichtiger Ort. Kaas galt häufig als katholischer politischer Kompromisskandidat, auch bei seiner Wahl zum Parteivorsitzenden;[37] umstritten ist, inwieweit Kaas ab 1930 auf eine Koalition mit der NSDAP hinarbeitete. Carl Schmitt wurde von Kaas aber wegen seiner Unterstützung der Notstandspläne der Reichskanzler Papen und Schleicher im Januar 1933 öffentlich scharf angegriffen.[38] Im April 1933 ging er als Priester nach Rom und lebte im Vatikan; am 20. Juli 1933 war er bei der Unterzeichnung des Reichskonkordats anwesend, das er auf Seiten des Vatikans mit ausgehandelt hatte.[39] In das nationalsozialistische Deutschland kehrte Kaas nicht zurück, auch nach 1945 blieb er im Schutz des Vatikans. Er starb 1952 in Rom. Zu diesem Zeitpunkt ragte er bereits aus einer anderen Zeit heraus, der „politische Priester“ war in der Bundesrepublik, die den Katholiken eine noch komfortablere Rolle einräumen sollte, unbekannt;[40] dafür hatte Kaas allerdings selbst mit dem Reichskonkordat gesorgt.

6. Protestantische Einflüsse

Tatsächlich war Kaas in mancher Hinsicht weniger katholisch, als es zunächst den Anschein hat. So war er Schüler des protestantischen Völkerrechtlers Ulrich Stutz, eines reformierten Christen, der auch die Habilitation in Bonn mit betreut hatte.[41] Der fromme Positivist, der insbesondere in Bonn und Berlin wirkte, war ein borussophiler Schweizer, auf den in der kirchlichen Rechtsgeschichte insbesondere die „Eigenkirche“ zurückführt.[42] Über seine Netzwerke, zu denen auch seine taktisch eingesetzten Schwiegersöhne gehörten, war Stutz zeitweilig einer der einflussreichsten Professoren des Kaiserreichs. Er war Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und auch mit dem Kirchenrechtler Rudolph Sohm (1841-1917) befreundet,[43] besaß als Experte des kanonischen Rechts aber besonders gute Beziehungen zur katholischen Kirche. In Bonn arbeitete er eng mit dem Kirchen- und Völkerrechtler Philipp Zorn (1850-1928) zusammen, der viele Schüler besaß und für einen etatistischen Ansatz im Kirchenrecht stand.[44] Auf die katholische Kirche war dies nicht ohne weiteres übertragbar, aber Zorn, der auch katholische Schüler wie Heinrich Pohl (1883-1931) besaß, [45]  war ein kulturkämpferischer Ansatz fremd; auf der anderen Seite sollte Kaas eine besondere Koordination der katholischen Kirche mit dem Staat suchen, wie sie etwa im Preußenkonkordat und unter nationalsozialistischen Vorzeichen im Reichskonkordat von 1933 Ausdruck finden sollte. Ein Kritiker wie Eugen Rosenstock‑Huessy (1888-1973) bezeichnete Stutz später als „der blinde und taube Papst der Rechtsgeschichte“.[46]

7. Die Aufgaben: Begleitung der Konkordate und Beratung der Politik

Ludwig Kaas 1930 im Reichstag[47]

Viel deutete darauf hin, dass die Außenstelle in erster Linie gegründet wurde, um ein Reichskonkordat und weitere staatliche Verträge mit der katholischen Kirche zu begleiten und aktiv zu fördern, weit über eine katholische Form der Politikberatung hinaus. Insofern war Trier eine „katholische“ Außenstelle in der noch immer protestantisch geprägten KWG. Dafür sorgten auch Männer im Hintergrund wie Friedrich Glum (1891‑1974)[48] als Generalsekretär der KWG, und der umtriebige preußische Kultusminister Carl Heinrich Becker (1876-1933),[49] ein Bonner Professorenkollege von Stutz und Zorn, der mit einem anderen Bonner Professorenkollegen, Rudolf Smend (1882-1975), im preußischen Kultusministerium[50] eine gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen Staat und Religionsgemeinschaften auf vertraglicher Basis vorbereitete, wie sie in den Konkordaten Ausdruck finden sollte. Kaas kam hier als kirchenrechtlich hochqualifizierter katholischer Stimme in einem weitgehend protestantischen, aber nicht antikatholischen Umfeld eine besondere Bedeutung zu. Dieses Vorgehen war nicht ohne wissenschaftliche Gegner; insbesondere der traditionellen Positivisten, die sehr stark eine Rolle der Kirche als Religionsanstalt unter Staatsaufsicht betonten. So hatte Gerhard Anschütz (1867‑1948) im Zusammenhang der bayerischen Kirchenverträgen von 1925, die vom Freistaat mit der katholischen und der evangelischen Kirche geschlossen wurden, die Begriffe „Anklagebank“ und „schiefe Ebene“ gebraucht[51] und davor gewarnt, dass der Staat mit der Kirche gleichrangige Verträge schließt. Das nicht immer offen benannte Vorbild für die auf Konkordate hinarbeitende Politikberatung von Ludwig Kaas war allerdings das faschistische Italien mit dem Lateranvertrag von 1929. 1932 hatte Ludwig Kaas als wissenschaftliches Mitglied des Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, in der Institutszeitschrift eine Eloge Der Konkordatstyp des faschistischen Italien geschrieben.[52] Aus damaliger katholischer Sicht war Italien ein bis 1922 gegen die große Mehrheit seiner katholischen Bevölkerung antiklerikal regiertes Land, in dem Benito Mussolini, der in den 1920er Jahren keineswegs nur auf politisch rechts Stehende eine Faszination ausübte, spätestens mit den Lateranverträgen ein historischer Ausgleich gelungen war. Auch ein führender deutscher Protestant wie der eng mit Smend zusammenarbeitende preußische Generalsuperintendent Otto Dibelius (1880‑1967) fand es bereits vor den Lateranverträgen beachtlich, dass der Duce über Rom das Kreuz errichtet habe[53] und stellte 1932 in einem Zeitungsartikel fest: „Immerhin: grundsätzlich bejaht der Faschismus Christentum und Kirche!“[54]

8. Ein Erfolg?

„Christi treuer und kluger Diener“. Grabstätte Ludwig Kaas auf dem Campo Santo Teutonico[55]

Das Reichskonkordat von 1933 war in vieler Hinsicht eine Antwort auf die italienischen Lateranverträge und vielleicht der größte Erfolg der Außenstelle in Trier, die auf dieses Konkordat hin gegründet wurde. Ohne Kaas als ihren Leiter, um den herum sie nach der ungeschriebenen Tradition der KWG gegründet wurde, wäre dieses Konkordat wohl nicht zustande gekommen. Als es unterzeichnet wurde, hatte Kaas den Zenit seines Wirkens, nicht nur am Kaiser-Wilhelm-Institut, überschritten und musste sich für den Rest seines Lebens fern von Trier, nicht ganz freiwillig, in Rom aufhalten.

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[1] Rudolf Bernhardt/Karin Oellers-Frahm, Das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Geschichte und Entwicklung von 1949 bis 2013, Berlin: Springer 2018, 6.

[2] Gerhard Lüdtke (Hrsg.), Minerva. Jahrbuch der gelehrten Welt, Jahrgang 30, Bd. 1, Berlin: De Gruyter 1930, 285; dort unter „Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft e.V.“ in Berlin auch aufgeführt: „Wiss. Mitglied u. Leiter der Zweigstelle Trier: Domkapitular, päpstl. Hausprälat [d.i. Monsignore] Dr. Ludwig Kaas, M.d.R. [Trier]“; in dem Eintrag zu Trier ist die Zweigstelle bezeichnenderweise nicht aufgeführt. Ähnliche Angaben („Wissenschaftliches Mitglied und Leiter der Zweigstelle Trier“) in: Preußisches Staatsministerium (Hrsg.), Handbuch über den Preußischen Staat für das Jahr 1930, 136. Jahrgang, Berlin: Decker 1930, 243; auch hier fehlen Angaben zum Sitz in Trier.

[3] Georg May, Ludwig Kaas. Der Priester, der Politiker und der Gelehrte aus der Schule von Ulrich Stutz, Bd. 2, Amsterdam: B.R. Grüner 1982, 302.

[4] Nelly Keil, Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Gefahr, in: Germania ‑ Zeitung für das Deutsche Volk, 25. Dezember 1932, hier zitiert nach May (Fn. 3).

[5] Georg Schreiber, Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Reichsetat und Reichsgeschehen, Jahrbuch Max-Planck-Gesellschaft 1951, 60-107,77; dort ist von einer „fehlerhafte[n] Notiz“ die Rede (76). Schreiber erwähnte als weitere Aufgaben „völkerrechtliche Stellung und Gesetzgebung von Elsaß-Lothringen, von Luxemburg und Belgien“ und „Besatzungsrecht“ (ebd.).

[6] Georg Schreiber, Der erste Entwurf des Reichskonkordats 1920/21, in: Hermann Conrad (Hrsg.), Gegenwartsprobleme des Rechts. Beiträge zum Staats-, Völker- u. Kirchenrecht sowie zur Rechtsphilosophie. Godehard Josef Ebers zur Vollendung seines 70. Lebensjahres gewidmet von seinen Freunden und Schülern, Bd. 2, Paderborn: Schoeningh 1950, 159-196.

[7] Theodor Grentrup, Die Missionsfreiheit nach den Bestimmungen des geltenden Völkerrechts. Mit einem Vorwort von Ludwig Kaas, Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, Bd. 5, Berlin: De Gruyter 1928.

[8] Artikel 438 Versailler Vertrag regelte, dass „religiöse christliche Missionen“ (Christian religious missions bzw. missions religieuses chrétiennes) deutscher Gesellschaften „weiter für Missionszwecke verwendet werden soll.“ Die „alliierten und assoziierten Regierungen“ übten „eine vollständige Aufsicht“ über die Leiter dieser Missionen aus und wahren die Interessen dieser Missionen, Deutschland musste seine „Zustimmung zu jeder Anordnung, welche die beteiligten alliierten und assoziierten Regierungen zwecks Erfüllung des Werkes der genannten Missionen oder Handelsgesellschaften erlassen haben oder erlassen“ erklären und „auf jeden Einwand dagegen“ verzichten.

[9] Angaben nach Brockhaus, 15. Auflage, Leipzig 1934, Bd. 19, 73; Zahlen nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925.

[10] Martin Otto, Konfessionen: Allgemein, Kirchliche Organisation und Konfessionen zwischen Kirche und Milieu, in: Rüdiger Voigt (Hrsg.), Weltmacht auf Abruf. Nation, Staat und Verfassung des Deutschen Kaiserreichs, Baden-Baden: Nomos 2023, 393-416.

[11] Hans Michael Heinig, „Es besteht keine Staatskirche.“ Das Verhältnis von Staat und Religion, in:  Horst Dreier/Christian Waldhoff (Hrsg.), Weimars Verfassung. Eine Bilanz nach 100 Jahren, Göttingen: Wallstein 2020, 265-274; Ludwig Richter, Kirche und Schule in den Beratungen der Weimarer Nationalversammlung, Düsseldorf: Droste 1996.

[12] Angaben hier und im Folgenden nach: Lüdtke (Fn. 2), Bd. 2, 2801-2801.

[13] Noch aufgeführt in: Richard Kukula/Karl Ignaz Trübner (Hrsg.), Minerva. Jahrbuch der gelehrten Welt, Jahrgang 26, Berlin: De Gruyter 1923, 1191; Nachfolger wurde „Dr. Wehr“, d.i. Matthias Wehr (1892-1967), von 1951 bis 1966 Bischof von Trier.

[14] Foto: Helge Rieder.

[15] Vgl. Rheinland-Pfalz – Generaldirektion Kulturelles Erbe (Hrsg.), Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler: Kreisfreie Stadt Trier, Mainz 2024, 18.

[16] Karin Schnauff, Erinnerung an Ludwig Kaas. Zum 20. Todestag am 25. April 1972, Pfullingen: Neske 1972, 28; Arthur Wynen, Ludwig Kaas. Aus seinem Leben und Wirken, Trier: Paulinus 1953, 21.

[17] May (Fn. 3), 302; Friedrich Glum, Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Erlebtes und Erdachtes in 4 Reichen, Bonn: Bouvier 1964, 328.

[18] Glum (Fn. 17), 328.

[19] Schreiber (Fn. 5), 77; Glum (Fn. 17), 328.

[20] Rudolf Morsey, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 23, Berlin: Duncker& Humblot 2007, 529-530.; vgl. auch Paul Mikat (Hrsg.), Staatslexikon der Görres-Gesellschaft, 6. Aufl., Bd. 11 (3. Ergänzungsband), Freiburg: Herder 1970, 150.

[21] Mit:  Professor Bauer (?), Hermann Weinkauff, Gerhard Anschütz, Georg Jellinek; Foto: MPIL.

[22] Georg Schreiber, Kurie und Kloster im 12. Jahrhundert. Studien zur Privilegierung, Verfassung und besonders zum Eigenkirchenwesen der vorfranziskanischen Orden vornehmlich auf Grund der Papsturkunden von Paschalis II. bis auf Lucius III. (1099-1181), Stuttgart: Ferdinand Enke 1910.

[23] Georg Schreiber, Untersuchungen zum Sprachgebrauch des mittelalterlichen Oblationenwesens. Ein Beitrag zur Geschichte des kirchlichen Abgabenwesens und des Eigenkirchenrechts, Dissertation, Freiburg im Breisgau: Wörrishofen 1913.

[24] May (Fn. 3), 302.

[25] Bernd Haunfelder, Die Rektoren, Kuratoren und Kanzler der Universität Münster 1826–2016. Ein biographisches Handbuch, Münster: Aschendorff 2020, 224–228.

[26] Hans Christof Kraus, Was in den Akten steht, kam durch ihn in die Welt. Unbeirrbarer Korrektor der Geschichte der Bundesrepublik: Zum Tod von Rudolf Morsey, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Mai 2024.

[27] Foto: BArch, Bild 102-03169/ Pahl, Georg.

[28] Herrman A. L. Degener (Hrsg.), Degeners Wer ist’s, X. Aufl., Verlag Herrmann Degener Berlin 1935, 771; Karl Otmar von Aretin, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 10, Berlin: Duncker& Humblot 1974, 713-714; in diesem Zusammenhang besonders wichtig: Georg Schreiber, in: Paul Mikat (Hrsg.), Staatslexikon der Görres-Gesellschaft, , 7. Aufl., Bd. 4, Freiburg: Herder 1988, 747-750.

[29] Andreas Thier, Ulrich Stutz, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 25, Berlin: Duncker& Humblot 2013, 659; näher auch Martin Otto, Von der Eigenkirche zum Volkseigenen Betrieb. Erwin Jacobi (1884-1965). Arbeits-, Staats- und Kirchenrecht zwischen Kaiserreich und DDR, Tübingen: Mohr Siebeck 2018, 20-22.

[30] Urheberangabe „Görres-Druckerei Koblenzer Volksstimme“; Bild: Konrad-Adenauer-Stiftung/Archiv für christlich-demokratische Politik, Plakatsammlung Weimarer Republik/NS-Zeit 10-043, CC-BY-SA 3.0 DE.

[31] Philipp Bender, Eine Rheinische Republik? Die ersten Rheinstaatsbestrebungen 1918/19 in Zeiten des völker- und verfassungsrechtlichen Umbruchs, Berlin: De Gruyter 2019.

[32] Ludwig Kaas, Zur völkerrechtlichen Sonderstellung der Rheinlande nach der Räumung, in: Europäische Geschichte. Hamburger Monatshefte für auswärtige Politik 7 (1929), 222-231. Gleichzeitig veröffentliche Kaas besatzungskritische Briefe an den Minister für die besetzten Gebiete und zeitweiligen Reichskanzler Joseph Wirth (Zentrum): Vgl. Jon Jacobson, Locarno Diplomacy. Germany and the West. 1925-1929, Princeton: Princeton University Press 1972, 297.

[33] Carl Schmitt, Völkerrechtliche Probleme im Rheingebiet, hier zitiert nach: Carl Schmitt, Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar – Genf – Versailles, 3. Aufl., Berlin: Duncker& Humblot 1994, 111-123. Es handelt sich um einen Vortrag, den Schmitt im Oktober 1928 auf der Tagung des Verbandes Deutscher Geschichtslehrer in Heppenheim (Bergstraße) gehalten hatte.

[34] Carl Schmitt, Tagebücher 1925 bis 1929, herausgegeben von Martin Tielke und Gerd Giesler, Berlin: Duncker& Humblot 2018, 224 (Eintrag vom 31. Oktober 1928: „will mit Kaas zusammen meinen Aufsatz veröffentlichen“).

[35] Schmitt, Tagebücher (Fn. 34), 4. Das „Spanische Institut“ wäre ein Auslandsinstitut der Görres-Gesellschaft gewesen, ein Gegenstück zu dem 1888 gegründeten Institut in Rom. Schmitt hatte den Vortrag Staat und Souveränität im Zeitalter des modernen Imperialismus zurückgezogen.

[36] Werner Weber, Die deutschen Konkordate und Kirchenverträge der Gegenwart, Bd. 1, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1962, 67-89.

[37] Ulrich von Hehl, Ein vergessener Nothelfer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. November 2023.

[38] Hier nach: Reinhard Mehring, Carl Schmitt. Aufstieg und Fall. Eine Biographie, München: C.H. Beck 2009, 304. Kaas hatte einen entsprechenden Artikel in der katholischen Tageszeitung „Germania“ am 29. Januar 1933 veröffentlicht.

[39] Thomas Brechenmacher (Hrsg.), Das Reichskonkordat 1933. Forschungsstand, Kontroversen, Dokumente, Paderborn: Schönigh 2007.

[40] Christian Schulze Pellengahr, Das Verbot der politischen Betätigung für Geistliche nach katholischem und evangelischem Kirchenrecht sowie im geltenden Staatskirchenrecht. Unter Berücksichtigung der Staaten- und Verfassungsgeschichte Deutschlands und Österreichs, Dissertation, Schriften zum Staatskirchenrecht Bd. 45, Frankfurt am Main: Peter Lang 2009.

[41] Ludwig Kaas, Die geistliche Gerichtsbarkeit der katholischen Kirche in Preußen in Vergangenheit und Gegenwart mit besonderer Berücksichtigung des Westens der Monarchie, Stuttgart: Enke 1915/16 (zwei Bände).

[42] Katrin Bayerle, Ulriche Stutz. Von der Eigenkirche zur „hinkenden Trennung zwischen Kirche und Staat“, in: Thomas Holzner/Hannes Ludyga (Hrsg.), Entwicklungstendenzen des Staatskirchen- und Religionsverfassungsrechts. Ausgewählte begrifflich-systematische, historische, gegenwartsbezogene und biographische Beiträge, Paderborn: Schöningh 2013, 505-518; Ulrich Stutz, Die Eigenkirche als Element des mittelalterlich-germanischen Kirchenrechtes, Berlin 1895.

[43] Gary Lease, Der Nachlass Rudolph Sohms, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Kanonistische Abteilung 92 (1975), 348-376.

[44] Martin Otto, Philipp Zorn, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 28, Berlin: Duncker& Humblot 2024, 746-748; Julia Schmid, Konservative Staatsrechtslehre und Friedenspolitik. Leben und Werk Philipp Zorns, Abhandlungen zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Bd. 85, Ebelsbach: Aktiv Druck & Verlag GmbH 2001; insgesamt hierzu auch: Martin Otto, In der „protestantischen Ebene“. Ernst Rudolf Huber als evangelischer Kirchenrechtler, in: Ewald Grothe (Hrsg.), Ernst Rudolf Huber. Staat – Verfassung – Geschichte, Baden-Baden: Nomos 2015, 121-145, 124.

[45] Martin Otto, Heinrich Pohl, in: Maria Magdalena Rückert (Hrsg.), Württembergische Biographien, Bd. II, Stuttgart: Kohlhammer 2011, 216-219.

[46] Eugen Rosenstock-Huessy, Ja und Nein. Autobiographische Fragmente, Heidelberg: Lambert Schneider 1968, 121 (Postskript eines gewesenen Rechtshistorikers); Martin Otto, „Habilitandenjahrgang 1912“ – Wege und Wirkungen einer rechtshistorischen Generation, Jahrbuch Simon-Dubnow-Institut XIV (2015), 297-323, 321-323.

[47] Foto: Erich Salomon, public domain.

[48] Bernhard vom Brocke, Friedrich Glum (1891–1974), in: Kurt A. Jeserich/Helmut Neuhaus (Hrsg.): Persönlichkeiten der Verwaltung. Biographien zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1648–1945, Stuttgart: Kohlhammer 1991, 449–454; Michael Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3: Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, München: C.H. Beck 1999, 257.

[49] Ronald Lambrecht, Carl Heinrich Becker als Kultuspolitiker in der Weimarer Republik, in: Kristina Michaelis/ Ulf Morgenstern (Hrsg.), Kaufleute, Kosmopoliten, Kunstmäzene. Die Gelnhäuser Großbürgerfamilien Becker und Schöffer, Hamburg: Verlag am goldenen Fuß 2013, 82-85.

[50] Die Tätigkeit von Smend im preußischen Kultusministerium ist belegt, im Schrifttum finden sich aber kaum Hinweise; allerdings: Helmuth Plessner, Selbstdarstellung, in: Tilman Allert/Joachim Fischer (Hrsg.), Plessner in Wiesbaden, Wiesbaden: Springer 2014, 13-40 (22); auch Otto, In der „protestantischen Ebene“ (Fn. 44), 124.

[51] Gerhard Anschütz, Die bayerischen Kirchenverträge von 1925, Berlin: Loewenthal 1925, 5.

[52] Ludwig Kaas, Der Konkordatstyp des faschistischen Italien, ZaöRV 3 (1933), 488–522.

[53] Otto Dibelius, Das Jahrhundert der Kirche. Betrachtung, Umschau und Ziele, Berlin: Furche-Verlag 1927.

[54] Otto Dibelius, in: Berliner Evangelisches Sonntagsblatt, 13. November 1932, hier zitiert nach: Dietrich Bronder, Bevor Hitler kam, 2. Aufl., Hannover: Lühe 1975, 415. Zu Dibelius nunmehr Hartmut Fritz, Otto Dibelius. Ein Kirchenmann in der Zeit zwischen Monarchie und Diktatur, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1998.

[55] Foto: Alexandra Kemmerer.

English

1. The Forgotten “Trier Branch”

The branch office of the Kaiser Wilhelm Institute for Comparative Public Law and International Law for “the Law of Occupation, the Saar Region and Concordats” in Trier was founded on 24 July 1925.[1] Neither the exact date of the opening or of the start of operations in Trier nor the location can be determined precisely. From 1926 onwards, the branch office is listed in the common directories of the time.[2] However, no indication of an exact address or building is given and no employees, apart from the director Ludwig Kaas (1881-1952), are named. We can therefore only speculate about the exact size of the branch office. The remit of the almost obscure organisation is clearly described, however: Alsace-Lorraine, Belgium, Luxembourg, the law of occupation and of concordats.[3] In an interview with the Catholic newspaper Germania in 1932, Institute Director Viktor Bruns (1884-1943) named the interpretation of the Treaty of Versailles, the law of the “ceded territories and the Saar region” and foreign state‑church law as the focal points of the branch’s work.[4] Yet, the specifications given were by no means uniform: in an internal document, namely the Kaiser Wilhelm Society’s “Budget Exposé” of 1931, the area of activity of the branch office “run by Prof. Kaas” was only described as “law of concordats”.[5] This suggests that one focus of the branch office’s work was the preparation of a concordat between the German Reich and the Holy See; preliminary work on this had already begun in 1920/21, with the participation of member of parliament Georg Schreiber (1882‑1963).[6] Furthermore, publications explicitly referring to the Trier branch are sparse; procurable in libraries is a work by Theodor Grentrup (1879-1967), a priest of the Steyel missionaries interested in legal issues, on “The Freedom of Mission According to the Rules of Existing International Law” (Die Missionsfreiheit nach den Bestimmungen des geltenden Völkerrechts) from 1928[7] with a foreword by Ludwig Kaas. The work deals with a topic rather marginal in international law scholarship but important to the Catholic Church: German missionary communities were affected by Article 438 of the Treaty of Versailles, which mandated their property and personnel in the mission areas to be put under Allied control.[8] The branch office had a unique position within the Kaiser Wilhelm Society, particularly due to its decidedly Catholic orientation and its location in Trier, which was at the time primarily an episcopal city with a population of just 57,341 in 1925 (51,165 Catholics, 5,562 Protestants, 625 denominational Jews)[9] and the seat of a Prussian regional council. Scientific libraries and organizations, with which Kaiser Wilhelm Institutes would usually cooperate, were not available there.

2. “Borderland Subsidies” and the Politics of Denomination

Trier was in the outermost periphery of the German Reich, located just 15 kilometres from the border with Luxembourg in Wasserbillig and not much further from Belgium, the Saar region, standing under a League of Nations mandate, and France. The capital of the Reich, Berlin, however, was 563 kilometres away. The border was never completely impermeable, there were family relationships across the border, the Catholic Church was deeply rooted in the population on both sides of it, and the local Moselle-Franconian language was spoken and understood in everyday life. Yet, the consequences of the Treaty of Versailles were particularly tangible here. The nearby Grand Duchy of Luxembourg, which had been part of the Deutscher Bund (German Confederation) until 1866, was no longer part of the German customs territory. Trier was separated from its western hinterland by a new customs boundary, which also affected the hinterland of the city on the Saar, which was traditionally orientated towards Trier. The loss of Alsace-Lorraine to France and Eupen-Malmedy to Belgium also brought Trier closer to a western border already strained by the war. These changes, which characterised and burdened life in Trier during the Weimar Republic, exacerbated the marginalisation, not only due to geographical factors, which had already been established in the years before the First World War. Catholics made up more than a third of the population of the predominantly Protestant German Reich at the time and were not discriminated against legally, but they were underrepresented in many fields, including in academia.[10] Bismarck’s fiercely fought Kulturkampf against the Catholic Church had been particularly virulent in the Trier region. Bishop Matthias Eberhard (1815‑1876) had been incarcerated for several months in 1874 and when he died in 1876, the Kulturkampf was at its height: in the diocese of Trier, 250 priests faced trial and 230 out of 731 parishes were unoccupied. From 1876 to 1881, even the episcopal see in Trier was vacant due to political reasons, namely the Prussian authorities refusing assent. Bishop Michael Felix Korum (1840-1921), who had been in office since 1881 and whose episcopate ended with his death in 1921, during the Weimar Republic, came from Alsace and was an important mentor to Ludwig Kaas. Despite the Weimar Republic being actively shaped by the Catholic Centre Party (Deutsche Zentrumspartei) and the temporal distance, the Kulturkampf and its consequences were still noticeable, especially in a city like Trier, intensely shaped by the clergy. In terms of constitutional law, however, the situation for Catholics had improved with the Weimar Constitution. Protestant scholar of canon law Wilhelm Kahl (1849‑1932), a member of parliament for the German People’s Party (Deutsche Volkspartei), and Catholic priest Joseph Mausbach (1861‑1931), a member of parliament for the Centre Party, in particular had campaigned in the Weimar National Assembly for the inclusion of a compromise on state‑church law in the Weimar Constitution, which ended up containing the principle “There is no state church”, yet only introduced an incomplete, “limping”, separation of state and church.[11]

3. Trier as an Academic Centre

Despite their emancipation, not all Catholics unreservedly supported the republic. Catholics still stood under the verdict of backwardness in the Protestant-dominated university landscape. That was an exaggeration, but educational institutions beyond the high school level were in fact sparse in Trier. In 1925, the only such institutions were an episcopal seminary, already viewed with suspicion by university theology, founded in 1773[12], with just 200 students, where Ludwig  Kaas was a lecturer in canon law until the early 1920s[13] , a small “Scientific Institute for Pedagogy” without university status, which trained teachers for Catholic primary schools, and a “Provincial Teaching Institute for Viticulture, Fruit Growing and Agriculture” with a total of seven teaching staff. The academic assets of the city did however include the Catholic “Görres Society for the Advancement of Science”, founded in 1876, which held its general meeting in Trier in 1925. Those searching higher education mostly went to the University of Bonn, which had a strong Protestant character despite its Catholic faculty.

The former Kurie Eltz which housed the Trier branch office[14]

At first glance, the branch office was a little-disguised subsidy programme for the borderland, which was by no means unusual in the Weimar Republic. At second glance, however, there are more profound rationales behind the branch office’s location. In 1926, a rear extension to Kurie Eltz at Großer Eulenpfütz 1, which dated back to 1726 and housed Kaas’s parsonage, was built in Heimatstil historicist style by master cathedral architect Julius Wirtz (1875-1952).[15] In return, Kaas made his extensive library, which he finally donated to the institute in 1933,[16] available to the branch office. Many books from this collection can still be found in the MPIL’s library in Heidelberg today. The branch office had an annual budget of 25,000 Reichsmark, 10,000 Reichsmark of which was just for Kaas.[17] It was, in what could be called a personalist exaggeration of the Harnack principle, founded around the person of Ludwig Kaas, in order to provide him with “a special place of activity”.[18] Accordingly, it served not least the promotion of a singular scientist. The branch was essentially Kaas’ institute; there are no references to other employees. The initiator and man in the background[19] was Georg Schreiber, another Catholic priest operating on the borderline between church and politics.[20] Both Kaas and Schreiber were active members of the Görres Society and made an appearance at its general meeting in Trier in 1925.

4. The Man in the Background: Georg Schreiber

Georg Schreiber (on the left) on the occasion of the conferment of the Great Cross of Merit of the Federal Republic of Germany (Großes Bundesverdienstkreuz) to Carl Bilfinger (fourth from the right) in Heidelberg on 24 July 1953.[21]

Born in Rüdenshausen in the lower Eichsfeld region near Hanover in 1882, Schreiber was ordained as a priest in 1905 and received his doctorate in Berlin in 1909[22]. Only a few years later in 1913, in close proximity to the Protestant canon lawyer Ulrich Stutz (1868-1938), he was awarded a doctorate in theology in Freiburg im Breisgau[23] and in the same year became a private lecturer in church history in Münster. In 1915, Schreiber became associate professor of canon law and Bavarian constitutional and administrative law at the Royal Bavarian Lyceum in Regensburg, then in 1917 full professor of church history and the historical study of caritas at the University of Münster. From 1920 to 1933, Schreiber was a member of parliament for the Centre Party representing the constituency Westfalen-Nord (“Northern Westphalia”). He was an influential parliamentarian and regarded as a “Reich prelate” with a special interest in “foreign studies”; from 1926 to 1933 he was a senator of the Kaiser Wilhelm Society and was, among other things, able to successfully advocate for a “Catholic” branch in Trier.[24] From 1933 onwards, conflicts with Hitler’s National Socialist German Workers’ Party (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) became more frequent, which led to his resignation in 1936. After 1945, Schreiber was appointed by the British as the first post-war rector of the University of Münster[25] and was able to continue his activities in the field of educational policy in the Federal Republic; in the final years of his life, for example, he supported historian Rudolf Morsey (1927-2024).[26] Schreiber died in Münster in 1963. In the branch office however, Schreiber remained in the background. Here, Ludwig Kaas, a “political priest” of almost the same age as Schreiber, set the tone.

5. The Harnack Principle in Terms of Denomination: Ludwig Kaas

The German delegation in the gardens of Metropol hotel in Geneva, commemorating Germany’s accession to the League of Nations in 1926. Standing in the front row are the heads of the delegation, from right to left: State Secretary Karl von Schubert, Gustav Stresemann, State Secretary Robert Weissmann, Prelate Ludwig Kaas.[27]

Against the backdrop of Kaas’ biography,[28]  the choice of Trier as a location is not surprising; Kaas, the son of a merchant, was born there in 1881, graduated from high school and also began his theological studies at the Faculty of Philosophy and Theology in Trier, but then went on with them Rome and Bonn. In Bonn, he visited lectures by the Protestant canon law expert Ulrich Stutz[29], as whose student Kaas came to identify himself. After Kaas had been head of the orphanage Kemperhof and an affiliated secondary school in Koblenz from 1910 to 1918, he became a professor of canon law at the Catholic theological faculty in Bonn in 1919. In the same year, he was elected to the National Assembly as a representative for the Koblenz-Trier constituency and, like his party colleague Schreiber, was a member of parliament from 1920 to 1933 without interruption. He was party chairman from 1928 to 1933; on election posters, he was depicted alongside Heinrich Brüning (1885-1970) as a “Leader of the German Centre Party”.

Election Poster depicting Heinrich Brüning and Ludwig Kaas, 1930.[30]

From 1917, the canon law expert worked with the diplomat Eugenio Pacelli (1876‑1958), who was nuncio in Munich at the time and later went on to become Pope Pius XII. During the “Rhenish Republic”, he, not unlike Adenauer,  showed separatist sympathies for a “Rhine state” but within the association of the German Empire.[31] On 8 May 1929, Kaas gave a lecture at the 17th General Assembly of the Kaiser Wilhelm Society in Berlin entitled “On the Special Status under International Law of the Rhineland after Evacuation” (Zur völkerrechtlichen Sonderstellung der Rheinlande nach der Räumung)[32], in which he referred approvingly to Carl Schmitt (1888‑1985), who was still considered part of the Centre Party milieu at the time, in particular to his 1928 lecture “International Law Problems in the Rhine Region” (Völkerrechtliche Probleme im Rheingebiet)[33]. Although Kaas and Schmitt made plans for a joint publication[34], there was a mutual mistrust; in 1925, Schmitt had withdrawn a lecture intended to be held at the general meeting of the Görres Society in Trier because he had not been considered by Kaas and Schreiber for a prospective “Spanish Institute”.[35] On 14 June 1929, the Free State of Prussia signed a concordat with the Holy See;[36] Kaas’ preparatory work for this can hardly be underestimated, and the branch office in Trier also played an important role. Kaas was often regarded as a Catholic compromise candidate, including when he was elected party chairman.[37] It remains disputed to what extent he, from 1930 onwards, worked towards a coalition with the National Socialists. In any case, in January 1933, Kaas publicly attacked Carl Schmitt for his support of the declaration of a state of emergency by Chancellors Papen and Schleicher.[38] In April 1933, he went to Rome as a priest and lived in the Vatican from then on; on 20 July 1933, he was present at the signing of the Reichskonkordat, the concordat between the Holy See and the German Reich, which he had helped to negotiate on behalf of the Vatican.[39] Kaas did not return to National Socialist Germany and, even after 1945, remained under the protection of the Vatican. He died in Rome in 1952. By this time, he already constituted a relict of a different time; the “political priest” was unknown in the Federal Republic, which was to grant Catholics an even more comfortable role;[40] yet it was Kaas himself who had made sure of this with the Reichskonkordat.

6. Protestant Influences

In fact, Kaas was, in some respects, “less Catholic” than it initially appears. He was a student of the Protestant international law expert Ulrich Stutz, a Reformed Christian who had also co-supervised his habilitation in Bonn.[41] The pious Christian and legal positivist, who mainly worked in Bonn and Berlin, was a Borussophile Swiss, to whom in clerical legal history, among other things, owes basic research on the Eigenkirche (the institution of proprietary churches).[42] By power of his networks, Stutz was temporarily one of the most influential professors in the German Empire. He was a member of the Prussian Academy of Sciences and was friends with the canon lawyer Rudolph Sohm (1841‑1917)[43] , but as an expert in canon law, he had particularly good relations with the Catholic Church. In Bonn, he worked closely with Philipp Zorn (1850-1928), a scholar of canon and international law, who had many students and stood for a statist approach to canon law.[44] This was not directly applicable to the Catholic Church, but Zorn, who also had Catholic students such as Heinrich Pohl (1883-1931)[45], was alien to a culture war approach. In any case, Kaas was to seek out an unparalleled coordination of the Catholic Church with the state, as expressed in the Prussian Concordat and, under National Socialist auspices, in the Reichskonkordat of 1933. Eugen Rosenstock-Huessy (1888-1973) later critically labelled Stutz “the blind and deaf pope of legal history”. [46]

7. The Tasks: Monitoring the Concordats and Political Advisory

Ludwig Kaas speaking at the Reichstag in 1930.[47]

There are many indications that the branch office was founded primarily to support and actively promote a concordat and other state treaties with the Catholic Church, going far beyond a Catholic form of political advisory. In this respect, Trier was a “Catholic” branch of the Kaiser Wilhelm Society, which was still characterised by Protestantism. This was also ensured by men in the background such as Friedrich Glum (1891‑1974)[48] as Secretary General of the Kaiser Wilhelm Society, and the enterprising Prussian Minister of Culture Carl Heinrich Becker (1876‑1933)[49], a fellow Bonn professor of Stutz and Zorn, who, together with another colleague, Rudolf Smend (1882-1975), worked towards the establishment of an equal co-operation between the state and the religious communities founded upon a contractual basis,[50] as was to be manifested in the concordats. Kaas, highly qualified in state‑church law, was of particular importance here, as a Catholic voice in a largely Protestant, but not anti‑Catholic environment. This approach was not without scholarly opposition, particularly from traditional positivists, who strongly emphasised the role of the church as a religious institution under state supervision. Gerhard Anschütz (1867‑1948), for example, had used the terms “dock” and “slippery slope” in connection with the Bavarian church treaties of 1925, concluded between the Free State and the Catholic and Protestant churches,[51] and warned against the conclusion of equal treaties with the church on the federal level. The model for Ludwig Kaas’ political advisory on concordats was however, despite not always being openly named, fascist Italy with the Lateran Treaty of 1929. Ludwig Kaas, as an academic member of the Institute for Comparative Public Law and International Law, wrote an eulogy on “The Concordat Type of Fascist Italy” (Der Konkordatstyp des faschistischen Italien) in the Institute’s journal in 1932.[52] From the Catholic perspective of the time, Italy had been, despite the vast majority of its population being Catholic, ruled in an anti-clerical manner until 1922 and Benito Mussolini, who in the 1920s was a source of fascination, by no means only for those on the political right, had succeeded in achieving a historical equalisation with the Lateran Treaties, at the latest. Even a leading German Protestant such as the Prussian Superintendent General Otto Dibelius (1880-1967), who worked closely with Smend, found it remarkable even before the Lateran Treaties that the Duce had erected the cross over Rome[53] and stated in a newspaper article in 1932: “At least: Fascism generally affirms Christianity and the Church!”[54]

8. A Success?

“A faithful and wise follower of Christ”: Ludwig Kaas’ grave at Campo Santo Teutonico[55]

The Reichskonkordat of 1933 was in many respects a response to the Italian Lateran Treaties and perhaps the greatest success of the Trier branch, which was founded to work towards this concordat. Without Kaas as its director, around whom it was founded according to the unwritten tradition of the Kaiser Wilhelm Society, this concordat probably would not have come about. By the time it was signed, Kaas had passed the zenith of his influence, not only at the Kaiser Wilhelm Institute, and was to spend the rest of his life, not entirely voluntarily, far away from Trier, in Rome.

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Translation from the German original: Sarah Gebel

[1] Rudolf Bernhardt/Karin Oellers-Frahm, Das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Geschichte und Entwicklung von 1949 bis 2013, Berlin: Springer 2018, 6; direct quotations here and in the following: translated by the editor.

[2] Gerhard Lüdtke (ed.), Minerva. Jahrbuch der gelehrten Welt, Jahrgang 30, Vol. 1, Berlin: De Gruyter 1930, 285; listed under „Institute for Comparative Public Law and International Law of the Kaiser Wilhelm Society“ in Berlin: „Scientific member and head of the Trier branch: Canon, papal house prelate [i.e. Monsignore] and member of parliament Dr. Ludwig Kaas [Trier]”, interestingly, the branch office is not mentioned in the listing for Trier. Similar specifications („scientific member and head of the Trier branch“) can be found in: Preußisches Staatsministerium (ed), Handbuch über den Preußischen Staat für das Jahr 1930, 136. Edition, Berlin: Decker 1930, 243; there is also no mention of the branch office’s location in Trier here either.

[3] Georg May, Ludwig Kaas. Der Priester, der Politiker und der Gelehrte aus der Schule von Ulrich Stutz, Vol. 2, Amsterdam: B.R. Grüner 1982, 302.

[4] Nelly Keil, Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Gefahr, in: Germania ‑ Zeitung für das Deutsche Volk, 25 December 1932, quoted after May (fn.3)

[5] Georg Schreiber, Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Reichsetat und Reichsgeschehen, Jahrbuch Max-Planck-Gesellschaft 1951, 60-107,77; here, this is described as a „incorrect note“ (76). Schreiber mentions the „position under international law of Alsace-Lorraine, Luxembourg and Belgium“ and „law of occupation“ (76).

[6] Georg Schreiber, Der erste Entwurf des Reichskonkordats 1920/21, in: Hermann Conrad (ed), Gegenwartsprobleme des Rechts. Beiträge zum Staats-, Völker- u. Kirchenrecht sowie zur Rechtsphilosophie. Godehard Josef Ebers zur Vollendung seines 70. Lebensjahres gewidmet von seinen Freunden und Schülern, Vol. 2, Paderborn: Schoeningh 1950, 159-196.

[7] Theodor Grentrup, Die Missionsfreiheit nach den Bestimmungen des geltenden Völkerrechts. Mit einem Vorwort von Ludwig Kaas, Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, Vol. 5, Berlin: De Gruyter 1928.

[8] Article 438 of the Treaty of Versailles stipulated that “Christian religious missions” (“missions religieuses chrétiennes”) of German communities “shall continue to be devoted for missionary purposes.” The “Allied and Associated Governments” exercised “full control” over the heads of these missions and safeguarded the interests of these missions; Germany had to agree “to accept all arrangements made or to be made by the Allied or Associated Government concerned for carrying on the work of the said missions or trading societies” and waive “all claims on their behalf”.

[9] Data according to Brockhaus, 15. ed., Leipzig 1934, Vol. 19, 73; Numbers of the16 June 1925 census.

[10] Martin Otto, Konfessionen: Allgemein, Kirchliche Organisation und Konfessionen zwischen Kirche und Milieu, in: Rüdiger Voigt (ed), Weltmacht auf Abruf. Nation, Staat und Verfassung des Deutschen Kaiserreichs, Baden-Baden: Nomos 2023, 393-416.

[11] Hans Michael Heinig, „Es besteht keine Staatskirche.“ Das Verhältnis von Staat und Religion, in:  Horst Dreier/Christian Waldhoff (eds.), Weimars Verfassung. Eine Bilanz nach 100 Jahren, Göttingen: Wallstein 2020, 265-274; Ludwig Richter, Kirche und Schule in den Beratungen der Weimarer Nationalversammlung, Düsseldorf: Droste 1996.

[12] Data here and below according to Lüdtke (fn. 2), Vol. 2, 2801-2801.

[13] Still listed in: Richard Kukula/Karl Ignaz Trübner (eds.), Minerva. Jahrbuch der gelehrten Welt, Jahrgang 26, Berlin: De Gruyter 1923, 1191; his successor was „Dr. Wehr“, i.e. Matthias Wehr (1892-1967), Bishop of Trier from 1951 to 1966.

[14] Photo: Helge Rieder.

[15] Cf. Rheinland-Pfalz – Generaldirektion Kulturelles Erbe (ed), Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler: Kreisfreie Stadt Trier, Mainz 2024, 18.

[16] Karin Schnauff, Erinnerung an Ludwig Kaas. Zum 20. Todestag am 25. April 1972, Pfullingen: Neske 1972, 28; Arthur Wynen, Ludwig Kaas. Aus seinem Leben und Wirken, Trier: Paulinus 1953, 21.

[17] May (fn. 3), 302; Friedrich Glum, Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Erlebtes und Erdachtes in 4 Reichen, Bonn: Bouvier 1964, 328.

[18] Glum (fn. 17), 328.

[19] Schreiber (fn. 5), 77; Glum (fn. 17), 328.

[20] Rudolf Morsey, in: Neue Deutsche Biographie, Vol. 23, Berlin: Duncker& Humblot 2007, 529-530.; cf. Also Paul Mikat (ed.), Staatslexikon der Görres-Gesellschaft, 6. ed., Vol. 11 (subsidiary volume 3), Freiburg: Herder 1970, 150.

[21] With:  Professor Bauer (?), Hermann Weinkauff, Gerhard Anschütz, Georg Jellinek; Photo: MPIL.

[22] Georg Schreiber, Kurie und Kloster im 12. Jahrhundert. Studien zur Privilegierung, Verfassung und besonders zum Eigenkirchenwesen der vorfranziskanischen Orden vornehmlich auf Grund der Papsturkunden von Paschalis II. bis auf Lucius III. (1099-1181), Stuttgart: Ferdinand Enke 1910.

[23] Georg Schreiber, Untersuchungen zum Sprachgebrauch des mittelalterlichen Oblationenwesens. Ein Beitrag zur Geschichte des kirchlichen Abgabenwesens und des Eigenkirchenrechts, Dissertation, Freiburg im Breisgau: Wörrishofen 1913.

[24] May (fn. 3), 302.

[25] Bernd Haunfelder, Die Rektoren, Kuratoren und Kanzler der Universität Münster 1826–2016. Ein biographisches Handbuch, Münster: Aschendorff 2020, 224–228.

[26] Hans Christof Kraus, Was in den Akten steht, kam durch ihn in die Welt. Unbeirrbarer Korrektor der Geschichte der Bundesrepublik: Zum Tod von Rudolf Morsey, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27 May 2024.

[27] Photo: BArch, Bild 102-03169/ Pahl, Georg.

[28] Herrman A. L. Degener (ed), Degeners Wer ist’s, X. ed., Verlag Herrmann Degener Berlin 1935, 771; Karl Otmar von Aretin, in: Neue Deutsche Biographie, Vol. 10, Berlin: Duncker& Humblot 1974, 713-714; especially relevant in this context: Georg Schreiber, in: Paul Mikat (ed), Staatslexikon der Görres-Gesellschaft, 7. ed., Vol. 4, Freiburg: Herder 1988, 747-750.

[29] Andreas Thier, Ulrich Stutz, in: Neue Deutsche Biographie, Vol. 25, Berlin: Duncker& Humblot 2013, 659; more information: Martin Otto, Von der Eigenkirche zum Volkseigenen Betrieb. Erwin Jacobi (1884-1965). Arbeits-, Staats- und Kirchenrecht zwischen Kaiserreich und DDR, Tübingen: Mohr Siebeck 2018, 20-22.

[30] Copyright Indication: “Görres-Druckerei Koblenzer Volksstimme”; Image: Konrad-Adenauer-Stiftung/Archiv für christlich-demokratische Politik, Plakatsammlung Weimarer Republik/NS-Zeit 10-043, CC-BY-SA 3.0 DE.

[31] Philipp Bender, Eine Rheinische Republik? Die ersten Rheinstaatsbestrebungen 1918/19 in Zeiten des völker- und verfassungsrechtlichen Umbruchs, Berlin: De Gruyter 2019.

[32] Ludwig Kaas, Zur völkerrechtlichen Sonderstellung der Rheinlande nach der Räumung, in: Europäische Geschichte. Hamburger Monatshefte für auswärtige Politik 7 (1929), 222-231. At the same time, Kaas published letters to the Minister of the Occupied Territories and temporary Reich Chancellor Joseph Wirth (Centre Party) criticizing the occupation: Cf. Jon Jacobson, Locarno Diplomacy. Germany and the West. 1925-1929, Princeton: Princeton University Press 1972, 297.

[33] Carl Schmitt, Völkerrechtliche Probleme im Rheingebiet, quoted after: Carl Schmitt, Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar – Genf – Versailles, 3. ed., Berlin: Duncker& Humblot 1994, 111-123. This lecture was held by Carl Schmitt in October 1928 at a conference of the Association of German History Teachers (Verband Deutscher Geschichtslehrer) in Heppenheim (Bergstraße).

[34] Carl Schmitt, Tagebücher 1925 bis 1929, edited by Martin Tielke und Gerd Giesler, Berlin: Duncker& Humblot 2018, 224 (entry of 31 October 1928: „I want to publish my article together with Kaas“).

[35] Schmitt, Tagebücher (fn. 34), 4. The “Spanish Institute” would have been a foreign institute of the Görres‑Gesellschaft, a counterpart to the institute founded in Rome in 1888. Schmitt had withdrawn his lecture on “The State and Sovereignty in the Age of Modern Imperialism” (Staat und Souveränität im Zeitalter des modernen Imperialismus).

[36] Werner Weber, Die deutschen Konkordate und Kirchenverträge der Gegenwart, Vol. 1, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1962, 67-89.

[37] Ulrich von Hehl, Ein vergessener Nothelfer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27 November 2023.

[38] Reinhard Mehring, Carl Schmitt. Aufstieg und Fall. Eine Biographie, Munich: C.H. Beck 2009, 304. Kaas had published an article to this effect in the Catholic newspaper Germania on 29 January 1933.

[39] Thomas Brechenmacher (ed.), Das Reichskonkordat 1933. Forschungsstand, Kontroversen, Dokumente, Paderborn: Schönigh 2007.

[40] Christian Schulze Pellengahr, Das Verbot der politischen Betätigung für Geistliche nach katholischem und evangelischem Kirchenrecht sowie im geltenden Staatskirchenrecht. Unter Berücksichtigung der Staaten- und Verfassungsgeschichte Deutschlands und Österreichs, dissertation, Schriften zum Staatskirchenrecht Vol. 45, Frankfurt am Main: Peter Lang 2009.

[41]Ludwig Kaas, Die geistliche Gerichtsbarkeit der katholischen Kirche in Preußen in Vergangenheit und Gegenwart mit besonderer Berücksichtigung des Westens der Monarchie, Stuttgart: Enke 1915/16 (two volumes).

[42] Katrin Bayerle, Ulriche Stutz. Von der Eigenkirche zur „hinkenden Trennung zwischen Kirche und Staat“, in: Thomas Holzner/Hannes Ludyga (eds.), Entwicklungstendenzen des Staatskirchen- und Religionsverfassungsrechts. Ausgewählte begrifflich-systematische, historische, gegenwartsbezogene und biographische Beiträge, Paderborn: Schöningh 2013, 505-518; Ulrich Stutz, Die Eigenkirche als Element des mittelalterlich-germanischen Kirchenrechtes, Berlin 1895.

[43] Gary Lease, Der Nachlass Rudolph Sohms, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Kanonistische Abteilung 92 (1975), 348-376.

[44] Martin Otto, Philipp Zorn, in: Neue Deutsche Biographie, Vol. 28, Berlin: Duncker& Humblot 2024, 746-748; Julia Schmid, Konservative Staatsrechtslehre und Friedenspolitik. Leben und Werk Philipp Zorns, Abhandlungen zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Vol. 85, Ebelsbach: Aktiv Druck & Verlag GmbH 2001; cf. on this generally: Martin Otto, In der „protestantischen Ebene“. Ernst Rudolf Huber als evangelischer Kirchenrechtler, in: Ewald Grothe (ed), Ernst Rudolf Huber. Staat – Verfassung – Geschichte, Baden-Baden: Nomos 2015, 121-145, 124.

[45] Martin Otto, Heinrich Pohl, in: Maria Magdalena Rückert (ed), Württembergische Biographien, Vol. II, Stuttgart: Kohlhammer 2011, 216-219.

[46] Eugen Rosenstock-Huessy, Ja und Nein. Autobiographische Fragmente, Heidelberg: Lambert Schneider 1968, 121 (Postskript eines gewesenen Rechtshistorikers); Martin Otto, „Habilitandenjahrgang 1912“ – Wege und Wirkungen einer rechtshistorischen Generation, Jahrbuch Simon-Dubnow-Institut XIV (2015), 297-323, 321-323.

[47] Photo: Erich Salomon, public domain.

[48] Bernhard vom Brocke, Friedrich Glum (1891–1974), in: Kurt A. Jeserich/Helmut Neuhaus (ed): Persönlichkeiten der Verwaltung. Biographien zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1648–1945, Stuttgart: Kohlhammer 1991, 449–454; Michael Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Vol. 3: Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, Munich: C.H. Beck 1999, 257.

[49] Ronald Lambrecht, Carl Heinrich Becker als Kultuspolitiker in der Weimarer Republik, in: Kristina Michaelis/ Ulf Morgenstern (ed), Kaufleute, Kosmopoliten, Kunstmäzene. Die Gelnhäuser Großbürgerfamilien Becker und Schöffer, Hamburg: Verlag am goldenen Fuß 2013, 82-85.

[50] Smend’s activity in the Prussian Ministry of Culture is documented but there are hardly any references to it in scientific literature; however: Helmuth Plessner, Selbstdarstellung (“self-description”), in: Tilman Allert/Joachim Fischer (ed), Plessner in Wiesbaden, Wiesbaden: Springer 2014, 13-40 (22); also: Otto, In der „protestantischen Ebene“ (fn. 44), 124.

[51] Gerhard Anschütz, Die bayerischen Kirchenverträge von 1925, Berlin: Loewenthal 1925, 5.

[52] Ludwig Kaas, Der Konkordatstyp des faschistischen Italien, HJIL 3 (1933), 488–522.

[53] Otto Dibelius, Das Jahrhundert der Kirche. Betrachtung, Umschau und Ziele, Berlin: Furche-Verlag 1927.

[54] Otto Dibelius, in: Berliner Evangelisches Sonntagsblatt, 13. November 1932, quoted after: Dietrich Bronder, Bevor Hitler kam, 2. ed., Hannover: Lühe 1975, 415. On Dibelius: Hartmut Fritz, Otto Dibelius. Ein Kirchenmann in der Zeit zwischen Monarchie und Diktatur, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1998.

[55] Photo: Alexandra Kemmerer.

Vom Kriegsgefangenen-Lager zum Völkerrechts-Colloquium: Drei Schlaglichter auf die Biographie Rudolf Bernhardts im Kontext der Institutsgeschichte nach 1945

Die berufliche Laufbahn meines Vaters Rudolf Bernhardt (1925-2021) war in vielfältiger Weise mit dem MPIL verbunden, arbeitete er doch hier zunächst von 1954 bis 1965 als Referent, dann von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1993 als einer der Direktoren und blieb dem Institut auch danach eng verbunden.[1] Dieser Beitrag deutet anhand von drei Lebensausschnitten – der Kriegsgefangenschaft 1945-47, der Zeit der Studentenbewegung der späten 1960er Jahre sowie der Völkerrechtskolloquien mit Polen ab 1974 – schlaglichtartig an, wie sich einige seiner persönlichen und wissenschaftspolitischen Positionen im zeitgeschichtlichen Kontext herausbildeten und artikulierten. Solche individuellen Werdegänge und Sichtweisen haben, wie bereits für andere Führungspersönlichkeiten am Institut, zum Beispiel Hermann Mosler und Karl Doehring, gezeigt wurde,[2] die Entwicklung des MPIL nicht unwesentlich geprägt. Neben den hier präsentierten drei „Schlaglichtern“, die vorrangig aus den privaten Tagebüchern nachgezeichnet werden, ließen sich natürlich zahlreiche weitere anführen, die in anderen Artikeln dieses Blogs auch gestreift werden.[3] Dass der vorliegende Beitrag aus meiner sehr speziellen Perspektive als Sohn Rudolf Bernhardts und professioneller Zeithistoriker geschrieben ist, wird am Schluss kurz reflektiert.

1. Eindrücke aus der Kriegsgefangenschaft

Die gut zwei Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1945-1947 hat mein Vater als junger Mann mehrfach nur mit viel Glück und äußerst knapp überlebt. Sein 1948 dazu niedergeschriebener detaillierter Erfahrungsbericht, der erstmals 76 Jahre später im April 2024 im Franz-Steiner Verlag veröffentlicht wurde,[4] gewährt drastische Einblicke in seine Erlebnisse in den sowjetischen Arbeitslagern nordöstlich von Moskau. Immerhin waren ihm in der Kriegszeit eine persönliche Verwicklung in Kampfhandlungen und damit die traumatischen Kriegserfahrungen vieler Altersgenossen, insbesondere an der „Ostfront“, erspart geblieben. Als 18-Jähriger am 1. Juli 1943 zur Reichswehr einberufen, hatte er in seiner zweijährigen Soldatenzeit bis Kriegsende eine Fliegerausbildung an mehreren „Fliegerhorsten“ bzw. Flugschulen im „Altreich“, wie zum Beispiel in Oschatz und Werder an der Havel, absolviert. Von dort aus war er auch periodisch zu Aufräumarbeiten nach Bombenangriffen in Städte wie Nürnberg und Berlin abgeordnet und am 1. Mai 1945 bei Potsdam von sowjetischen Truppen festgenommen worden.[5]

Vier markante Aussagen aus dem genannten Bericht von 1948 reflektieren wichtige Erfahrungen und Schlussfolgerungen des 22-jährigen Rudolf Bernhardt:
Erstens und vor allem schildert der Bericht die extremen Lebensbedingungen in den sowjetischen Arbeitslagern, in denen mein Vater härteste Waldarbeit verrichten und wiederholt lebensgefährliche Gefahrensituationen und Erkrankungen überstehen musste. Zweitens übte er aus der Perspektive eines jungen, einfachen Gefangenen vom untersten Ende der brutalen Lagerhierarchie scharfe Kritik am Regime der als „Brigadeleiter“ fungierenden, vielfach privilegierten deutschen Offiziere, die er verantwortlich machte für zahlreiche willkürliche Gewaltexzesse und vermeidbare Todesfälle von Mitgefangenen. Drittens artikulierte er, in der einfachen Diktion eines 22-Jährigen, in kategorischer Abgrenzung zum NS- und zum sowjetischen Regime eine emphatische Ablehnung von „Militarismus“ und jedwedem „Nationalismus“. Viertens schließlich erörterte er, in kritischer, aber relativ nüchterner Diktion, weitere Seiten des Sowjetregimes, dem er zwar gewisse Erfolge bei der Alphabetisierung und Industrialisierung zugestand, dessen Wirtschaftssystem, massive Propaganda und brutale Unterdrückung der Zivilgesellschaft er aber strikt ablehnte.[6]

Wie wirkten nun diese Erlebnisse und Wertungen des 22-Jährigen in seiner späteren Laufbahn als Völkerrechtler, Direktor am MPIL und Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) nach? Auf den ersten Blick – scheinbar gar nicht: In seinen zwei veröffentlichten berufsbiographischen Skizzen widmet er ihnen nur wenige, zurückhaltende Sätze,[7] im Familiengespräch wurden sie kaum thematisiert,[8] eine direkte Einwirkung auf berufliche Richtungsentscheidungen – von der Wahl des Studienfachs, des Promotionsthemas oder der Forschungsschwerpunkte Völkerrecht und Menschenrechte bis zur Tätigkeit als Richter am EGMR – ist nicht dokumentiert, teilweise sogar auszuschließen.[9]
Jedoch formten diese frühen Erlebnisse zweifellos persönliche Grundhaltungen, die in seine Berufstätigkeit als ein Faktor unter mehreren einflossen, so zum Beispiel in kollegiale Beziehungen und wissenschaftspolitische Positionierungen. Zu diesen Grundhaltungen gehörten eine geringe Affinität zum militärischen Habitus und Denken – auch weil ihm der „Krieg als Primärerfahrungsraum“ [10] vieler Altersgenossen erspart geblieben war –, eine entschieden transnationale Orientierung,[11] eine nüchtern-distanzierte Haltung gegenüber der Sowjetunion sowie eine lebensbejahende und humanistische Weltsicht. Einen Beleg für diese These eines unterschwelligen, aber prägenden Nachwirkens der Erfahrungen aus der Kriegsgefangenschaft  findet sich in einer prägnanten Bemerkung seines amerikanischen Kollegen und Freundes Thomas Buergenthal in der Laudatio zum 80. Geburtstag meines Vaters 2005:

„I developed great affection to him, no doubt also influenced by the fact that his years as prisoner of war and mine in a concentration camp have given us a shared appreciation of the joy of being alive and a profound belief in the need to promote laws and institutions capable of contributing to a world in which future generations are spared the suffering our generation and that of our parents had to endure.” [12]

Generationengeschichtliche Konstellationen

In einer erweiterten historischen Sicht auf die ersten Nachkriegsjahre in der Bundesrepublik ist zu erkennen, dass die Grundhaltungen meines Vater sich erfahrungs- und generationengeschichtlich stark mit denen der sogenannten „Flakhelfer“-Generation der Jahrgänge 1926 bis 1930 deckten, die Heinz Bude als Träger- und Aufstiegsgeneration der Bundesrepublik untersucht und entschieden von der nur wenig älteren „Kriegsgeneration“ des Zweiten Weltkriegs abgegrenzt hat.[13] Ohne hier auf Details einzugehen ist festzuhalten, dass die Angehörigen der Flakhelfer-Generation, so auch mein Vater, als Jugendliche der massiven Indoktrination des NS-Systems ausgesetzt gewesen waren und dessen Niederlage auch als Zusammenbruch einer sie prägenden Weltanschauung erlebten. Für die darauf gemünzte, bekannte zeitgenössische Diagnose des Soziologen Helmut Schelsky von der gegenüber politisch-ideologischen Großentwürfen „skeptische(n) Generation“ (1957)[14] enthält der Erfahrungsbericht meines Vaters von 1948 zahlreiche charakteristische Formulierungen.[15] Eine vergleichende generationengeschichtliche  Analyse unter Einschluss der anderen Führungspersönlichkeiten des MPIL, wie für die gesamte Belegschaft, könnte aufschlussreiche Einblicke in personelle Konstellationen und sozialkulturelle Wandlungsprozesse im Institut liefern.

Geburtsjahr und Amtszeiten der Direktoren des MPIL 1954-2002. Es ist ersichtlich, dass alle in dieser Zeit amtierenden Direktoren den Nationalsozialismus bewusst erlebt haben, jedoch war nur einer (Karl Doehring) als Militär in Kriegshandlungen aktiv.

Wenn Bude, wie auch andere, die Rezeption zeitgenössischer belletristischer Literatur als einen der prägenden wie abgrenzenden Indikatoren zwischen den Nachkriegs-Generationen anführt und für die „Flakhelfer-Generation“ Namen wie Günter Grass, Hans-Magnus Enzensberger, Martin Walser oder Ingeborg Bachmann nennt,[16] so bestimmten diese Autoren tatsächlich auch den frühen Lektürekanon meines Vaters. Im Rahmen seines Jurastudiums an der Universität Frankfurt am Main ab dem Wintersemester 1948 hat er neben den Seminaren in seinem Kernfach auch Veranstaltungen anderer Fächer besucht, so zum Beispiel des Philosophen Max Horkheimer sowie zur Philosophie- und Literaturgeschichte. Dazu exzerpierte er auf hunderten von Seiten den klassischen Philosophie- und Literaturkanon, von Platon und Sophokles über Kant und Schiller bis zu Balzac und Tolstoi.[17] Die Stillung eines aufgestauten Lesehungers hat er in den ersten Nachkriegsjahren buchstäblich als zweite Befreiung erlebt, ebenso wie private Fahrten nach West- und Südeuropa. Letztere verankerten und festigten früh, zusammen mit den ersten beruflichen Auslandsreisen 1953 zum „Salzburg Seminar in American Studies“ und 1959 an die Harvard Law School in den USA, seine „transnationale“ Orientierung.[18]

Salzburg Seminar in American Studies 1953, Gruppenfoto (Rudolf Bernhardt dritte Reihe von unten ganz rechts)[19]

2. Die Zeit der „Studentenunruhen“

Bekanntlich trat mein Vater nach seiner Promotion bei Hermann Mosler 1954 in das MPIL ein und arbeitete dort für gut zehn Jahre als Wissenschaftlicher Referent, bis er 1965 auf das Ordinariat „Öffentliches Recht IV“ an der Juristischen Fakultät der Universität Frankfurt berufen wurde.[20] Als relativ junger Professor, der sich auf der „liberal-konservativen“ Seite des politischen Spektrums verortete und just beim Beginn der Studentenrevolte 1967/68 die Würde und Bürde des Dekans der juristischen Fakultät übertragen bekam, fand er sich in der Folgezeit generationell und hochschulpolitisch zwischen allen Stühlen wieder.

Protestaktionen der Studierenden einerseits, wie Sitzblockaden – bei deren Überwinden ihn ein bekanntes zeitgenössisches Foto zeigt – und die Erwartungen konservativer Kollegen sowie Gespräche mit dem Konrektor der Universität andererseits, erzeugten hochschulpolitische und alltagskulturelle Zerreißproben. Sie werden in den Tagebuchaufzeichnungen aus dieser Zeit deutlich: „Demagogisch aufgehetzte Studentenmengen in der Universität, Belagerungen von Konzil und Senat (…), systematische Störungen von Veranstaltungen und verabredeten Diskussionen, durch radikale, ideologisch und praktisch begabte Minderheiten (…)“. [21] „Als gerade gekürter Dekan hatte ich mich nach allen Seiten zur Wehr zu setzen, auch gegen manche Kollegen“.[22] „Unter den Professoren erzkonservative und auch (ehrlich oder opportunistisch) radikal-progressive Exemplare, die Mitte wird zerschlissen“. [23]

Studentische Sitzblockade an der Universität Frankfurt a.M. 1968 (Rudolf Bernhardt hinten Mitte rechts)[24]

Anhand seiner Auseinandersetzung mit den politisch hoch umstrittenen „Notstandsgesetzen“ lässt sich die vielfach widersprüchliche Entwicklung in diesen Jahren andeuten. Begonnen hatte mein Vater die fachwissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema bereits in den frühen 1960er Jahren noch als Referent im MPIL, offensichtlich im Gespräch oder zumindest zeitlich parallel zu Hermann Mosler und Karl Doehring. Alle drei teilten die rechtsvergleichende Sicht auf das Sujet, das mein Vater bereits im Herbst 1963 in einem Vortrag auf einer Tagung der Österreichischen und Deutschen Gesellschaft für Rechtsvergleichung in Wien ansprach.[25] Im Herbst 1965 wählte er es auch als Gegenstand seiner Antrittsvorlesung an der Universität Frankfurt. Obwohl sich zu dieser Zeit die öffentliche Kontroverse über die geplante Novelle des Grundgesetzes bereits zuspitzte,[26] konnte man, nach seinen Aufzeichnungen, vor dem „Ausbruch der Unruhen“ 1967 „über die geplante ‚Notstandsverfassung‘ (…), auch bei dem sozialistischen Studentenbund, noch ungestört referieren und diskutieren“.[27] In seiner Antrittsvorlesung zur sogenannten Notstandsverfassung, die am 22. Februar 1966 in der FAZ abgedruckt wurde, plädierte Rudolf Bernhardt dezidiert für eine „knappe, griffige Notstandsformel“.

Beitrag Rudolf Bernhardts zur „Notstandsverfassung“ in der FAZ vom 22. Februar 1966

Die kurz zuvor im Sommer 1965 vom Bundestag diskutierte Fassung „in Bausch und Bogen als Anschlag auf die Demokratie abzulehnen“, zeige „Unkenntnis“ oder „abgrundtiefes Mißtrauen gegenüber den (…) demokratisch gewählten politischen Kräften unseres Landes“. Andererseits kritisierte er scharf die sieben bereits 1965 vom Bundestag verabschiedeten „einfachen Notstandsgesetze“ als „grotesken Perfektionismus“ von „überbordender Regelungswut“ und als teilweise verfassungswidrig. Das Fazit des FAZ-Beitrags lautete: „In Kenntnis des Risikos muss man auf ein Höchstmaß an Sicherheit verzichten, um mehr als ein Mindestmaß an Freiheit zu erhalten“.[28] Es wäre interessant, aus rechtsgeschichtlich kompetenter Sicht – die mir fehlt – die juristischen Positionen und einzelnen Argumente meines Vaters mit denen von Hermann Mosler und Karl Doehring in ihren ausführlichen Statements in der Sitzung des Rechts- und des Innenausschusses des Bundestages am 7. Dezember 1967 abzugleichen.[29] Zugleich ließe sich am Beispiel der „Notstandsgesetze“ exemplarisch die für das Verständnis der Arbeitsweise des Instituts zentrale Frage zum Verhältnis von arbeitsteiliger Wissensproduktion (etwa durch auf einzelne Länder spezialisierte Referenten), Synthese,  Publikation und Transfer der Ergebnisse in den politischen Raum reflektieren, [30] auch im Hinblick auf Fragen von Autorenschaft und „geistigem Eigentum“ an den Forschungsresultaten.

Für viele Leser*innen sicherlich überraschend war es, dass mein Vater mit einem Aufsatz zu den Notstandsgesetzen wider Willen auch zu einem Buch beitrug, das die ZEIT rückblickend als „gefeierte(n) Klassiker der 68er Generation“ apostrophierte, der zugleich „geschmäht [wurde] von denen, die sich damals angegriffen fühlten“.[31] Es handelte sich um den von seinem Frankfurter Fakultätskollegen Rudolf Wiethölter konzipierten Band „Rechtswissenschaft“ in der Reihe „Funkkolleg“ des Fischer Taschenbuch Verlags, der nach seinem Erscheinen 1968 innerhalb von knapp fünf Jahren vier Auflagen mit einer Gesamtzahl von 45.000 gedruckten Exemplaren erreichte.[32] Wiethölter stellte im Vorwort klar, die dem Buch zugrunde liegende Vorlesungsreihe für das „Funkkolleg“ des Hessischen Rundfunks sei „aus Unruhe als Bürgerpflicht“ entstanden, das Ziel sei die „Entzauberung des Rechts“ als „politisches Alibi und Verheißung“, um „mitzuwirken an der Entlarvung eines deutschen Götzendienstes: Dienst für den ‚General Dr. von Staat‘ (Thomas Mann)“.[33]

Funkkolleg Rechtswissenschaft (1968)

Von den insgesamt 20 „Kollegs“ (Rundfunk-Vorträgen) wurden jeweils zwei von Erhard Denninger und meinem Vater übernommen.[34] Wenig überraschend trugen die Beiträge meines Vaters über die „Entwicklung zum demokratischen Rechts- und Sozialstaat“ sowie zum „Notstandsrecht“ nichts zu Wiethölters Mission der „Entzauberung des Rechts“ oder der von der ZEIT diagnostizierten späteren Karriere des „vor allem von linken und liberalen Juristen geliebten“ Buches bei. Hintergrund der besonderen Konstellation war, dass mein Vater ebenso wie Denninger kollegialer Weise für den erkrankten Wiethölter kurzfristig eingesprungen war, ohne seine Beiträge auf Wiethölters Programm auszurichten.[35] Die erstaunliche, kaum bekannte Rolle meines Vaters als Mitautor eines „68er Klassikers“ zeigt, dass zu dieser Zeit die Gräben zwischen den hochschulpolitischen „Lagern“ zuweilen noch fluide waren und durch kollegiale Praktiken punktuell überwunden wurden, so dass spezielle inhaltliche „Melangen“ wie das „Funkkolleg“- Buch entstehen konnten. Es sei aber nachdrücklich festgehalten, dass sich mein Vater im Grundsatz zu den Forderungen und Aktionen der Studentenbewegungen, mit ihnen sympathisierender Kollegen sowie der Umsetzung der Hochschulreform sehr kritisch beziehungsweise ablehnend positionierte.[36]

3. Die Völkerrechtskolloquien der 1970er und 1980er Jahre

Die Zeit der Rückkehr meines Vaters an das MPIL 1970 als Co-Direktor von Hermann Mosler war nicht nur von den anhaltenden Spannungen an den Universitäten geprägt, sondern auch von den politischen Kontroversen um die „neue Ostpolitik“. Zu dieser bestand auch unter den führenden Wissenschaftlern am Institut eine breite Meinungsvielfalt. Hier hatte sich der Institutsmitarbeiter Fritz Münch, der seit 1955 Leiter der 1960 aufgelösten Außenstelle des MPIL in Berlin gewesen war, frühzeitig besonders exponiert. Schon 1965 hatte er ein juristisches Gutachten mit verfasst, in dem er die Rechtsgültigkeit des Münchener Abkommens von 1938 zur Einverleibung des Sudentenlandes in das nationalsozialistische Deutsche Reich feststellte.[37] In der Folgezeit hatte sich Münch nicht nur in daraus hervorgegangene gerichtliche und publizistische Kontroversen verwickelt, sondern wechselte im Sommer 1972 von der CDU zur NPD, für die er im November 1972 auch bei den Bundestagswahlen kandidierte.[38] Im Institut vertrat er neben Karl Doehring, Hartmut Schiedermair, Helmut Steigenberger und Hermann Mosler eine kritische Sicht auf die Ostverträge,[39] während Jochen Frowein und mein Vater sie eher unterstützen. An einer ersten, im Januar 1972 von der Theodor-Heuß-Akademie in Gummersbach organisierten Konferenz deutscher und polnischer Völkerrechtler nahmen von Seiten des MPIL Fritz Münch und mein Vater teil,[40] der dazu in seinem Tagebuch notierte:

„Es war sehr aufschlussreich und verlief im großen und ganzen ganz angenehm. Natürlich lässt sich die Geschichte der jüngeren Vergangenheit nicht vergessen, sie wirkt in die Gegenwart hinein, aber es sind vielleicht doch Chancen für mehr Verstehen und eine begrenzte Kooperation vorhanden.“[41]

Deutsch-polnisches Völkerrechtskolloquium in Gummersbach 1972. Rudolf Bernhardt fünfter von links.[42]

Die in der Folgezeit von meinem Vater federführend mit organisierte Serie deutsch-polnischer Völkerrechts-Kolloquien, deren erstes 1974 bei Warschau und zweites 1976 in Heidelberg stattfand, flankierten mit der Klärung von Rechtsfragen faktisch die Ostpolitik der sozialliberalen Regierung und enthielten somit natürlich eine allgemein- und wissenschaftspolitische Komponente. So wurde der Konferenz 1974 in Warschau explizit „auch eine politische Bedeutung beigemessen“ (…). „Bei einem Empfang des deutschen Botschafters in Warschau aus Anlass des Treffens war eine größere Anzahl polnischer Gäste u.a. aus verschiedenen Ministerien anzutreffen“. [43] Ausweislich der Tagungsprogramme nahm die rechtliche Seite wirtschaftlicher Kooperation eine herausgehobene Stellung ein, aber auch kontroverse Themen wurden diskutiert, zum Beispiel auf der Tagung 1974 Fragen des polnischen Staatsangehörigkeitsrechts.[44]

Empfang beim deutsch-polnischen völkerrechtlichen Kolloquium 1984 in München. Rudolf Bernhardt zweiter von rechts.[45]

Die zwischen 1982 und 1990 durchgeführten bilateralen Konferenzen mit sowjetischen Völkerrechtlern, die ebenfalls von meinem Vater mit angestoßen wurden, waren politisch und organisatorisch noch komplizierter und erforderten eine manchmal mühsame Abstimmung mit Stellen im Auswärtigen Amt und der Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft.[46]
Die Initiative für die Kolloquien und die privaten Aufzeichnungen machen unter anderem deutlich, dass mein Vater einerseits keine Berührungsängste gegenüber Kollegen aus sozialistischen Staaten hegte, noch etwa aus seiner Kriegsgefangenschaft herrührende Ressentiments gegenüber der Sowjetunion. Vielmehr förderte er den fachlichen Austausch, der mit polnischen Kollegen zu vertrauensvoller Zusammenarbeit gedieh, sich hingegen mit den Gesprächspartnern aus der Sowjetunion beziehungsweise Russland wegen grundlegender fachlich-rechtspolitischer Differenzen letztlich in Grenzen hielt.

Fazit

Insgesamt belegen die hier beleuchteten drei „Schlaglichter“ die auch von Kollegen erinnerte eher zurückhaltende, abwägende und dialogorientierte Haltung meines Vaters auch über grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten hinweg.[47] Und offensichtlich war die gemeinsame Erforschung des Völkerrechts am Institut inhaltlich wie fachkulturell tragfähig genug, die sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten und konträren Positionen in den hier betrachteten bewegten Zeiten der 1950er bis 1980er Jahre zusammenzuhalten.
Die Fragestellungen und Ergebnisse dieses Beitrags sind primär aus meiner Perspektive als Geschichtswissenschaftler formuliert und fußen wesentlich auf schriftlichen Dokumenten, kaum jedoch auf direkten mündlichen Auskünften zu Lebzeiten meines Vaters. Die andere, hier nicht verfolgte Perspektive meiner privaten Erinnerungen als Sohn Rudolf Bernhardts, aber auch die von Partner*innen und Kindern anderer Institutsmitarbeiter – immerhin eine Gruppe von mehreren hundert bis tausend Personen über inzwischen viele Jahrzehnte hinweg – würden andere, ebenfalls interessante Facetten der Institutsgeschichte eröffnen. Das Erleben und Erinnern von Arbeitsbelastungen, Ortswechseln, am Familientisch kurz angesprochenen Namen, Institutionen, Sachverhalten und Konflikten ließen sich zu einem ganz eigenen Wörterbuch von Institutsthemen und Erfahrungen zusammenführen.

***

Der vorliegende Beitrag schreibt meine Vorträge zum gleichen Thema auf der Akademischen Gedenkfeier für meinen Vater am 23. Oktober 2022 und auf dem Seminar Kriegsfolgenbewältigung und Westintegration der Seminarreihe 100 Jahre öffentliches Recht am 22. Februar 2024 (beide am MPIL) sowie den in Fußnote 6 genannten Aufsatz fort.

[1] Vgl. die autobiographische Skizze Rudolf Bernhardt, Staatsrecht im internationalen Verbund, in: Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart58 (2010), 337-351; jetzt auch: Eckart Klein, Rudolf Bernhardt (1925-2021), in: Michael Kilian/Heinrich Amadeus Wolff/Peter Häberle (Hrsg.), Staatsrechtslehrer des 20. Jahrhunderts. Nachtragsband Deutschland-Österreich-Schweiz, Berlin: De Gruyter 2024, 35-57.

[2] Vgl. Felix Lange, Praxisorientierung und Gemeinschaftskonzepte. Herman Mosler als Wegbereiter der westdeutschen Völkerrechtswissenschaft nach 1945, Berlin: Springer 2017; Karl Doehring, Von der Weimarer Republik zur Europäischen Union – Erinnerungen, Berlin: Wolf Jobst Siedler Verlag 2008.

[3] Vgl. z.B. den Beitrag von Frank Schorkopf, Grundrechtsschutz in den Gemeinschaften, MPIL100.de.

[4] Rudolf Bernhardt, Tagebuchaufzeichnungen aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1945-1947, herausgegeben und mit einem Nachwort von Christoph Bernhardt, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2024.

[5] Notizen im Tagebuch, Sammlung Rudolf Bernhardt, Familienarchiv Bernhardt.

[6] Vgl. Bernhardt, Tagebuchaufzeichnungen (Fn. 4), 103-106; Christoph Bernhardt, Die Tagebuchaufzeichnungen Rudolf Bernhardts aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft 1945-1947, in: Bernhardt, Tagebuchaufzeichnungen (Fn. 4), 127-145, 136.

[7] Christoph Bernhardt, Die Tagebuchaufzeichnungen Rudolf Bernhardts aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft 1945-1947, in: Bernhardt, Tagebuchaufzeichnungen (Fn. 4), 127-145, 142.

[8] Eine solche „Nicht-Thematisierung“ oder jahrzehntelang verzögerte Verarbeitung ist nach den Erkenntnissen der Forschung durchaus typisch für den Umgang vieler Kriegsgefangener mit Ihren Erlebnissen, vgl. Christoph Bernhardt, Die Tagebuchaufzeichnungen Rudolf Bernhardts aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft 1945-1947, in: Bernhardt, Tagebuchaufzeichnungen (Fn. 4), 127-145, 138-139.

[9] Christoph Bernhardt, Die Tagebuchaufzeichnungen Rudolf Bernhardts aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft 1945-1947, in: Bernhardt, Tagebuchaufzeichnungen (Fn. 4), 127-145, 138-139.

[10] So die Formulierung von Rebenich über die persönliche Verarbeitung der Kriegserlebnisse der prominenten Historiker und Altersgenossen meines Vaters Karl Christ und Reinhard Koselleck: Stefan Rebenich, Karl Christs Lebensmosaik. Die Schreie der Niedergewalzten gellten noch lange, FAZ 19.12.2023.

[11] So vertrat er auch nachdrücklich die Überzeugung, „dass die Völkerrechtswissenschaft keine nationale, sondern eine internationale Wissenschaft sei“: Rudolf Bernhardt/Karin Oellers-Frahm, Das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Geschichte und Entwicklung von 1949 bis 2013, Beiträge zum öffentlichen Recht und Völkerrecht, Bd. 270, Berlin: Springer 2018, 148.

[12] Thomas Buergenthal, Laudatio: Rudolf Bernhardt – Leben und Werk, ZaöRV 65 (2005), 519–524, 519.

[13] Heinz Bude, Deutsche Karrieren. Lebenskonstruktionen sozialer Aufsteiger aus der Falkhelfer-Generation, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1987.

[14] Helmut Schelsky, Die skeptische Generation. Eine Soziologie der deutschen Jugend, Düsseldorf/Köln: Eugen Diederichs Verlag 1957; vgl. auch Bude (Fn. 13), 43.

[15] Vgl. Bernhardt, Tagebuchaufzeichnungen (Fn. 4), 102-103.

[16] Bude (Fn. 13), 33; vgl. auch Rebenich (Fn. 10).

[17] Notizheft Rudolf Bernhardt: Exzerpte aus dem Wintersemester 1948/49, Familienarchiv Bernhardt.

[18] Vgl. Bernhardt, Staatsrecht (Fn. 1), 339-340.

[19] Foto: Familienarchiv Bernhardt.

[20] Bernhardt, Staatsrecht (Fn. 1), 339-340.

[21] Rudolf Bernhardt, Notiz vom 22.1.1968, Tagebuch II, Familienarchiv Bernhardt.

[22] Bernhardt, Staatsrecht (Fn. 1), 339.

[23] Rudolf Bernhardt, Notiz vom 14.8.1969, Tagebuch III, Familienarchiv Bernhardt; vgl. als Rückblick zur Situation an der Fakultät aus der Sicht des 1967 als Professor für Bürgerliches Recht und Rechtsgeschichte berufenen Bernhard Diestelkamp, Schmerzhafter Umbruch. 1968 im Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität, Forschung Frankfurt.  Das Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität 1 (2018), 27-30.

[24] Die Bildrechte haben sich trotz intensiver Recherche u.a. bei der Deutschen Universitätszeitung und dem Foto-Archiv der Süddeutschen Zeitung nicht klären lassen. Für weitere Hinweise wären wir dankbar.

[25] Rudolf Bernhardt, Eigenheiten und Ziele der Rechtsvergleichung im öffentlichen Recht, ZaöRV 24 (1964), 431-452, 444.

[26] Vgl. Alexandra Kemmerer, Praktiker des Wortes. Fritz Bauer und die Kritische Justiz, in: Katharina Rauschenberger/Sybille Steinbacher (Hrsg.), Fritz Bauer und ‘Achtundsechzig’. Positionen zu den Umbrüchen in Justiz, Politik und Gesellschaft, Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, Bd. 3, Göttingen: Wallstein 2020, 121-142,123ff.

[27] Bernhardt, Staatsrecht (Fn. 1), 339.

[28] Rudolf Bernhardt, Notstand und Verfassung. Wer soll in welcher Situation welche Maßnahmen ergreifen dürfen?, FAZ 22.2.1966, 9-10.

[29] Vgl. Deutscher Bundestag, 5. Wahlperiode, Protokoll 4: öffentliche Informationssitzung des Rechtsausschusses und des Innenausschusses am 7. Dezember 1967; ich danke Tim Wihl, dass er mir diese Quellen zugänglich gemacht hat.

[30] Vgl. dazu die auf einen anderen Fall bezogene Anmerkung von Frank Schorkopf, Grundrechtsschutz in den Gemeinschaften, MPIL100.de, sowie die Sichtweise meines Vaters auf diesen Sachverhalt in: Rudolf Bernhardt, Gruppenarbeit und Einzelleistung in Völkerrecht und Rechtsvergleichung, Mitteilungen der Max-Planck-Gesellschaft (1970), 301-313.

[31] Wiethölter wieder zu kaufen: Kritik des Rechts, ZEIT 18/1986, 25.4.1986, zitiert nach ZEIT Online.

[32] Rudolf Wiethölter, Rechtswissenschaft, unter Mitarbeit von Rudolf Bernhardt und Erhard Denninger, Frankfurt a.M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1968.

[33] Wiethölter (Fn. 32), 9-10.

[34] Vgl. die Ausführungen zu Wiethölter, Denninger und dem Funkkolleg-Band bei Diestelkamp (Fn. 23), 27-28.

[35]  Diestelkamp (Fn. 23), 27-28.

[36] Vgl. als Zwischenbilanz mit dem Fokus auf der Reform der Universitäten: Rudolf Bernhardt: Reform oder Anarchie? Zur Situation an den deutschen Universitäten, Zeitwende. Kultur, Theologie, Politik 43 (1972), 215-227.

[37] Vgl. Otto Köhler, Schweine und Esel, Der Spiegel 21 (1961).

[38] So jedenfalls der Eintrag in der Wikipedia-Enzyklopädie zu Münch, letzter Aufruf 23.5.2024; der Nachruf von Karl Doehring in der ZaöRV spricht diese Sachverhalte nicht an:  Karl Doehring, Fritz Münch 1906-1995, ZaöRV 55 (1995), 949-950.

[39] So, nach Lange, Armin von Bogdandy/Philipp Glahé, Alles ganz einfach? Zwei verlorene Weltkriege als roter Faden der Institutsgeschichte, MPIL100.de.

[40] Vgl.: Liste der Teilnehmer von deutscher Seite in Kolloquium polnischer und deutscher Völkerrechtler, 14.-16.1.1972, Ordner „Polen“, Nachlass Rudolf Bernhardt, Max-Planck-Archiv Berlin, III. Abteilung, ZA 221.

[41] Rudolf Bernhardt, Notiz vom 18.1.1972, Tagebuch III, Familienarchiv Bernhardt.

[42] Foto: Familienarchiv Bernhardt. Zur Tagung selbst: Deutsch-polnisches Völkerrechtskolloquium 1972. Referate deutscher und polnischer Völkerrechtler auf der Tagung vom 14. bis 16. Januar 1972 in der Theodor-Heuss-Akademie, Frankfurt am Main: Athenäum Verlag 1972.

[43] Vgl.: Rudolf Bernhardt, Bericht über den Verlauf des Treffens polnischer und deutscher Juristen vom 16.-19. September in Radziejowice bei Warschau, 9.10.1974, Ordner „Polen“, Nachlass Rudolf Bernhardt, Max-Planck-Archiv Berlin, III. Abteilung, ZA 221, 3-4.

[44] Bernhardt, Bericht (Fn. 43), 1-2.

[45] Foto: Familienarchiv Bernhardt. Außerdem haben sich auf dem Foto, dank Jerzy Kranz, identifizieren lassen: links neben Bernhardt: Janusz Łętowski, Marian Rybicki (fünfter von rechts), Miroslaw Wyrzykowski (dritter von links).

[46] Vgl. die Schriftwechsel im Ordner „Sowjetunion“, Nachlass Rudolf Bernhardt, Max-Planck-Archiv Berlin, III. Abteilung, ZA 221.z.B

[47] Vgl. etwa die Kurznotiz „Rudolf Bernhardt 90“, FAZ 29.4.2015.

‘Annotated Echoes’: Unveiling the Secrets of Nathaniel Bacon’s Historicall Discourse Copy at MPIL

In the hallowed halls of the Max Planck Institute for Comparative Public Law and International Law (MPIL) rests a treasure, a copy of Nathaniel Bacon’s An Historicall Discourse of the Uniformity of the Government of England. The First Part. From the first Times till the Reign of Edward the third. The Continuation of an Historicall Discourse of the Government of England, until the end of the Reign of Queen Elizabeth. With a Preface, being a Vindication of the ancient way of Parliaments in England. This rare find, dating back to 1672, has not only withstood the test of time but has also borne witness to the tumultuous history that surrounded its publication. Nathaniel Bacon, a presbyterian Member of Parliament for Cambridge University during the Long Parliament, penned this historic discourse during a period of intense political strife. Published in two parts, the first covering the early times till the reign of Edward III and the second continuing until the end of Queen Elizabeth’s reign, Bacon’s work stands as a testament to the challenges faced by dissenting voices during this period.

Bacon’s Bold Escape: Navigating Censorship, Prosecutions, and Secret Reprintings in the Battle for Enduring Ideas

Nathaniel Bacon (1593 – 1660)[1]

Bacon’s name is only attributed to the second part, suggesting a strategic move to avoid punishment. In a climate of strong censorship, this was a prudent tactic to protect the book from being seized and burnt. Joseph A. Dane’s insights into the bibliographical history shed light on the deliberate steps taken to safeguard this radical text. The copies of Bacon’s work faced numerous challenges, with attempts by Charles II’s government to suppress it leading to prosecutions of printers like John Starkey: in 1672, a privately reprinted work faced government prosecution upon discovery, leading to the vigorous persecution of both the publisher and the book. The government’s actions resulted in the confiscation and burning of numerous copies. The scarcity of this edition is emphasized in a passage by bookseller Starkey in the preface to the 1689 folio edition. However, despite such efforts of censorship, the work resurfaced through secret reprintings and editions during crucial periods such as the exclusion crisis and the revolution of 1689. Its endurance into the eighteenth century speaks to the enduring impact of Bacon’s ideas.

Bridging Centuries: Unravelling Mysteries Through Annotated Pages – The Enigmatic Legacy of Christopher Alderson Calvert’s Copy of Bacon’s Work

The Institute’s copy, acquired by the MPIL on August 14, 1986, holds a unique significance due to its rich annotations. Previously owned by Christopher Alderson Calvert (1811-1883), a figure intricately woven into Canterbury’s historical fabric, the annotations provide a fascinating window into the intellectual landscape of the nineteenth century. Calvert emerged as a prominent figure recurrently documented in the annals of Canterbury. His multifaceted contributions spanned various pivotal roles, including serving as the Canterbury Association secretary and later assuming the position of registrar of the Canterbury Supreme Court in 1860. Calvert’s annotations cover a broad spectrum, delving into contemporary events of the 19th century. However, the mystery lies in the numerous annotations that extend beyond Calvert’s lifetime, some even reaching into the 1920s. Some annotations appear in pen, although the vast majority are in pencil, at various points other annotators’ handwriting can be seen to differ from Calvert’s. This raises questions about additional readers and their contributions to the discourse surrounding Bacon’s work. As a heavily annotated copy, the MPIL’s volume offers a unique perspective on the evolving interpretations of Bacon’s text over time. The intricate layers of commentary, spanning centuries, enhance the book’s historical richness and contribute to the ongoing dialogue on constitutional history, radical republicanism, and the ‘Whig Interpretation of History’. As we delve into its pages, we are reminded to cross borders, trespass into historical narratives, and go beyond the confines of traditional interpretations.

Unveiling Legal History: Charting Paths for Legal Thought and Practice with the Heisenberg Project

In a manner akin to how Bacon’s treatises serve as a portal to the constitutional and political discourses prevalent in early modern England, Hugo Grotius’ foundational work and landmark seminal On the Rights of War and Peace (De iure belli ac pacis, IBP) established the bedrock for contemporary international law. The Heisenberg Project, titled “The Unseen History of International Law: A Census Bibliography of Hugo Grotius’s De iure belli ac pacis” aims to illuminate a previously unexplored facet of international law’s history through a comprehensive examination of all surviving copies of the first ten editions of Hugo Grotius’ IBP, with the goal of publishing a detailed census bibliography by 2025. This date marks the 400th anniversary of IBP’s inaugural publication, a work that has been foundational to the development of modern international law since its first edition in 1625. By systemizing the annotations made by statesmen, diplomats, and scholars over four centuries, the project seeks to uncover the rich tapestry of engagements with IBP. This endeavour not only promises to shed light on the text’s profound influence and reception but also aims to redefine our understanding of international law’s historical evolution by tracing the dissemination, interpretation, and adaptation of IBP across different epochs and geographies.

The integration of legal scholars’ findings such as those of the Heisenberg Project not only augments our comprehension of Bacon’s contributions, but also embeds them within the broader tapestry of legal historiography. This interplay between continuity and transformation in legal scholarship, and its influence on the development of legal and political institutions, underscores the pivotal role of historical legal documents in both deciphering historical contexts and addressing current legal quandaries and discussions.

Guardians of Legal Heritage: The MPIL Library Separata’s Enduring Role in Preserving and Propelling Legal Scholarship

The MPIL’s rare books collection before 2010[2]

The pivotal role of historical legal documents has long stood at the forefront of legal scholarship at the MPIL, not only through its pioneering research initiatives but also by virtue of its remarkable library. This library, with its extensive collection of over 725,000 volumes, including approximately 1000 precious works printed before the 19th century (stored separately as “Separata”) embodies the Institute’s dedication to the comprehensive study of legal history and its nuances. The acquisition and preservation of antiquarian books, such as the annotated copy of Nathaniel Bacon’s An Historicall Discourse and the foundational texts by Hugo Grotius such as IBP, allow scholars to study and understand the evolution of legal thought from its early modern roots to its contemporary manifestations. The integration of these historical texts into the MPIL’s library collection, particularly those acquired as early as 1926, underscores the Institute’s role in safeguarding the intellectual heritage of legal scholarship. This endeavour is not merely archival but serves as a vital conduit for contemporary legal research and discourse. The presence of works annotated by figures such as Christopher Alderson Calvert, and the continuity in the purchase of antique books evidenced by the library’s evolving stamps, from its early days in Berlin to its current home in Heidelberg, highlight the dynamic interplay between past and present legal thought. The library’s efforts to maintain a collection that spans the breadth of legal history, including the acquisition of early modern books during periods of heightened scholarly interest, reflect an acknowledgment of the profound impact these works have on contemporary legal theory and practice. The MPIL’s library, with its blend of historical and modern legal texts, thus stands as a testament to the enduring relevance of historical legal scholarship and its influence on the ongoing evolution of legal thought and jurisprudence. This expanded focus not only enriches our appreciation of Bacon’s An Historicall Discourse but also situates it within a living tradition of legal scholarship that continues to inform and shape the discourse on constitutional history, radical republicanism, and the interpretation of legal history.

[1] Image: public domain.

[2] Photo: Miriam Aziz.

„Aus dem sozialistischen Paradies verstoßen“. Das Institut und die Sowjetunion

"Cast out of Socialist Paradise". The Institute and the Soviet Union

Deutsch

Das Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht und die Sowjetunion waren praktisch Zeitgenossen. Die Sowjetunion wurde am 30. Dezember 1922 gegründet, das Kaiser‑Wilhelm‑Institut (KWI) nur zwei Jahre später. Da Deutschland zwischen Westeuropa und Russland liegt, war man in Berlin immer auch interessiert daran, wie im Osten Völkerrecht praktiziert und gedacht wurde. Das russische Kaiserreich und später die Sowjetunion haben das weltpolitische Schicksal Deutschlands mehrmals mitbestimmt. Das akademische Interesse am sowjetischen Völkerrecht war somit ernsthaft und keineswegs nur theoretisch: die praktische Relevanz des Forschungsgegenstandes war evident.

In den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und Entwicklungsphasen des Instituts haben die sowjetische Praxis und Theorie des Völkerrechts die Berliner und später Heidelberger Völkerrechtler oft beschäftigt. In den 1920er-1940er Jahren gehörten zum Institut gleich mehrere Wissenschaftler aus dem ehemaligen Zarenreich: Alexander Makarov (1888-1973), Georg von Gretschaninow (1892-1973), aber auch der Sohn des berühmten russischen Völkerrechtlers Friedrich Martens, Nikolai von Martens (1880-1947). Makarov beispielsweise hat mehrmals in der Haager Akademie Vorlesungen gehalten – vor allem zum internationalen Privatrecht, auch zu dem der UdSSR, die viele alte („bürgerliche“) Rechtsgrundsätze, vor allem bezüglich des Privateigentums, abgelehnt und abgeschafft hatte. Auch in den deutschen Völkerrechtszeitschriften kommentierte Makarov mehrmals die Völkerrechtsentwicklungen in und bezüglich der Sowjetunion – unter anderem, als die Sowjetunion die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen im August 1940 völkerrechtswidrig eingliederte. Die Geheimprotokolle des Hitler-Stalin-Paktes vom 23. August 1939 waren damals noch nicht öffentlich bekannt.

Alexander N. Makarov 1985[1]

In den 1920er und 1930er Jahren entwickelte sich ein Sondergebiet der Rechtswissenschaft in Deutschland – das Ostrecht.  Dieses Forschungsgebiet wurde vom KWI in Berlin kaum als besonders ausgewiesener Forschungsschwerpunkt bearbeitet, hier war das Osteuropa-Institut in Breslau (heute Wroclaw in Polen) führend im deutschsprachigen Raum. Es waren auch meistens Juristen, die im ehemaligen Zarenreich geboren waren, die in den deutschen Forschungsinstituten im Ostrecht führend waren. Zum Beispiel kamen sowohl Axel Freytagh‑Loringhoven (der Leiter des Breslauer Instituts) als auch Boris Meissner (in der Nachkriegszeit Leiter des Kölner Instituts für Ostrecht) aus Estland, dem kleinen Nachfolgestaat des Zarenimperiums an der Ostsee. Meistens hatten diese Professoren wenig Illusionen über das Wesen und die juristische Praxis der Sowjetunion, aber sorgfältig erforscht wurde das juristische Geschehen dennoch. Das KWI hat aber auch bis 1933 mit Jacob Robinson (1889-1977), einem jüdischen Rechtswissenschaftler aus Litauen, der durch seine Forschung des Minderheitenproblems bekannt wurde, zusammengearbeitet.

‘Ostrechtsforschung‘ am MPIL: Theodor Schweisfurth und die sowjetmarxistische Theorie vom Völkerrecht ‚neuen Typs‘

Theodor Schweisfurth in seinem Büro, 1985 [2]

Eines der besten deutschsprachigen wissenschaftlichen Werke zur Theorie des Völkerrechts in der Sowjetunion entstand jedoch am Heidelberger MPIL. Im Jahre 1979 erschien in der Schwarzen Reihe Theodor Schweisfurths Monografie Sozialistisches Völkerrecht? Darstellung – Analyse – Wertung der sowjetmarxistischen Theorie vom Völkerrecht ’neuen Typs’.[3] Das Manuskript wurde als Habilitationsschrift an der Universität Köln verteidigt und vom bereits erwähnten Boris Meissner akademisch betreut. Schweisfurth war aber auch von 1973 bis 1993 am Heidelberger MPIL tätig. Die Hauptfrage, die er in seinem Buch stellt, ist, ob die sowjetische Doktrin des besonderen sozialistischen Völkerrechts ernst zu nehmen sei und welche Bedeutung sie habe. Schweisfurth hatte hierzu in Moskau in sowjetischen wissenschaftlichen Bibliotheken arbeiten können und war insofern fachlich sehr gut vorbereitet. Schweisfurth zeigt in seinem Buch überzeugend, wie die sowjetische Völkerrechtsdoktrin im Grunde immer die Bedürfnisse der sowjetischen Außenpolitik gestützt hat. Als sich die territorialen und machtpolitischen Bedürfnisse Moskaus mit der Zeit änderten, habe meistens auch die völkerrechtliche Doktrin reagiert und sich dementsprechend geändert. Schweisfurth ist sehr gut gelungen, das Wesen der Theorie des ’sozialistischen Völkerrechts’ mit der Hegemoniebildung der Sowjetunion in Ost- und Mitteleuropa zu verknüpfen. Der realpolitische Kern des ’sozialistischen Völkerrechts’ bestand darin, dass die völkerrechtliche Theorie der Sowjetunion es ermöglichte, deren militärische Interventionen in Ungarn (1956) und in der Tschechoslowakei (1968) irgendwie zu rechtfertigen.  Für die sozialistischen Staaten galt ein besonderes Völkerrecht – das sozialistische Völkerrecht – das (aus sowjetischer Sicht) nicht nur Vorrang hatte gegenüber den Normen des universellen Völkerrechts, sondern auch Pflichten beinhaltete. Insbesondere galt die gemeinsame Verpflichtung, zu vermeiden, dass ein sozialistischer Staat in den Kapitalismus ‚zurückfallen‘ könnte. Mit den Normen des universellen Völkerrechts (UN-Charta) waren diese sowjetische Praxis und die damit verbundenen Hegemonieansprüche aber kaum vereinbar, was auch die Konkurrenten der UdSSR, damals sehr deutlich die Volksrepublik China, immer betont haben.

Deutsch-sowjetische Forschungskooperation: die Völkerrechtskolloquien der 1980er Jahre

Ein besonderes Kapitel in der Geschichte des MPIL sind die sowjetisch-deutschen völkerrechtlichen Kolloquien. Die erste dieser Veranstaltungen fand vom 5. bis 10. Juli 1982 in Heidelberg statt; danach wurden sie etwa alle zwei Jahre abwechselnd in der UdSSR (meistens in Moskau) und in Deutschland abgehalten. Mein späterer Doktorvater an der Humboldt‑Universität zu Berlin, damals noch Professor in Bonn, Christian Tomuschat, konnte am ersten Kolloquium nicht teilnehmen. Er drückte in einem persönlichen Brief gegenüber dem Institutsdirektor Rudolf Bernhardt die Hoffnung aus, dass beim Kolloquium ein erfreuliches Arbeitsklima geherrscht habe:

„Auch Sowjetmenschen sind ja letzten Endes von innerer Freude durchdrungen, wenn sie für eine kleine Weile aus dem sozialistischen Paradies verstoßen werden und die Erniedrigung des Menschen im kapitalistischen System auf sich nehmen müssen.“[4]

Das zweite gemeinsame Völkerrechtskolloquium fand schon vom 16. bis 22. Oktober 1984 in Moskau und Leningrad (heute: Sankt Petersburg) statt. Es waren nicht nur führende sowjetrussische Völkerrechtler wie Grigori Tunkin dabei, sondern auch Völkerrechtler, die symbolisch die sonstigen Sowjetrepubliken vertreten sollten – Levan Aleksidze (Georgien), Igor Lukashuk (Ukraine) und Rein Müllerson (Estland). Wilhelm Karl Geck, ein deutscher Teilnehmer schrieb nach dem Kolloquium dem MPIL-Direktor Rudolf Bernhardt in einem persönlichen Brief vom 26. September 1984 anerkennend:

 „Für Sie war die Sache ja auch deshalb besonders anstrengend, weil Sie auf die verschiedenen Reden der sowjetischen Herren reagieren mussten, was bei den obwaltenden Umständen nicht ganz einfach war. Auch im Rückblick glaube ich, dass sich die deutsche Seite gut gehalten hat: Ohne dezidiertes Eingehen auf Details bei sowjetischen Angriffen kam der grundsätzlich andere Standpunkt in wesentlichen Facetten zum Ausdruck.“

Wenn man die sowjetischen Jahrbücher für Völkerrecht der frühen 1980er Jahre (Herausgeber: Grigori Tunkin) durchblättert, sieht man, dass der Kalte Krieg in vollem Gange und die ideologische Gegnerschaft, auch auf dem Gebiet der Völkerrechtstheorie, erbittert war. In seinem 2012 publizierten Tagebuch zählt Tunkin auf, wer von den deutschen Völkerrechtlern dabei war als er das MPIL in Heidelberg besuchte und dort eine Vorlesung hielt; insbesondere erwähnt er auch seine „reaktionären“ Gegner – vor allem Boris Meissner.[5]

Das dritte Kolloquium fand vom 4. bis 8. Mai 1987 in Kiel statt. Bei den ersten beiden Kolloquien war es um diverse Themen des Völkerrechts gegangen, aber jetzt war es wohl der Einfluss des späteren MPIL-Direktors Rüdiger Wolfrum, der dafür sorgte, dass man sich für ein genauer umrissenes Generalthema entschied: Völkerrecht und Landesrecht. Aus dem Kolloquium ist auch ein Sammelband entstanden.[6]

Man kann sich fragen, was die DDR-Völkerrechtler(innen) von den deutsch‑sowjetischen Kolloquien gedacht haben mögen und ob sie so etwas wie eine gewisse politisch‑wissenschaftliche Eifersucht empfunden haben. Führende DDR-Völkerrechtler, wie zum Beispiel Bernhard Graefrath und Peter Alfons Steiniger, hatten wohl keinen Grund, in einer möglichen Annäherung der sowjetischen und westlichen Positionen etwas eindeutig Positives für die DDR zu sehen. Sicherlich hat auch nicht jeder Völkerrechtler in der Sowjetunion mit Freude auf die Kolloquien geblickt – so erschien beispielsweise 1986 in Moskau das kritische Buch des sowjetischen Völkerrechtlers Vladimir Pustogarov mit dem Titel Der westdeutsche Revanchismus und das Völkerrecht.[7]

Die deutsch-sowjetischen Völkerrechtskolloquien gaben den deutschen Teilnehmern die Gelegenheit, von der ersten Reihe aus mitzusehen, wie sich die sowjetische Gesellschaft im Rahmen der Perestroika veränderte. Manche Teilnehmer (Rainer Hofmann)[8] erinnern, wie sich die Machtdynamik und Kraftverhältnisse innerhalb der sowjetischen Delegationen mit der Zeit wandelten und dass die jüngeren sowjetischen Völkerrechtler später den älteren manchmal auch widersprachen, was zuvor wohl unerhört gewesen wäre, zumindest vor den westlichen Kollegen.

Vom 29. Mai bis 4. Juni 1989 traf man sich für ein Kolloquium abermals in Moskau– wobei die Deutschen im „Hotel Ukraina“ unterkamen und ihr Mittagessen im „Restaurant Praha“ einnahmen (Moskau war noch immer die Hauptstadt eines Imperiums!). Knapp ein Jahr später kam die Wiedervereinigung Deutschlands im Oktober 1990.

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Kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion traf man sich ein letztes Mal in Heidelberg. Vom 17. Bis 18. Oktober 1991 setzte man sich mit dem Thema Föderalismus-Verfassungsgerichtsbarkeit auseinander. In ihrer hochinteressanten Monografie Die Konzepte ’staatliche Einheit’ und ’einheitliche Macht’ in der russischen Theorie von Staat und Recht zeigt Caroline von Gall, dass manche russische juristische Autoren den Deutschen später vorwarfen, die Ideologie des Föderalismus, die damals propagiert wurde, habe den machtpolitischen Interessen Russlands geschadet[9]. Mit dem Scheitern eines echten Föderalismus war aber auch die Entscheidung getroffen, dass die russländische Föderation auch nach der Sowjetunion weiterhin ein Quasi-Imperium bleiben sollte, mit allem Negativen, was daraus resultiert, sowohl für die Nachbarstaaten als auch für politisch andersdenkende Russen.

Das Interesse an Russland und dem dortigen Völkerrecht lebt auch heute fort am MPIL – vor allem in der wissenschaftlichen Arbeit von Matthias Hartwig[10], der inzwischen in den Ruhestand eingetreten ist, aber weiter am Institut forscht. Auch jüngere Völkerrechtler am MPIL haben zu diesem Thema interessante Forschung beigetragen.[11] Im Vergleich zu den früheren Jahrzehnten scheint aber die Erforschung der völkerrechtlichen Theorie und Praxis im Osten heutzutage keine strategische Priorität zu sein – was vielleicht, wenn man unter anderem den jetzigen Krieg Russlands gegen Ukraine betrachtet, ein Versäumnis sein könnte.

Das MPIL hat die Sowjetunion überlebt. Ob es aber die besseren völkerrechtlichen Argumente der Deutschen waren, die am Ende auch die sowjetischen Völkerrechtler überzeugten, oder die besseren Konsumgüter im Westen (oder im Kapitalismus), darüber kann man streiten.

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Der Autor dankt Philipp Glahé und Alexandra Kemmerer für den Zugang zu den Archiven im MPIL, betreffend die Planung und Durchführung der sowjetisch-deutschen Kolloquien.

[1] Foto: MPIL.

[2] Foto: MPIL.

[3] Theodor Schweisfurth, Sozialistisches Völkerrecht? Darstellung – Analyse – Wertung der sowjetmarxistischen Theorie vom Völkerrecht ‚neuen Typs‘, Berlin: Springer 1979.

[4] Schreiben von Christian Tomuschat an Rudolf Bernhardt, datiert 12. Juli 1982, Ordner “Deutsch-Sowjetisches Kolloquium”, MPIL Archiv.

[5] William Elliott Butler (Hrsg.) The Tunkin Lectures: The Diary and Collected Lectures of G. I. Tunkin at the Hague Academy of International Law, Den Haag: Eleven International Publishing 2012.

[6] J. Enno Harders/Grigory I. Tunkin/Rüdiger Wolfrum (Hrsg.), International Law and Municipal Law. Proceedings of the German-Soviet Colloqui on International Law at the Institut für Internationales Recht an der Universität Kiel, 4 to 8 May 1987, Berlin: Duncker und Humblot 1988.

[7] Vladimir V. Pustogarov, Zapadno-germanskii revanshizm i mezhdunarodnoe pravo, Moskau: Nauka, 1986.

[8] Persönliches Gespräch bei der Jahrestagung von American Society of International Law, am 6. April 2024.

[9] Caroline von Gall, Die Konzepte ’staatliche Einheit’ und ’einheitliche Macht’ in der russischen Theorie von Staat und Recht. Der Einfluss des Gemeinschaftsideals auf die russische Verfassungsentwicklung, Berlin: Duncker und Humblot 2010.

[10] Siehe z.B.: Matthias Hartwig, Vom Dialog zum Disput? Verfassungsrecht vs Europäische Menschenrechtskonvention. – Der Fall der Russländischen Föderation, Europäische Grundrechtezeitschrift 44 (2017), 1-23.

[11] Siehe z.B.: Christian Marxsen, The Crimea Crisis. An International Law Perspective, ZaÖRV 74 (2014), 377-391.

English

The Institute for Comparative Public Law and International Law and the Soviet Union were practically contemporaries. The Soviet Union was founded on 30 December 1922, the Kaiser Wilhelm Institute (KWI) only two years later. As Germany is located between Western Europe and Russia, in Berlin, one was always interested in how international law was practiced and thought about in the East. After all, the Russian Empire and later the Soviet Union helped determine Germany’s global political fate on several occasions. Academic interest in Soviet international law was therefore serious and by no means merely theoretical: the practical relevance of the subject was evident.

In the various fields of activity and phases of development of the Institute, Soviet practice and theory of international law often occupied the international law scholars in Berlin and later Heidelberg. In the 1920s-1940s, the Institute housed several academics from the former Tsarist Empire: Alexander Makarov (1888‑1973), Georg von Gretschaninow (1892‑1973), but also the son of the famous Russian international law expert Friedrich Martens, Nikolai von Martens (1880‑1947). Makarov, for example, gave several lectures at the Hague Academy – above all on private international law, including that of the USSR, which had rejected and abolished many old (“bourgeois”) legal principles, especially with regard to private property. Makarov also commented several times in German international law journals on developments in international law in and concerning the Soviet Union – including when the Soviet Union annexed the three Baltic states of Estonia, Latvia, and Lithuania in August 1940 in violation of international law. The secret protocols of the Hitler-Stalin Pact of 23 August 1939 were not yet known to the public at the time.

Alexander N. Makarov 1985[1]

In the 1920s and 1930s, a novel field of legal research developed in Germany – ‘East European Law’ (Ostrecht). The Kaiser Wilhelm Institute in Berlin hardly focused on this field as a special research area. Here, the Osteuropa-Institut in Breslau (now Wroclaw in Poland) was the leading‑edge in the German‑speaking world. It was also mostly lawyers who were born in the former Tsarist Empire who premiered in the German research institutes in East European law. For example, both Axel Freytagh‑Loringhoven (director of the Breslau Institute) and Boris Meissner (director of the Cologne Institute for East European Law in the post-war period) came from Estonia, the small successor state to the Tsarist Empire on the Baltic Sea. For the most part, these professors had few illusions about the nature and legal practice of the Soviet Union, but the legal developments were nevertheless researched carefully. Until 1933, the KWI also collaborated with Jacob Robinson (1889-1977), a Jewish legal scholar from Lithuania who became famous for his research into minority issues.

‘East European Law Research’ at the MPIL: Theodor Schweisfurth and the Soviet-Marxist Theory of a ‘New Type’ of International Law

Theodor Schweisfurth in his office, 1985[2]

However, one of the best German-language academic works on the theory of international law in the Soviet Union was written at the Heidelberg MPIL. In 1979, Theodor Schweisfurth’s monograph Sozialistisches Völkerrecht? Darstellung – Analyse – Wertung der sowjetmarxistischen Theorie vom Völkerrecht ’neuen Typs’ („Socialist International Law? Description – Analysis – Evaluation of the Soviet‑Marxist Theory of ‘New Type’ International Law”)[3] was published. The manuscript was defended as a habilitation thesis at the University of Cologne and academically supervised by the aforementioned Boris Meissner. Schweisfurth worked at the Heidelberg MPIL from 1973 to 1993. The main question that he poses in his book is whether the Soviet doctrine of a novel socialist international law should be taken seriously and what significance it has. Schweisfurth had been able to work on this in Soviet academic libraries in Moscow and was therefore very well informed in this respect. In his book, Schweisfurth convincingly shows how the Soviet doctrine of international law has essentially always supported the needs of Soviet foreign policy. When Moscow’s territorial and power-political needs changed over time, the doctrine of international law usually reacted and changed accordingly. Schweisfurth succeeded in linking the essence of the theory of ‘socialist international law’ with the formation of Soviet hegemony in Eastern and Central Europe. In terms of Realpolitik, ‘socialist international law’ allowed the Soviet Union to somehow justify its military interventions in Hungary (1956) and Czechoslovakia (1968).  According to Soviet doctrine, the socialist states were subject to a novel international law – socialist international law – which (from the Soviet perspective) not only took precedence over the norms of universal international law but also contained obligations: in particular, the common obligation to prevent a socialist state from ‘falling back’ into capitalism. However, this Soviet practice and the associated claims to hegemony were hardly compatible with the norms of universal international law (UN Charter), which the USSR’s competitors – very noticeably at that time, the People’s Republic of China – continually emphasised.

German-Soviet Research Co-operation: the International Law Colloquia of the 1980s

A significant chapter in the history of the MPIL are the Soviet-German Colloquia on International Law, the first of which took place in Heidelberg from 5 to 10 July 1982. Afterwards, they were held alternately in the USSR (usually in Moscow) and in Germany approximately every two years. Christian Tomuschat, who would later be my doctoral supervisor at the Humboldt University in Berlin, then still a professor in Bonn, was unable to attend the colloquium. In a personal letter to the director of the MPIL, Rudolf Bernhardt, he expressed the hope that a pleasant working atmosphere had prevailed at the colloquium:

“Even Soviet people are ultimately imbued with inner joy when they are cast out of socialist paradise for a little while and have to accept the abasement of human beings in the capitalist system.” [4]

The second joint colloquium on international law took place from 16 to 22 October 1984 in Moscow and Leningrad (today: Saint Petersburg). It was attended not only by leading Soviet‑Russian international law experts such as Grigori Tunkin, but also by international law experts who were to symbolically represent the other Soviet republics – Levan Aleksidze (Georgia), Igor Lukashuk (Ukraine) and Rein Müllerson (Estonia). Wilhelm Karl Geck, a German participant, expressed his approval to MPIL director Rudolf Bernhardt after the colloquium, in a personal letter from 26 September 1984:

“For you, the matter was surely particularly strenuous because you had to react to the various speeches by the Soviet gentlemen, which was not easy in the prevailing circumstances. Even in retrospect, I believe that the German side held up well: Without detailed rebuttal of Soviet attacks, the fundamentally different point of view was expressed in its essential facets.”

Leafing through the Soviet Yearbooks of International Law from the early 1980s (edited by Grigori Tunkin), it is obvious that the Cold War was in full swing and ideological conflict was fierce, also in the field of international law theory. In his diary, published in 2012, Tunkin lists which German international lawyers were present when he visited the MPIL in Heidelberg and gave a lecture there; in particular, he mentions his ‘reactionary’ opponents – above all Boris Meissner. [5]

The third colloquium took place in Kiel from 4 to 8 May 1987. The first two colloquia had dealt with various topics of international law, but now it was probably the influence of the later MPIL director Rüdiger Wolfrums that led to the decision in favour of a more precisely defined overarching topic: International Law and Municipal Law. The colloquium also resulted in an anthology.[6]

One might ask oneself what the international law experts of the GDR may have thought of the German-Soviet Colloquia and whether they felt something like a political or scientific jealousy. Leading GDR international law experts, e.g. Bernhard Graefrath and Peter Alfons Steiniger, likely had no reason to see a possible convergence of Soviet and Western positions as something clearly positive for the GDR. Likewise, certainly not every international law expert in the Soviet Union looked forward to the colloquia – for example, Soviet international law expert Vladimir Pustogarov published a critical book entitled ‘West German Revanchism and International Law’ in 1986.[7]

The German-Soviet Colloquia on International Law gave the German participants the opportunity to observe from the front row how Soviet society changed in the context of perestroika. Some participants (Rainer Hofmann)[8] recall how the power dynamics and relations within the Soviet delegations changed over time and that the younger Soviet international law experts would in later years sometimes contradict their older counterparts, which would probably have been unheard of in the past, at least in front of Western colleagues.

From 29 May to 4 June 1989, another colloquium was held in Moscow – where the Germans stayed in the “Hotel Ukraina” and had lunch in the “Restaurant Praha” (Moscow was still the capital of an empire!). Less than a year later came the reunification of Germany in October 1990.

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The last colloquium, shortly before the collapse of the Soviet Union took place from 17 to 18 October 1991in Heidelberg. Here, one discussed the topic of Federalism – Constitutional Jurisdiction. In her highly interesting monograph Die Konzepte ’staatliche Einheit’ und ’einheitliche Macht’ in der russischen Theorie von Staat und Recht (“The concepts of ‘state unity’ and ‘unitary power’ in the Russian theory of state and law”), Caroline von Gall shows that some Russian legal scholars later denounced the Germans because the ideology of federalism, propagated at the time, had supposedly harmed Russia’s power-political interests[9] . With the failure of genuine federalism, however, the decision was also made that the Russian Federation, even after the Soviet Union, would remain a quasi-empire with all the negative consequence this entails, both for the neighbouring states and for Russians with differing political views.

The interest in Russia and its international law lives on at the MPIL even today – especially in the academic work of Matthias Hartwig[10] , who has recently retired but continues to conduct research at the institute. Younger international law scholars at the MPIL have also contributed interesting research on this topic.[11] Compared to earlier decades, however, research into the theory and practice of international law in the East does not seem to be a strategic priority these days – which may be an omission, considering Russia’s current war against Ukraine, among other things.

The MPIL survived the Soviet Union. But whether it was the Germans’ better international law arguments that ultimately convinced the Soviet international law experts or rather better consumer goods in the West (or in capitalism) is debatable.

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The author would like to thank Philipp Glahé and Alexandra Kemmerer for their kind support in accessing the archives at the MPIL with regard to the planning and organisation of the Soviet‑German Colloquia.

Translation from the German original: Sarah Gebel

[1] Photo: MPIL.

[2] Photo: MPIL.

[3] Theodor Schweisfurth, Sozialistisches Völkerrecht? Darstellung – Analyse – Wertung der sowjetmarxistischen Theorie vom Völkerrecht ‚neuen Typs‘, Berlin: Springer 1979.

[4] Letter by Christian Tomuschat to Rudolf Bernhardt, dated 12 July 1982, Folder “Deutsch-Sowjetisches Kolloquium”, MPIL Archive, translated by the editor.

[5] William Elliott Butler (ed.) The Tunkin Lectures: The Diary and Collected Lectures of G. I. Tunkin at the Hague Academy of International Law, The Hague: Eleven International Publishing 2012.

[6] J. Enno Harders/Grigory I. Tunkin/Rüdiger Wolfrum (eds), International Law and Municipal Law. Proceedings of the German-Soviet Colloqui on International Law at the Institut für Internationales Recht an der Universität Kiel, 4 to 8 May 1987, Berlin: Duncker und Humblot 1988.

[7] Vladimir V. Pustogarov, Zapadno-germanskii revanshizm i mezhdunarodnoe pravo, Moscow: Nauka, 1986.

[8] Personal conversation at the Annual Meeting of the American Society of International Law, 6 April 2024.

[9] Caroline von Gall, Die Konzepte ’staatliche Einheit’ und ’einheitliche Macht’ in der russischen Theorie von Staat und Recht. Der Einfluss des Gemeinschaftsideals auf die russische Verfassungsentwicklung, Berlin: Duncker und Humblot 2010.

[10] See e.g.: Matthias Hartwig, Vom Dialog zum Disput? Verfassungsrecht vs Europäische Menschenrechtskonvention. – Der Fall der Russländischen Föderation, Europäische Grundrechtezeitschrift 44 (2017), 1-23.

[11] See e.g.: Christian Marxsen, The Crimea Crisis. An International Law Perspective, HJIL 74 (2014), 377-391.

Friedrich Berber and the Politics of International Law

Intellectually, there is the closest historical connection between the democratic control of foreign policy and the ways in which international law seeks to control the sovereign state.[1]

Friedrich Berber, Sicherheit und Gerechtigkeit, 1934

Friedrich Berber only had a brief affiliation with the Kaiser Wilhelm Institute for Comparative Public Law and International Law (KWI), serving as research fellow (Referent) in international public law in the mid-1930s.[2] Nonetheless, Berber’s activities as a jurist who supported the Nazi regime illustrate important intellectual developments that connected the world of Nazi international law to wider debates in the emerging academic field of international relations. Like other German international lawyers who put their scholarship at the service of the Third Reich, Berber regarded international law as a weapon to be deployed against those who opposed Germany’s foreign policies. What set him apart were his excellent institutional and intellectual connections to English-speaking activists and scholar-politicians. Berber formulated and disseminated critiques of Anglo-American international law that were taken seriously abroad and stand on their own as a contribution to interwar international democratic theory. Berber’s theorising also underpinned his propagandistic activities which consumed most of his energies after 1935. Yet in the mid-1930s, Berber ensured that Nazi jurists were included in liberal internationalist debates on the problems of world order.

Democracy Beyond the Nation State? Beginnings of an Academic Career

Born to Methodist parents, Friedrich (Fritz) Berber completed a law degree in Munich in 1926 before lecturing for one year at a college run by the religious Society of Friends (Quakers) in Birmingham, England. This sojourn became the inspiration for his doctoral thesis on the international legal dimensions of the British Empire, completed at the University of Erlangen in 1928. In 1927, Berber gave a lecture based on his doctoral research at the Deutsche Hochschule für Politik (“German Academy for Politics”) in Berlin. Published in a volume on the crisis of democracy co-edited by Carl Schmitt, Berber’s contribution used the example of the Commonwealth as a voluntary supranational union to illustrate the workings of democracy at a level beyond the nation state.[3] Berber defined democracy loosely as the attempt to ‘anchor human dignity in political institutions’ and praised Britain’s tendency for slow, organic reform, even if such reform had not yet addressed injustices such as India’s colonial status. Quoting the British socialist Harold Laski, Berber affirmed his own faith in the corrective function of public opinion in political life.[4]

In 1930, Berber moved to Berlin and accepted an offer to teach law at the Deutsche Hochschule für Politik. He also gained valuable diplomatic experience when he assisted the KWI’s scientific advisor Erich Kaufmann with representing Danzig at the Permanent Court of International Justice in a dispute with Poland in 1931.[5] In 1932, Berber became director of the newly-created research division at the Hochschule.[6] This promotion meant that he participated in institution-level decisions which involved American philanthropic foundations, as the research division was funded chiefly by the Rockefeller Foundation and the Carnegie Endowment for International Peace.[7] The foundations, closely linked to U.S. political and intellectual elites, were important transatlantic funders of international relations research, which at the time included international law. German scholars had been part of these transatlantic philanthropic networks from the mid-1920s and were highly regarded both for the calibre of their scholarship and for the way in which they managed to funnel scholarly expertise into the policy-making process.

The KWI, whose jurists furnished legal opinions that helped both the Weimar and the Nazi government to push for a revision of the Versailles system, is a case in point. In the late 1920s, the Institute served as a model for U.S. scholars seeking to persuade their own government to take advantage of academic legal expertise. Edwin M. Borchard, a professor of international law at Yale University, singled out the KWI as the most promising among a dozen institutions for the study of international law and international relations in Europe and North America. In a letter to the U.S. State Department, Borchard highlighted that the KWI conducted research for the German Foreign Office, as well as scientific, business and labor organizations, and argued that the State Department would also benefit from ‘an organization that can be called on for scientific aid in the solution of legal and possibly practical problems.’[8] Borchard’s positive evaluation eventually fed into the 1935 creation of the Yale Institute of International Studies.[9] At the beginning of the 1930s, the Rockefeller Foundation even contemplated making a substantial grant to the KWI and transforming it into a European centre for the study of international law and international relations.[10] While the project never progressed beyond its early stages, the plans highlight the excellent institutional reputation that the KWI enjoyed in the Anglophone world, in addition to the scholarly appreciation that has already been highlighted by Gabriela Frei.

“Security and Justice”. Friedrich Berber and the Third Reich

Neighbours: The Berlin Palace, which housed the Institute, and at the top of the photo, behind the dome, the Bauakademie, premises of the Hochschule für Politik, (photo 1920) [11]

After the Nazis seized power in 1933, the transatlantic connections linking American scholars and foundations to German institutions for the study of international law and international relations were ruptured. Many German scholars went into exile, often with financial assistance from U.S. foundations, while foreign funding for German academic institutions dried up.[12] Berber, although previously not a supporter of the Nazis, decided to stay. He discussed the matter with a Quaker friend during a visit to England in April 1933 and resolved to work with rather than against the regime. After Goebbels’ Propaganda Ministry took over the Hochschule in April 1933, Berber initially lost his position as research director. However, by summer 1934 he was leading a new department for international law and international relations at the Hochschule, the Deutsche Zentralstelle für das Studium der internationalen Beziehungen (“German centre for the study of international relations”). Berber also became a protégé of Joachim von Ribbentrop, and the acting director of the Hamburg Institut für Auswärtige Politik (“Institute for Foreign Policy”) in 1935. On Ribbentrop’s orders, Berber transferred the institute to Berlin in 1937 and merged it with his own research division into the Deutsches Institut für Außenpolitische Forschung (“German Institute for Research on Foreign Policy”), chiefly a propaganda-generating research unit. He also assumed a university chair in Berlin in that year.[13]

Among German jurists who did not lose their academic posts, Berber was far from unique in his support for the expansionist course of the regime. Scholars at the KWI did the same, in close cooperation with the Foreign Office, as Rüdiger Hachtmann has argued. The ethos of the KWI as an advisory office for government officials must have been congenial to Berber whose 1934 monograph Sicherheit und Gerechtigkeit (“Security and Justice”) made the case for an approach to international law that put itself at the service of politicians, developing a ‘politics of international law’ (Völkerrechtspolitik) which would provide rationally justified recommendations for action.[14] Berber consciously wrote his book for a wider audience, both in Nazi Germany and in the Anglophone liberal democracies. He succeeded in gaining recognition for it, even if some Nazi jurists were highly critical ofSicherheit und Gerechtigkeit .[15] But aside from Berber’s political positioning, his book is of interest as a window onto interwar debates on international democratic theory.

Democracy, Sovereignty and Disenchantment in Berber’s International Thought

During World War I, organisations such as the Union of Democratic Control had issued calls for the democratic control of foreign policy, claiming that international democratic institutions and a transparent foreign-policy-making process would prevent future wars.[16] While most such visions were not implemented, Berber argued in Sicherheit und Gerechtigkeit that the war did lead to an existential anxiety among political elites and the associated need for a ‘soteriology’, a doctrine of salvation. As modern Europeans had undergone a centuries-long process of disenchantment, it was unsurprising that they sought salvation not in a new religion but the rationalisation of international politics. The law was the ‘rational human form of organisation’ in this doctrine. If democracy was the attempt to restrict and rationalise the power of the state, and to deprive it of its own rationality, the raison d’état, then the democratisation of foreign policy had to manifest itself in the rationalisation of international politics in the form of a soteriological international law that outlawed war. As Berber put it, ‘intellectually, there is the closest historical connection between the democratic control of foreign policy and the ways in which international law seeks to control the sovereign state’. Thus, the vagaries of world history were ossified into a universalistic international law (Weltgeschichte zu Völkerrecht).[17]

Berber also queried other aspects of international democratic theory, such as the idea that democratic states were peace-loving. On the contrary, he argued, democracy made for a volatile foreign policy which was not the case in authoritarian states such as Italy. Other arguments made by liberal internationalists, for example regarding the importance of peace education and ‘moral disarmament’, were similarly twisted into an apologia for Nazi Gleichschaltung: it was much ‘easier for an authoritarian Führerstaat than for a liberal democracy’ to educate its people about peace, as ‘the former is able to form and educate popular opinion in a much more intensive way.’ He also no longer believed in the corrective effects of public opinion – this was a ‘democratic superstition’.[18] Such sentiments were not necessarily abhorrent to Berber’s international audience. By the mid-1930s, many Anglophone liberals were disappointed with efforts to encourage popular participation in international politics and began to reassess their stance on the admissibility of state-sponsored propaganda.[19] If liberal categories such as ‘moral disarmament’ could only really be applied in an illiberal state which actually had the power to shape public opinion, then where did this leave liberal democracy?

International Intellectual Cooperation in the Service of the Nazi State

Friedrich Berber, 1970s[20]

Berber’s welcome at international conferences indicates how seriously Anglophone liberals took such unsettling questions. Berber’s attendance at the 1935 International Studies Conference in London was actively encouraged by leading scholars and international civil servants such as Arnold Toynbee and Henri Bonnet, even if many years later Toynbee claimed that he was shocked that Berber had made the case for Nazi foreign policy there.[21] Berber not only defended Hitler’s foreign policy but also wrote up the conference’s deliberations for the benefit of his domestic audience, captured in one of his articles written for the KWI’s house journal.[22] The International Studies Conferences were an important fixture in the emerging field of international relations in the interwar years and coordinated by the League of Nation’s International Institute of Intellectual Cooperation. They brought together mostly European and North American scholars across multiple disciplines. After 1933, the German committee, located at the Deutsche Hochschule für Politik, withdrew but Berber revived the link. While praising the high scholarly standard of the contributions (preparatory memoranda reports as well as presentations), Berber also claimed to expose the inherent bias implicit in the conference’s choice of theme, collective security – this was, according to him, an ‘ideological-political decision and definition’, as it uncritically equated collective security with peace-preserving measures.[23]

Nonetheless, Berber highlighted the value of some of the preparatory materials, namely those that analysed public opinion regarding security questions in Britain, France, Canada and the United States. Berber essentially used the conference for open-source intelligence gathering, helping him and his staff gain an accurate understanding of the ‘psychological-political’ conditions in countries that were targeted by Nazi propaganda.[24] This reduced public opinion to a useful category for propagandists, but not much more. Berber’s analysis of other questions discussed at the conference, including different conceptions of neutrality, collective security and the problem of sovereignty, sanctions and what Berber termed the ‘proletarian’ have-not powers, was not uncritical but ended on a positive note: the ‘public opinion at least of the scientific world’ had become much more willing to engage with revisionist politics, signalled by the organisers’ decision to conduct the next conference cycle under the theme of ‘peaceful change’. Berber also highlighted the openness of conference participants such as Toynbee to German perspectives, notably to a ‘realism without illusions’ that was allegedly so characteristic of Nazi foreign policy.[25]

In the following years, Berber became almost completely absorbed in propaganda activities, to the extent that his students called him ‘Little Ribbentrop’. He continued to cultivate his contacts abroad, even as those who had dealings with him became warier. After the fall of France in 1940, Berber pursued an unsuccessful plan to transfer the International Studies Conference to Berlin under his leadership, before moving to Geneva as a legal adviser to the International Committee of the Red Cross, with Ribbentrop’s support. After 1945, he struggled to reintegrate into German academia but managed to do so eventually, via a legal adviser role in India and by downplaying his role in the Third Reich.[26] The intellectual interventions he made while associated with the KWI highlight, however, that Berber managed to bridge, on an intellectual level, the gap between totalitarian dictatorship and liberal democracy, and convinced scholars abroad with his emphasis on the limits of rationalising foreign policy.

[1] ‘Es besteht der engste geistesgeschichtliche Zusammenhang zwischen demokratischer Kontrolle der Außenpolitik und völkerrechtlicher Kontrolle der souveränen Staatsgewalt’: Fritz Berber, Sicherheit und Gerechtigkeit. Eine gemeinverständliche Einführung in die Hauptprobleme der Völkerrechtspolitik, Berlin: Carl Heymanns 1934, 31; this and all following quotations have been translated by the author.

[2] Gideon Botsch, ‘Politische Wissenschaft’ im Zweiten Weltkrieg: Die ‘deutschen Auslandswissenschaften’ im Einsatz, 1940-1945, Paderborn: Schöningh 2006, 263; in his autobiography, Berber claimed that he received a small stipend from the MPI’s director, Viktor Bruns in 1933, which enabled Berber to complete the manuscript of Sicherheit und Gerechtigkeit: Friedrich Berber, Zwischen Macht und Gewissen. Lebenserinnerungen, Munich: C.H. Beck 1986, 68-69; 75. For a reconstruction of Berber’s career during the Third Reich see: Hermann Weber, Rechtswissenschaft im Dienst der NS-Propaganda. Das Institut für Auswärtige Politik und die deutsche Völkerrechtsdoktrin in den Jahren 1933 bis 1945, in: Klaus Jürgen Gantzel (ed.), Wissenschaftliche Verantwortung und Politische Macht, Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte vol. 2, Berlin: Reimer 1986, 185-425; for an analysis of Berber’s intellectual trajectory, see: Katharina Rietzler, Counter-Imperial Orientalism: Friedrich Berber and the Politics of International Law in Germany and India, 1920s-1960s, Journal of Global History 11 (2016), 113-134.

[3] Friedrich Joseph Berber, Die Rechtsbeziehungen der britischen Dominions zum Mutterland, Ansbach: Brügel 1929; Fritz Berber, Die Dezentralisation des Britischen Reiches als Problem demokratischer Selbstverwaltung, in: Carl Schmitt et al. (eds), Probleme der Demokratie, Berlin: Rothschild 1928, 88-97.

[4] Berber, Rechtsbeziehungen (Fn, 3), 95; 88.

[5] Weber, Rechtswissenschaft (Fn. 2), 380.

[6] Rainer Eisfeld, Ausgebürgert und doch angebräunt: Deutsche Politikwissenschaft, 1920-1945, Baden-Baden: Nomos 1991, 103; 112.

[7] Memorandum of conversation Tracy B. Kittredge (Rockefeller Foundation), Ernst Jäckh, Arnold Wolfers, and Berber, 7 November 1932, Rockefeller Foundation Archives RG 1.1/717 S/19/177.

[8] Letter by Edwin M. Borchard to J. Reuben Clark, dated 11 April 1929, NARA RG 59, 811.43.

[9] Paolo J. B. Ramos, The Role of the Yale Institute of International Studies in the Construction of the United States National Security Ideology, 1935-1951, Ph.D. dissertation, University of Manchester 2003, 97-100.

[10] Katharina Rietzler, Philanthropy, Peace Research and Revisionist Politics: Rockefeller and Carnegie Support for the Study of International Relations in Weimar Germany, Bulletin of the German Historical Institute, Washington D.C., Supplement 5 (2009), 71-72.

[11] Photo: Wikimedia Commons.

[12] Jan Stöckmann, The Architects of International Relations. Building a Discipline, Designing the World, 1914-1940, Cambridge: Cambridge University Press 2022, 251-263.

[13] Geoffrey Carnall, Gandhi’s Interpreter: A Life of Horace Alexander, Edinburgh: Edinburgh University Press 2010, 108; 113; Weber, Rechtswissenschaft (Fn. 2), 250-265; 381.

[14] Berber, Sicherheit und Gerechtigkeit (Fn. 1), 35.

[15] Rietzler, Counter-Imperial Orientalism (Fn. 2), 121-123.

[16] Marvin Swartz, The Union of Democratic Control in British Politics during the First World War, Oxford: Clarendon Press 1971.

[17] Berber, Sicherheit und Gerechtigkeit (Fn. 1), 27-31.

[18] Berber, Sicherheit und Gerechtigkeit (Fn. 1), 148-149; 157; 160: ‘Das zu erreichen, ist freilich für einen autoritären Führerstaat sehr viel leichter als für eine liberale Demokratie, da ersterer in viel intensiverer Weise die Gestaltung und Erziehung der Volksmeinung in der Hand hat. ’

[19] J. Michael Sproule, Propaganda and Democracy: The American Experience of Media and Mass Persuasion, Cambridge: Cambridge University Press 1997, 62-77.

[20] Dieter Blumenwitz/Albrecht Randelzhofer, Festschrift für Friedrich Berber zum 75.Geburtstag, München: C.H.Beck 1973. Despite intensive research, it has not been possible to identify the copyright holder of the photo. We would be grateful for any further information.

[21] Jan Stöckmann, The Architects (Fn. 12), 164-165, n. 84.

[22] Fritz Berber, Die Internationale Studienkonferenz über Kollektive Sicherheit (London, 2. bis 8. Juni 1935), HJIL 5 (1935), 803-818.

[23] Berber, Internationale Studienkonferenz (Fn. 22), 805.

[24] Berber, Internationale Studienkonferenz (Fn. 22), 807.

[25] Berber, Internationale Studienkonferenz (Fn. 22), 806; 817; 818.

[26] Weber, Rechtswissenschaft (Fn. 2), 387-388; 392; 394-396.

Which Federalism for Europe? A Moslerian Path

Because of its historical novelty, even before the problems of the constitutional structure of the Communities and then of the Union, the process of European integration poses the task of determining the categories that are appropriate for conceiving the political reality to which it gives rise and for understanding its ‘constitution’ in the broad and etymological sense of the term.

What seems difficult to imagine is a political and legal reality able to meet two conditions: on the one hand, that Europe should be an entity capable of confronting the great world powers for the sake of world balance and peace; on the other hand, that its members should retain their autonomy and be political actors in their diversity, so that the citizens of the various member states do not perceive Europe as an entity that is alien or even hostile to them. Looking at the current situation, we can see how difficult it is to reconcile these two conditions.

Another Meaning of Federalism. Approaches to Hermann Moslers Legal Thinking

In this context, the recurring reference to ‘federalism’ seems to depend on the fact that it provides an inescapable interpretative framework for understanding the integration process, both for grasping its development and articulation, and for reflecting on the current state of the Union. Specifically, it is useful because of the need both to preserve the dynamic and open character of integration and to grasp the inherently plural configuration of the supranational reality in political and legal terms. This idea of a structurally plural unity cannot but have repercussions on how representation and the ‘democratic’ form of political participation can and should be understood, and on the sense of political obligation capable of preserving plurality.

However, the use of the term ‘federalism’ is subject to a number of constraints that derive from the tradition of thought that the term is used to denote (from the ways in which this tradition is taken up, reproduced, and, ultimately, projected into new contexts). One entrenched bias that inevitably affects the perception of the ‘federalist’ character of Europe is that its meaning can be exhausted by the dichotomy of federal state – confederation of states[1]. In this regard, it seems useful to recall and follow up a subterranean hint that can be found in the writings of Hermann Mosler, a hint which points toward another meaning of federalism, of which the ‘classical’ dichotomy retains only vague remnants. This is not to turn Mosler into a federalist thinker; nor is it to raise the question of the international legal effects of the constitutions of federal states, to which Mosler had already made an important contribution in 1949[2] and which has been the subject of numerous and quite relevant contributions by the Max Planck Institute for Comparative Public Law and International Law. The question, then, is what we can and should understand by federalism in relation to Europe on the basis of Mosler’s thinking.

Une communauté plus large et plus profonde’. The Foundation of the ECSC in 1951

Hermann Mosler speaks at the Institute. At the table: Gebhard Müller, President of the Federal Constitutional Court, Walter Hallstein, President of the EEC Commission and Hans Dölle, Director of the MPI for Comparative and International Private Law (from left to right).[3]

A first insight can be found in the commentary published in 1951 by the Institute’s Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht on the origin and qualification of the ECSC Treaty, which was to be the first step towards a political federation of the members of the nascent Community. Mosler, who, as is well known, took part in the negotiations as an adviser to Adenauer[4], begins by pointing out that, although the parties did not have in mind the creation of a mega-state, they did want to go a step beyond the realm of intergovernmental relations and create a closer community capable of overcoming the usual forms of international treaties and institutions of the international legal order.

One difficulty, therefore, was to understand exactly what the ‘European federation’ mentioned in the Schuman Declaration could be (which, among other things, was not transposed into the text of the Treaties, where it was referred to as ‘une communauté plus large et plus profonde’). If it meant nothing more than the establishment of a federal state, Mosler argued, “this idea may be politically revolutionary, but it is not a creative legal construction”[5]. What emerges in the first instance is the kind of unconditional reflex mentioned above: when it comes to creating a strong political unity beyond the nation-states, the term ‘federation’ automatically refers to a federal state (especially for those who come from the German historical experience). But it is worth noting that Mosler is no less clear that ‘federalism’ has a much broader meaning. In this sense, he emphasises that “despite all the similarities at the conference, however, it became clear that the methods familiar to the Germans for the co-operation of member associations in a higher unit, which itself has the character of a state, are alien to the other members of the Community”[6], France and Italy in primis. This clarification provides a valuable insight into Mosler’s thinking. Not only does he criticise the shadow of the federal form of (state‑)government, but he also stresses that the creation of a federal bond (“lien fédérale[7]) is a completely new challenge, because “it is not theoretical concepts a priori, but practical necessities arising from the limited purpose of the union that must determine the construction of institutions”[8].

Federalism Beyond the Federal State

Animated debates. Joseph Kaiser, Hans Kutscher, Ulrich Scheuner and Fritz Münch (from left to right).[9]

Here it is difficult not to recognise what will become a salient feature of Mosler’s approach:  its “praxis-oriented” character (which is mentioned here, albeit in a cursory, almost programmatic manner)[10]. Secondly, however, it is clear that the concept of federalism is by no means exhausted in the state-federal form of organisation. Similarly, the emphasis on the absence of a priori theoretical concepts again signals the inadequacy of the Community as a confederation[11].

The idea of federalism beyond the federal state does not appear only occasionally in this paper. Another relevant reference can be found in Mosler’s brief contribution to the conference of the Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer held in Münster in 1962. The topic of the conference was “Federalism as a national and international principle of organisation”. Here Mosler points out that, from a historical perspective, federalism in international society does not exist per se as an attempt to create sovereign state units, but that it is characterised by the aspect of cooperation from below: “Such cooperation, if it leads to regional groupings, can give rise to a federal structure in the international sphere”[12]. In this sense, Mosler rejected the view of those interpreters who argued that federalism would come about by crossing the threshold of the federal state, remarking: “If the federal idea is to be brought to the international stage, the state element in the concept of federalism must be abandoned (…). We must take a more sober view of the process and say: cooperation and collaboration in the international sphere become what one might call ‘federal’ at a certain quantitative level. This happens when a stage is reached where it is permissible to say: here an essential area of public life is so firmly united in the long term that the bond – in sociological terms – is no longer likely to break”[13]. In the context of this quote, it is important not to confuse the call for sobriety with a ‘weak’ conception of federalism.

To complete this excursus, a final insight can be gained from The International Society as Legal Community, first published in 1974. Here, the subject of federalism converges in a discussion of “types of organised co-operation”[14]. There is an immediate warning: “It is necessary to beware of thinking too much on predetermined lines or in well-defined categories”[15]. The direction indicated by Mosler also this time relates to the aspect that “federalism is not confined to States composed of member countries, for it can also form part of the structure of international co-operation”[16]. In this sense, and especially with regard to the possible future of international society, it is stressed that federalism is “a very flexible form of organisation”[17]; the point to be made then relates to the possibility that there may be “other forms of federal cooperation […], which allow more freedom for the particular features of groups of States, for minorities, for different stages of economic and cultural development and so on. […] Co-operation through a federal structure is an appropriate legal arrangement, capable of guaranteeing the freedom of weak parties and providing for effective organisation”[18].

Conclusion. How to Think About Federalism?

On the basis of this cursory survey, it is now possible to draw some final schematic conclusions with regard to our European dimension. First, overcoming the bias towards state-centred federalism, the question of ‘which federalism for Europe?’ can be specified in ‘how to think about federalism?’. In relation to this question, it is the element of cooperation that becomes central, because it reopens the question of the foedus. If one sticks to the dichotomy of federal state – confederation of states, the foedus remains at most a nominal link through the term. On the contrary, in a conception of federalism emphasising the dimension of cooperation among a determined plurality that requires the participation of its members, the specific element of the foedus lies precisely in a kind of (political) unity produced by the legal agreement of different parts – and precisely for this reason it is not of state order. This federalist idea, therefore, stands or falls on its ability to guarantee plurality in the structure of representation.

However, one aspect must be clarified: to say that federal cooperation must not lead to a state-like unity does not mean that it cannot lead to any kind of unity tout court. A federation is a political unity that is constructed differently from the model of sovereign states, which can only mean a rethinking of what political obligation is and, above all, that it must tend to overcome its possible ‘otherness’ in relation to the members of the federation – insofar as this otherness risks undermining the active role of the members.

In other words, the crucial point is to reconcile the presence of the members, with their autonomy and diversity, and the unity of European ‘power’, without which the governance of global processes can only appear as a pious illusion. Of course, this has repercussions on the whole institutional configuration, the meaning and the relationship between powers. If we now recognise that in democratic states the (democratic) legitimation of power is one with the organisation of the powers of the constitution, then the problem does not seem to be the so-called democratic deficit of the European institutions but rather that democracy as a whole has to be conceived differently at the supranational level[19].

An attempt in this direction can be seen in the recent work of one of Mosler’s heirs as director of the MPIL, Armin von Bogdandy. He proposed to elaborate the concept of ‘European society’ mentioned in Article 2 of the Treaty on European Union (a society, it should be noted, understood as structurally plural: neither a monolith nor an undifferentiated mass of individuals)[20]. It is this society that is the singular ‘subject’ of a European constitutionalism (beyond the state and without the state) which, apart from the idea of collective self-determination, goes hand in hand with the need for a democracy of multiple mediations.

Again, federalism in the sense indicated seems to be the most appropriate interpretative scheme to frame this form of democracy. From this point of view, recalling once again Mosler’s insights, it would be worth asking, especially from a practical point of view, how many and which federal thresholds have already been reached with the current institutional organisation of the European Union.

[1] For a different direction, see, inter alia: Armin von Bogdandy, Supranationaler Föderalismus als Wirklichkeit und Idee einer neuen Herrschaftsform. Zur Gestalt der Europäischen Union nach Amsterdam, Baden-Baden: Nomos 1999; Stefan Oeter, »Föderation« oder »Bund« als Oberbegriff: Erscheinungsformen des Föderalen jenseits von Bundesstaat und Staatenbund, in Eva Marlene Hausteiner (ed.), Föderalismen. Modelle jenseits des Staates, Baden-Baden: Nomos 2016, 235-266.

[2] See: Hermann Mosler, Die völkerrechtliche Wirkung bundesstaatlicher Verfassungen. Eine Untersuchung zum Völkerrecht und zum vergleichenden Verfassungsrecht, Tübingen: Mohr 1949.

[3]  Photo: MPIL.

[4] Rudolf Bernhardt/Karin Oellers-Frahm, Das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Geschichte und Entwicklung von 1949 bis 2013, Contributions on Comparative Public Law and International Law, , vol. 270, Berlin: Springer 2018, 8-9.

[5] Hermann Mosler, Der Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Entstehung und Qualifizierung, HJIL 14 (1951), 1-45, 33, translated by the author.

[6] Mosler, Vertrag (Fn. 5), 33-34.

[7] Mosler, Vertrag (Fn. 5), 34.

[8] Mosler, Vertrag (Fn. 5), 34.

[9]  Photo: MPIL.

[10] See: Felix Lange, Praxisorientierung und Gemeinschaftskonzeption. Hermann Mosler als Wegbereiter der westdeutschen Völkerrechtswissenschaft nach 1945, Contributions on Comparative Public Law and International Law, vol. 262, Berlin: Springer 2017.

[11] For a comparison with Walter Hallstein’s state-federal proposals, see Lange (Fn. 10), 171-174, 318-323.

[12] Föderalismus als nationales und internationales Ordnungsprinzip. Die öffentliche Sache: Aussprache zu den Berichten in den Verhandlungen der Tagung der Deutschen Staatsrechtslehrer zu Münster (Westfalen) vom 3. bis 6. Oktober 1962, Berlin: De Gruyter 1964 (VVDStRL), 139, translated by the author.

[13] Föderalismus (Fn, 12), 139.

[14] Hermann Mosler, The International Society as Legal Community, Collected Courses of The Hague Academy of International Law, Vol. 140, Leiden: Brill Nijhoff 1974, 1-320, 197.

[15] Mosler, International Society (Fn. 14), 203.

[16] Mosler, International Society (Fn. 14), 204.

[17]Mosler, International Society (Fn. 14), 204.

[18] Mosler, International Society (Fn. 14), 204.

[19] On this crucial aspect, see Giuseppe Duso, Reinventare la democrazia. Dal popolo sovrano all’agire politico dei cittadini, Milano: FrancoAngeli 2022.

[20] Armin von Bogdandy, The emergence of European society through public law: a Hegelian and anti-Schmittian approach, Oxford: Oxford University Press 2024.

Das Institut im Kampf gegen Massenvernichtungswaffen

The Institute in the Fight Against Weapons of Mass Destruction

Deutsch

Rechtsberatung in Fragen des Verbotes chemischer und biologischer Waffen in den 1970er Jahren

Abrüstungsfragen stehen im Herzen des modernen Völkerrechts. So befasste sich nicht nur bereits die allererste Resolution der UN-Generalversammlung mit der Notwendigkeit der (nuklearen) Abrüstung, auch das erste der sechs ständigen Komitees der UN-Generalversammlung ist für Abrüstungsfragen zuständig. Und schon vor Gründung der Vereinten Nationen waren Abkommen zur Begrenzung des Einsatzes bestimmter Waffen und Kampfmethoden im Krieg ein zentraler Motor des Völkerrechts.[1]

Ein Jahrzehnt der Abrüstung nach einem Jahrzehnt der regionalen Kriege

Chemische Kriegsführung. Die US Army versprüht das Entlaubungsmittel „Agent Orange“ im Vientamkrieg 1963[2]

Geprägt durch eine Vielzahl regionaler Konflikte wie beispielsweise in Algerien, Vietnam, Korea oder dem Nahen Osten war der im Zeitraum Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre ein entscheidender Moment internationaler Abrüstungsbemühungen. Im Fokus standen damals neben konventionellen Waffen insbesondere Massenvernichtungswaffen (auch ABC-Waffen genannt).

Im Jahre 1968 wurde der Nichtverbreitungsvertrag (NPT) geschlossen, der die nukleare Aufrüstung maßgeblich aufhielt und mit seinem Art. VI eine Verpflichtung aller Staaten enthält, nicht nur Gespräche bezüglicher nuklearer Abrüstung einzugehen, sondern das Ziel eines Vertrages zur allgemeinen und vollständigen Abrüstung sämtlicher Waffen enthält. Auch das bilaterale nukleare Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion wurde durch das SALT I Abkommen sowie den ABM-Vertrag jeweils ab 1972 begrenzt.

Mit dem Durchbruch des NPT im Rücken sowie der breiten Unterstützung der Konferenz des Abrüstungskomitees, eingesetzt durch die UN-Generalversammlung, gab es ein Momentum, das Thema der biologischen B und chemischen C Waffen ebenfalls völkerrechtlich verbindlich anzugehen. Unterstützt wurden diese Bestrebungen durch einen Bericht des UN-Generalsekretärs Sithu U Thant über „Chemische und bakteriologische (biologische) Waffen und die Auswirkungen ihrer Verwendung“[3], der auf mehr als 100 Seiten die weitreichenden Konsequenzen des Einsatzes solcher Waffen darstellt. Zum Kontext der Diskussion gehörten Vorwürfe der Verwendung von bakteriologischen Kampfmitteln gegen Soldaten im Koreakonflikt seitens der Vereinigten Staaten zu Beginn der 1950er Jahre, aber auch die im Vietnamkrieg während der gesamten 1960er Jahre verwendeten, für Mensch und Natur verheerenden Waffen (z.B. Agent Orange). Die Skandalisierung des Vietnamkriegs in der öffentlichen Meinung und ein aufkommendes Umweltbewusstsein taten ihr übriges.

Das MPIL als Rechtsberater für die bundesdeutsche Beobachtermission bei den Vereinten Nationen

Als Reaktion auf U Thants Bericht, flankiert durch den Bericht des Ersten Komitees,[4] trat im Jahr 1970 eine internationale Kommission zusammen, die sich mit zentralen Fragen biologischer und chemischer Waffen beschäftigen sollte. An dieser nahm auch die Bundesrepublik Deutschland teil, auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch kein Mitglied der Vereinten Nationen war. Bis zu ihrem UN-Beitritt 1973 war die Bundesrepublik lediglich im Rahmen einer Beobachtermission tätig, wobei wenn dieser Status sie nicht daran hinderte, sehr aktiv aufzutreten. Um an der Abrüstungskommission informiert teilnehmen zu können, bedurfte das Auswärtige Amt völkerrechtliche Expertise. Daher wurde der damalige MPIL-Direktor Hermann Mosler am 2. Februar 1970 vom damaligen Leiter der Abteilung Völkerrecht und späteren Leiter der Rechtsabteilung des Ministeriums – Dedo von Schenck – brieflich um die Erstellung eines Gutachtens gebeten.

Zwei Fragen sollte das Gutachten beantworten: Zum einen sollte geklärt werden, ob der Inhalt des Genfer Gaskriegsprotokolls aus dem Jahre 1925 Bestandteil des allgemeinen Völkerrechts sei. Zum anderen interessierte das Auswärtige Amt, ob bestimmte Mittel (Tränengas, Psycho-Kampfstoffe, Entlaubungsmittel und Napalm[5]) unter ein Verbot aus dem Protokoll fallen würden.

Zunächst fällt bei der Fragestellung auf, dass sie die Formulierung „allgemeines Völkerrecht“ verwendet. Aus heutiger Sicht ist das Gaskriegsprotokoll als völkerrechtlicher Vertrag selbstverständlich Teil des allgemeinen Völkerrechts. Die von Dedo von Schenck verwendete Formulierung erinnert allerdings an Art. 25 GG, welcher von den „allgemeinen Regeln des Völkerrechts“ spricht. Diese grundgesetzliche Formulierung wird – und wurde schon damals – sowohl vom BVerfG[6] als auch nach staatsrechtlicher herrschender Meinung [7] als Synonym für Völkergewohnheitsrecht verstanden.

Michael Bothe und das Rechtsgutachten Nr. 178

Michael Bothe als Referent am Institut in den 1970ern[8]

In diesem Sinne verstand auch Michael Bothe die Frage, welcher sich zu dieser Zeit am Institut habilitierte und von Hermann Mosler beauftragt wurde, das Gutachten zu erstellen. Michael Bothe arbeitete von 1964 bis 1979 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent am Institut, wo er sich unter anderem mit Fragen des humanitären Völkerrechts und Rüstungskontrollrecht beschäftigte.

Auffällig ist die Logik hinter der Fragestellung des Gutachtens. Zunächst wurde gefragt, ob ein Vertrag selbst Teil des Gewohnheitsrechts sei. Anschließend wurde gefragt, ob bestimmte Mittel unter den Vertrag fallen würden. Die vom Auswärtigen Amt verfolgte Logik lag also darin zu sagen, Stoff X fällt unter das Gaskriegsprotokoll, das Gaskriegsprotokoll ist Gewohnheitsrecht, also ist der Einsatz von Stoff X völkergewohnheitsrechtlich verboten. Diese Logik demontierte Michael Bothe bereits zu Beginn des materiellen Teils seines Gutachtens. Völkergewohnheitsrecht kann sich unabhängig von Vertragsrecht bilden. Auch der Inhalt eines gewohnheitsrechtlichen Verbots, auch wenn sich dieses parallel zu Vertragsrecht entwickelte und durch dieses katalysiert wurde, kann sich von diesem durchaus unterscheiden. Daher nimmt Bothe den dogmatisch sauberen Weg und fragt zunächst, ob der Einsatz eines spezifischen Stoffes gewohnheitsrechtlich verboten sei, um dann im Einzelnen die Tragweite eines solchen Verbots zu analysieren.

Systematisch arbeitet er das Vorliegen der beiden konstitutiven Elemente von Gewohnheitsrecht, der opinio iuris und der consuetudo (Staatenpraxis), heraus. Er kommt zu dem Schluss, dass das Gaskriegsprotokoll Bestandteil des Völkergewohnheitsrechts ist. Bei den jeweils angefragten Stoffen kommt er zu gemischten Ergebnissen: Napalm als Brandwaffe sei von keinem Verbot erfasst, was sich insbesondere an einer fehlenden Praxis aufgrund des massiven Einsatzes im Zweiten Weltkrieg zeige. Die übrigen Stoffe würden unter das Gaskriegsprotokoll fallen und seien daher vertraglich verboten. Interessanterweise lehnt er aber ein gewohnheitsrechtliches Verbot von Entlaubungsmitteln aufgrund des Widerstandes der Vereinigten Staaten, die dieses massiv in Vietnam einsetzten, ab. Nach heutiger Terminologie würde man diese als persistant objector bezeichnen.

Michael Bothe arbeitete sehr intensiv an dem Gutachten und stellte im September 1970 eine vorläufige Fassung fertig. Während das Gutachten selbst vierzig Seiten umfasste, folgten weitere knapp 200 Seiten Anhang, bestehend aus Analysen zu Einzelfragen und dem Abdruck von Vertragstexten sowie Protokollen – sichtbar ein Ergebnis harter juristischer und dokumentarischer Kärrnerarbeit. Die als Buch publizierte Langfassung wurde als wichtiger Beitrag für eine seit einem halben Jahrhundert bestehenden Diskussion über den Einsatz solcher Waffen gesehen, wobei insbesondere seine differenzierte Analyse des Vertrags- und Gewohnheitsrechts hervorgehoben wurde.[9] Die Übersendung des Gutachtens an das Auswärtige Amt übernahm Rudolf Bernhardt, der im selben Jahr als Direktor neu ans Institut berufen worden war. Nunmehr bestand das Direktorium mit Mosler und Bernhardt aus zwei Personen – eine Neuheit in der zu diesem Zeitpunkt knapp fünfzigjährigen Geschichte des Instituts. In der Korrespondenz zwischen MPIL und Auswärtigen Amt betonte das Auswärtige Amt regelmäßig die guten Beziehungen zwischen dem Völkerrechtsreferat des AA und dem Institut. Diese guten Beziehungen zeigen sich in der Korrespondenz insbesondere auch daran, dass Rudolf Bernhardt, bereits seit 1954 dem Institut verbunden, und der ihm offenbar schon lange bekannte Dedo von Schenck die sehr persönliche Grußformel „sehr verehrter, lieber Herr“ verwendeten. Noch heute werden diese besonderen Verbindungen gepflegt, etwa in den jährlich stattfindenden gemeinsamen Workshops, in denen Mitarbeitende des Auswärtigen Amts ein völkerrechtliches Thema intensiv mit Forschenden aus dem Institut diskutieren, oder der Tatsache, dass die geschäftsführende Direktorin Anne Peters Deutschland im Auftrag des Auswärtigen Amtes vor dem Internationalen Gerichtshof vertrat.

Was danach persönlich geschah

Das Gutachten lag nun in den Händen der Auftraggeber. Doch als Wissenschaftler ließ es sich Michael Bothe nicht nehmen, die umfangreiche Untersuchung, in die er mehr als ein halbes Jahr Arbeit investiert hatte, auch wissenschaftlich zu verwenden. Er arbeitete sein Gutachten, parallel zu seiner nicht weniger umfangreichen Habilitationsschrift, zu einem Buch aus und veröffentlichte dieses 1973 in der institutseigenen Reihe der Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht.[10] Wird diese Schriftenreihe heute aufgrund der Farbe der Einbände häufig einfach als Schwarze Reihe bezeichnet wird, so war Bothes Studie „Das völkerrechtliche Verbot des Einsatzes chemischer und bakteriologischer Waffen“ der letzte Band der Reihe, der noch mit einem grünen Einband erschien. Michael Bothe wurde 1974 an der Universität Heidelberg habilitiert und blieb bis zu seiner Berufung als ordentlicher Professor an die Universität Hannover 1979 am Institut, dem er weiterhin verbunden ist. Von 1983 an war er Professor in Frankfurt am Main, wo er 2003 emeritiert wurde. Weiterhin war er Teil der deutschen Delegation bei den Verhandlungen über die Zusatzprotokolle der Genfer Konventionen.[11] Heute lebt er in Bensheim.

Was danach völkerrechtlich geschah

Fässer mit „Agent Orange“ im US-Kampfstofflager auf dem Johnston Atoll 1976[12]

Die Beratungen und Diskussionen in Völkerrechtswissenschaft und diplomatischer Praxis führten zu einem gewissen Erfolg. 1972 wurde die Konvention über das Verbot der Entwicklung, Herstellung und Lagerung bakteriologischer (biologischer) Waffen und Toxinwaffen sowie über die Vernichtung solcher Waffen (kurz: Biowaffenkonvention) unterschrieben. Zugegebenermaßen aber sah man diese Waffen militärisch als nicht sonderlich bedeutsam an, weswegen eine Einigung relativ leicht möglich war – zumal in der Konvention auch kein Kontrollmechanismus vorgesehen ist. Mittlerweile sind 184 Staaten der Welt (mit Ausnahme beispielsweise Syriens, Ägyptens und Israels)  Vertragsparteien dieser Konvention. Bei den chemischen Waffen dauerte es länger, bis die Weltgemeinschaft zu einem umfassenden völkerrechtlichen Vertrag kam. Sieben Jahre nach Ende des Kalten Krieges trat 1997 schließlich nach sehr komplizierten Verhandlungen das Übereinkommen über das Verbot der Entwicklung, Herstellung, Lagerung und Einsatzes chemischer Waffen und über die Vernichtung solcher Waffen (kurz: Chemiewaffenkonvention) in Kraft. Mit Ausnahme Israels, Ägyptens, Südsudans und Nordkoreas sind sämtliche Staaten der Welt Vertragsparteien des Abkommens. Der Grund für die deutlich längere Dauer der Verhandlungen bis zum Vertragsschluss liegt in der militärischen Relevanz – man denke beispielsweise an den Giftgaseinsatz im damals noch Nicht-Mitgliedsstaat Syrien – und in dem umfangreiche Kontrollmechanismus, dessen Einführung begleitet wurde durch die Einrichtung einer neuen Internationalen Organisation, der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW).

Während nun somit B- und C-Waffen heute vollständig verboten sind, ist die Frage der Atomwaffen weiterhin offen. Zwar wollte der Nichtverbreitungsvertrag die weitere Ausbreitung von Atomwaffen verhindern, dennoch haben aber mehrere Staaten solche Staaten entwickelt; es fehlt es an einem globalen Willen, auch Atomwaffen vollständig zu verbieten. Seit 2021 ist der Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) in Kraft, bislang aber ist kein Nuklearwaffenstaat oder Staat des globalen Nordens diesem Vertrag beigetreten. Dennoch bleibt auch die Frage der nuklearen Abrüstung – insbesondere im Hinblick auf neue nukleare Technologien – nach wie vor ein Thema, zu welchem am Institut intensiv geforscht wird.

***

Der Autor dankt Professor Dr. Michael Bothe für seine anregenden Kommentare.

[1] Man denke nur an die Haager Landkriegsordnung von 1899 und 1907 oder das Genfer Protokoll über das Verbot der Verwendung von erstickenden, giftigen oder ähnlichen Gasen sowie von bakteriologischen Mitteln im Kriege von 1925.

[2] Foto: Wikimedia Commons.

[3] UN, Chemical and bacteriological (biological) weapons and the effects of their possible use: report of the Secretary-General, 1969, A/7575/Rev.1.

[4] UN Generalversammlung, Resolutionen 2516 (XXIV), 2574 (XXIV), 2601 (XXIV) – 2606 (XXIV).

[5] Napalm ist eine Brandwaffe, die bestehend aus zwei Säuren eine zähflüssige, klebrige Masse bildet, die sehr gut haftet und sehr leicht entzündlich ist. Eingesetzt wurde es unter anderem in Vietnam, im Nahen Osten und in Algerien.

[6] BVerfGE 23, 288 (Rn. 317); BVerfGE 94, 315 (Rn. 328); BVerfGE 96, 68 (Rn. 86).

[7] Ondolf Rojahn, in: Ingo von Münch/Philip Kunig(Begr.), Grundgesetz-Kommentar, 5. Aufl., München, C.H. Beck 2000; Art. 25, Rn. 6ff.; Christian Koenig in: Hermann v. Mangoldt(Begr.)/ Friedrich Klein(Hrsg.)/ Christian Starck(Hrsg.), Grundgesetz Kommentar, 7. Aufl., München: C.H. Beck 2018, Art.25, Rn. 29; Volker Epping/Christian Hillgruber(Hrsg.), BeckOK Grundgesetz, 57. Edition, München: C.H. Beck 2024, Art. 25, Rn. 19; Matthias Herdegen, in: Günter Dürig(Begr.)/Rupert Scholz(Hrsg.)/Roman Herzog(Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, 95. EL, München: C.H. Beck 2021, Art. 25 GG, Rn. 34.

[8] Foto: MPIL.

[9] Frits Kalshoven, Michael Bothe, Das völkerrechtliche Verbot des Einsatzes chemischer und bakteriologischer Waffen [Book Review], Netherlands International Law Review 22 (1975), 97.

[10] Michael Bothe, Das völkerrechtliche Verbot des Einsatzes chemischer und bakteriologischer Waffen, Köln: Carl Heymanns Verlag 1973.

[11] Das Lebenswerk von Michael Bothe wurde gewürdigt in: Andreas Fischer-Lescano et. al (Hrsg), Frieden in Freiheit – Peace in liberty – Paix en liberté: Festschrift für Michael Bothe zum 70. Geburtstag, Baden-Baden: Nomos 2008.

[12] Foto: Wikimedia Commons.

 

English

Legal Advice on Issues Relating to the Ban on Chemical and Biological Weapons in the 1970s

Disarmament issues are at the heart of modern international law. Not only did the very first resolution of the UN General Assembly deal with the need for (nuclear) disarmament, but the first of the six standing committees of the UN General Assembly is also responsible for disarmament issues. And even before the founding of the United Nations, agreements to limit the use of certain weapons and methods of warfare were a key driver of international law.[1]

A Decade of Disarmament After a Decade of Regional Wars

Chemical warfare. The US Army sprays the defoliant ‘Agent Orange’ during the Vietnam War in 1963[2]

Characterised by a large number of regional conflicts, such as in Algeria, Vietnam, Korea and the Middle East, the period at the end of the 1960s and beginning of the 1970s was a decisive moment in international disarmament efforts. In addition to conventional weapons, the focus at the time was on weapons of mass destruction.

In 1968, the Nuclear Non-Proliferation Treaty (NPT) was concluded, which significantly halted nuclear armament and, with its Art. VI contains a commitment by all states not only to enter into talks on nuclear disarmament, but also to the goal of a treaty on the general and complete disarmament of all weapons. The bilateral nuclear arms race between the USA and the Soviet Union was also limited by the SALT I agreement and the ABM Treaty from 1972 onwards.

With the breakthrough of the NPT behind them and the broad support of the Conference of the Disarmament Committee, set up by the UN General Assembly, there was momentum to also address the issue of biological and chemical weapons in a binding manner under international law. These efforts were supported by a report by UN Secretary‑General Sithu U Thant on “Chemical and bacteriological (biological) weapons and the consequences of their use”[3] , which outlines the far-reaching consequences of the use of such weapons in more than 100 pages. The context of the discussion included accusations of the use of bacteriological weapons against soldiers in the Korean conflict by the United States in the early 1950s, but also the weapons used in the Vietnam War throughout the 1960s, which were devastating for humans and nature (e.g. Agent Orange). The scandalisation of the Vietnam War in public opinion and an emerging environmental awareness did the rest.

The MPIL as Legal Advisor for the German Observer Mission to the United Nations

In response to U Thant’s report, flanked by the report of the First Committee,[4] an international commission was convened in 1970 to deal with key issues relating to biological and chemical weapons. The Federal Republic of Germany also took part in this commission, even though it was not yet a member of the United Nations at the time. Until it joined the UN in 1973, the Federal Republic was only active as an observer mission, although this status did not prevent it from being very active. In order to participate in the Disarmament Commission in an informed manner, the Federal Foreign Office required expertise in international law. For this reason, on 2 February 1970, the then MPIL Director Hermann Mosler was asked by the then Head of the Department of International Law and later Head of the Legal Department of the Ministry – Dedo von Schenck – to prepare an expert opinion.

The expert opinion was to answer two questions: Firstly, it was to clarify whether the content of the Geneva Gas War Protocol of 1925 was part of general international law. Secondly, the Federal Foreign Office was interested in whether certain agents (tear gas, psycho warfare agents, defoliants and napalm[5] ) were covered by a ban under the protocol.

Firstly, it is noticeable that the question uses the phrase “general international law”. From today’s perspective, the Gas War Protocol, as a treaty under international law, is of course part of general international law. However, the term used by Dedo von Schenck is reminiscent of Article 25 of the German Basic Law, which speaks of the “general rules of international law”. This formulation of the Basic Law is – and was even then – understood both by the Federal Constitutional Court[6] and by the prevailing opinion in constitutional law[7] as a synonym for customary international law.

Michael Bothe and the Legal Opinion no. 178

Michael Bothe as research fellow at the Institute in the 1970s[8]

Michael Bothe, who was completing his habilitation at the Institute at this time and was commissioned by Hermann Mosler to prepare the expert report, also understood the question in this sense. Michael Bothe worked at the Institute from 1964 to 1979 as a senior research fellow, where he dealt with issues of international humanitarian law and arms control law, among other things.

The logic behind the question posed in the expert opinion is striking. First, it was asked whether a treaty itself was part of customary law. Then it was asked whether certain means were covered by the treaty. The logic pursued by the Federal Foreign Office was therefore to say that substance X falls under the Gas War Protocol, the Gas War Protocol is customary law, and therefore the use of substance X is prohibited under customary international law. Michael Bothe already dismantled this logic at the beginning of the substantive part of his expert opinion. Customary international law can develop independently of treaty law. The content of a prohibition under customary law, even if it developed in parallel with and was catalysed by treaty law, can also be quite different from the latter. Bothe therefore takes the dogmatically clean path and first asks whether the use of a specific substance is prohibited under customary law in order to then analyse the scope of such a prohibition in detail.

He systematically analyses the existence of the two constitutive elements of customary law, opinio iuris and consuetudo (state practice). He comes to the conclusion that the Gas War Protocol is part of customary international law. He comes to mixed conclusions about the substances in question: Napalm as an incendiary weapon is not covered by any prohibition, as evidenced in particular by a lack of practice due to its massive use in the Second World War. The other substances are covered by the Gas War Protocol and are therefore prohibited by treaty. Interestingly, however, he rejects a customary ban on defoliants due to the resistance of the United States, which used them on a massive scale in Vietnam. In today’s terminology, this would be called a persistent objector.

Michael Bothe worked very intensively on the report and completed a preliminary version in September 1970. While the report itself was forty pages long, it was followed by a further 200 pages of appendices consisting of analyses of individual issues and the reprinting of treaty texts and protocols – clearly the result of hard legal and documentary work. The long version, published as a book, was seen as an important contribution to the half-century-long debate on the use of such weapons, with particular emphasis being placed on its differentiated analysis of treaty and customary law.[9] The report was sent to the Federal Foreign Office by Rudolf Bernhardt, who had been appointed Director of the Institute in the same year. With Mosler and Bernhardt, the Board of Directors now consisted of two people – a novelty in the almost fifty-year history of the Institute at that time. In correspondence between MPIL and the Federal Foreign Office, the Federal Foreign Office regularly emphasised the good relations between the International Law Division of the Federal Foreign Office and the Institute. These good relations are reflected in the correspondence in particular by the fact that Rudolf Bernhardt, who had been associated with the Institute since 1954, and Dedo von Schenck, whom he had obviously known for a long time, used a very personal form of greeting. These special connections are still cultivated today, for example in the annual joint workshops in which employees of the Federal Foreign Office discuss a topic of international law in depth with researchers from the Institute, as well as the fact that the managing director Anne Peters recently defended Germany in front of the International Court of Justice on behalf of the Federal Foreign Office.

What Happened Afterwards, Personally

The expert report was now in the hands of the client. However, as an academic, Michael Bothe did not miss the opportunity to use the extensive study, in which he had invested more than six months of work, for academic purposes. He compiled his expert opinion into a book, parallel to his equally extensive habilitation thesis, and published it in 1973 in the institute’s own series of Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht.[10] Today, this series is often simply referred to as the Black Series due to the colour of the covers, but Bothe’s study “Das völkerrechtliche Verbot des Einsatzes chemischer und bakteriologischer Waffen” was the last volume in the series to be published with a green cover. Michael Bothe habilitated at the University of Heidelberg in 1974 and remained at the institute until his appointment as a full professor at the University of Hanover in 1979, with which he is still associated. From 1983 onwards, he was a professor in Frankfurt am Main, where he retired in 2003. He was also part of the German delegation to the negotiations on the Additional Protocols to the Geneva Conventions.[11] Today he lives in Bensheim.

What Happened Afterwards, Under International Law

Barrels of ‘Agent Orange’ in the US warfare agent depot on Johnston Atoll in 1976[12]

The consultations and discussions in international law and diplomatic practice led to a certain degree of success. In 1972, the Convention on the Prohibition of the Development, Production and Stockpiling of Bacteriological (Biological) and Toxin Weapons and on their Destruction (in short: Biological Weapons Convention) was signed. Admittedly, however, these weapons were not considered to be of particular military significance, which is why it was relatively easy to reach an agreement – especially as the convention does not provide for a control mechanism. There are now 184 states in the world (with the exception of Syria, Egypt and Israel, for example) that are parties to this convention. In the case of chemical weapons, it took longer for the international community to reach a comprehensive treaty under international law. Seven years after the end of the Cold War, the Convention on the Prohibition of the Development, Production, Stockpiling and Use of Chemical Weapons and on their Destruction (in short: Chemical Weapons Convention) finally came into force in 1997 after very complicated negotiations. With the exception of Israel, Egypt, South Sudan and North Korea, all states in the world are parties to the Convention. The reason for the significantly longer duration of the negotiations up to the conclusion of the treaty lies in the military relevance – think, for example, of the use of poison gas in Syria, which was not yet a member state at the time – and in the extensive control mechanism, the introduction of which was accompanied by the establishment of a new international organisation, the Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW).

While biological and chemical weapons are now completely banned, the issue of nuclear weapons remains unresolved. Although the Non-Proliferation Treaty aimed to prevent the further proliferation of nuclear weapons, several states have nevertheless developed such weapons; there is a lack of global will to ban nuclear weapons completely. The Treaty on the Prohibition of Nuclear Weapons (TPNW) has been in force since 2021, but so far no nuclear-weapon state or state of the Global North has acceded to this treaty. Nevertheless, the issue of nuclear disarmament – particularly with regard to new nuclear technologies – remains a topic of intensive research at the Institute.

***

The author would like to thank Professor Dr Michael Bothe for his stimulating comments.

[1] Just think of the Hague Land Warfare Convention of 1899 and 1907 or the Geneva Protocol on the Prohibition of the Use in War of Asphyxiating, Poisonous or Other Gases and of Bacteriological Methods of Warfare of 1925.

[2] Photo: Wikimedia Commons.

[3] UN, Chemical and bacteriological (biological) weapons and the effects of their possible use: report of the Secretary-General, 1969, A/7575/Rev.1.

[4] UN General Assembly, Resolutions 2516 (XXIV), 2574 (XXIV), 2601 (XXIV) – 2606 (XXIV).

[5] Napalm is an incendiary weapon consisting of two acids that form a viscous, sticky mass that adheres very well and is highly flammable. It was used in Vietnam, the Middle East and Algeria, among other places.

[6] BVerfGE 23, 288 (Rn. 317); BVerfGE 94, 315 (Rn. 328); BVerfGE 96, 68 (Rn. 86).

[7] Ondolf Rojahn, in: Ingo von Münch/Philip Kunig(founders), Grundgesetz-Kommentar, 5. ed., Munich: C.H. Beck 2000; Art. 25, para. 6 et seq.; Christian Koenig, in: Hermann v. Mangoldt(founder)/ Friedrich Klein(ed.)/ Christian Starck(ed.), Grundgesetz Kommentar, 7. ed., Munich: C.H. Beck 2018, Art.25, para. 29; Volker Epping/Christian Hillgruber(eds.), BeckOK Grundgesetz, 57. ed., München: C.H. Beck 2024, Art. 25, para. 19; Matthias Herdegen, in: Günter Dürig(founder)/Rupert Scholz(ed.)/Roman Herzog(ed.), Grundgesetz-Kommentar, 95. EL, Munich: C.H. Beck 2021, Art. 25 GG, para. 34.

[8] Photo: MPIL.

[9] Frits Kalshoven, Michael Bothe, Das völkerrechtliche Verbot des Einsatzes chemischer und bakteriologischer Waffen [Book Review], Netherlands International Law Review 22 (1975), 97.

[10] Michael Bothe, Das völkerrechtliche Verbot des Einsatzes chemischer und bakteriologischer Waffen, Cologne: Karl Heymanns Verlag 1973.

[11] Michael Bothe’s life‘s work is honored in: Andreas Fischer-Lescano et. al (eds.), Frieden in Freiheit – Peace in liberty – Paix en liberté: Festschrift für Michael Bothe zum 70. Geburtstag, Baden-Baden: Nomos 2008.

[12] Photo: Wikimedia Commons.

Der Jessup Moot Court am MPIL

The Jessup Moot Court at the MPIL

Deutsch

Geschätzter Gast oder geschuldete Last? Zur fragilen Geschichte eines symbiotischen Verhältnisses

Wenn mitten in der Nacht ein großes Büro am Institut noch hell erleuchtet und mit eifriger Betriebsamkeit erfüllt ist, dann weiß man: Hier stellen die Studierenden des Heidelberger Jessup Moot Court Teams ihre Schriftsätze fertig. Es ist kein gewöhnliches Büro, denn die Wände sind mit zahlreichen Plaketten und gerahmten Urkunden geschmückt, mit denen frühere Teams für ihre Erfolge ausgezeichnet wurden. Die Geschichte hinter diesen Erfolgen und der Beitrag des Instituts soll im Folgenden ergründet werden.

Am Jessup Moot Court, den es zunächst vorzustellen gilt (I.), haben bereits 39 Heidelberger Teams teilgenommen (II.). Das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht (MPIL) hat zahlreiche dieser Teams intensiv unterstützt. Der Rückblick in die Erfolgsgeschichte bringt aber auch deren Fragilität ans Licht (III.). Dessen ungeachtet hat sich zwischen MPIL und Jessup ein symbiotisches Verhältnis herausgebildet (IV.), das für die Fortschreibung dieser gewinnbringenden Tradition zuversichtlich stimmt (V.).

I. Der Jessup

Der Jessup International Law Moot Court (kurz: „Jessup“) ist der völkerrechtliche Moot Court par excellence. Der größte und älteste Wettbewerb auf dem Gebiet des Völkerrechts wurde 1960 an der Harvard University ins Leben gerufen, seit 1968 wird er international ausgetragen, in der Kampagne 2024 mit über 600 Teams aus aller Welt. Universitäten dürfen je ein Team mit bis zu fünf Student:innen (Mooties) und mehreren Betreuer:innen (Coaches) entsenden. Bei den nationalen Vorentscheiden (National Rounds) qualifizieren sich die erfolgreichsten Teams für die „International Rounds“, die sodann in Washington, D.C. ausgetragen werden. Der Jessup schult somit nicht nur Generationen von Studierenden im Völkerrecht, sondern leistet auch einen Beitrag zum internationalen Austausch.

Kern des Wettbewerbs ist die Simulation eines streitigen Verfahrens zweier Staaten vor dem Internationalen Gerichtshof, dem einst der Namenspate, der US-amerikanische Völkerrechtler und Diplomat Philip Caryl Jessup, als Richter angehörte. Der zur Bearbeitung gestellte fiktive Streitfall wirft dabei stets brisante völkerrechtliche Fragen auf. Jedes Team erarbeitet zunächst Schriftsätze (Memorials) für die Kläger- und Beklagtenseite und trägt die dabei entwickelten Argumente sodann in mündlichen Plädoyers (Pleadings) gegen andere Teams vor. Dabei spielen die Judges (typischerweise Praktiker:innen und Professor:innen des Völkerrechts) eine entscheidende Rolle; sie bewerten die Memorials und Pleadings. Während der Pleadings stellen sie zahlreiche Fragen zum Sachverhalt und zur rechtlichen Argumentation, die die nacheinander plädierenden Mooties jeweils allein und möglichst überzeugend aus dem Stegreif beantworten müssen. So entsteht ein intensiver, juristisch anspruchsvoller Austausch.

II. Die Heidelberger Jessup-Teams

Das Jessup-Team 2008: David Schweizer, Daniel Scherr, Vasiliki Koligliati, Benedikt Walker, Natalia Jevglevskaja, Katerina Vagia, Verena Kling und Ingo Venzke (Foto: MPIL)

Jessup-Teams treten in der Regel im Namen ihrer Universität an. Es ist ein Wettbewerb für Studierende, die auszubilden universitäre Aufgabe ist. Seit Langem ist es in Heidelberg aber primär das MPIL, das die Jessup-Teams betreut. Ein Blick in die Tätigkeitsberichte des MPIL weist dies erstmals für das Wintersemester 1990/91 nach. Aber gab es bereits vorher Heidelberger Jessup-Teams? Wer betreute sie? Weder am MPIL noch bei der Juristischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität ließen sich dazu Hinweise finden. Auch aus den Erinnerungen befragter Zeitzeug:innen ergab sich kein klares Bild. Hinweise finden sich schließlich aber in den Aufzeichnungen der International Law Students Association (ILSA), die den Jessup verantwortet. Nach den Unterlagen von ILSA nahm erstmals 1985 ein Heidelberger Team teil, seit 1987 ist ununterbrochen für jedes Jahr ein Heidelberger Team verzeichnet. Beim Jessup 2024 trat somit das 39. Heidelberger Team an. Die Teams wurden bei ILSA meist im Namen der Ruprecht-Karls-Universität angemeldet, nur 2003 und 2009 im Namen des MPIL. Rückschlüsse auf die Betreuung lässt das aber nicht zu, weitere Tätigkeitsberichte des MPIL weisen nämlich klar auf die ununterbrochene Mitwirkung des Instituts seit 1990/91 hin. Indizien für eine Mitwirkung der Juristischen Fakultät an der Betreuung der Teams ließen sich lediglich für das Jahr 1993 finden.

Die fast vier Jahrzehnte Heidelberger Jessup-Tradition krönt mancher Erfolg: Bislang qualifizierten sich elf Heidelberger Teams für die Teilnahme an den International Rounds, zweimal (1997, 2000) waren sie unter den 16 besten Teams weltweit. Bei den German National Rounds erreichten fünf Heidelberger Teams einen ersten, fünf einen zweiten und sechs Teams einen dritten Platz (zuletzt 2023). Hinzu kommen unzählige Auszeichnungen für Memorials und individuelle Leistungen in den Pleadings. Auch eine Auszeichnung mit dem Spirit of the Jessup Award der German National Rounds – verliehen an das Team, das den Geist des Wettbewerbs am besten verkörpert – konnte Heidelberg 2018 erlangen.

III. Fragilität: Der Wandel der Unterstützung durch das MPIL

Das Jessup-Team 2023 in Den Haag. Hintere Reihe, vlnr: Lukas Hemmje (Coach), Jakob Mühlfelder (Coach), Jasper Kurth, Leo Volkhardt. Vordere Reihe, vlnr: Sophie Raab (Coach), Laura Schwamm, Bozheng Chen, Barbara Hauer

Ohne die Mitwirkung des MPIL wären diese Erfolge undenkbar. Als Gästen des Instituts wird den Teams vielfältigste Unterstützung zuteil. Sehr hilfreich ist zunächst, dass den Teams – wie eingangs erwähnt – ein eigenes Büro am Institut zur Verfügung steht. Für die Recherchen zu den streitigen völkerrechtlichen Fragen ist der Zugriff auf die Ressourcen der Bibliothek unentbehrlich, der von freundlicher Unterstützung seitens der Mitarbeiter:innen von Ausleihe, Fernleihe, Buchbestellung, Zeitschriftenabteilung und der UN-Depotbibliothek begleitet wird. Zeitweise wurden die Schriftsätze der Jessup Teams sogar mit eigener Signatur in die Bibliothek aufgenommen (VR: I G: 41). Hinzu kommen dutzende Probe-Pleadings mit Wissenschaftler:innen des Instituts, in denen die Mooties ihre Argumente und Kenntnisse auf den Prüfstand stellen können. Über die Unterstützung Heidelberger Teams hinaus hat das MPIL bereits sechs Mal (1996, 2001, 2007, 2013, 2015, 2022) die deutschen National Rounds des Jessup ausgerichtet – zweimal davon recht kurzfristig, wenn keine Universität die Ausrichtung übernehmen wollte.

Neben dem MPIL kommt der damit eng verbundenen Heidelberger Gesellschaft für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht eine besondere Bedeutung zu. Die Heidelberger Gesellschaft finanziert Heidelberger Teams nicht nur regelmäßig die beträchtliche Anmeldegebühr für den Jessup, sondern ermöglichte zahllosen Heidelberger Jessup-Generationen auch die große Pilgerreise der Völkerrechtsfans – eine Studienreise nach Den Haag. Dort gewannen die Teams inspirierende Einblicke in den Internationalen Gerichtshofs, den Internationalen Strafgerichtshof, die deutsche Botschaft und andere Wirkstätten des Völkerrechts.

Am wichtigsten ist wohl aber die Betreuung durch die vom Institut angestellten Coaches, die regelmäßig von besonderem persönlichem Engagement gekennzeichnet ist. An dieser Stelle zeigt sich auch die größte Veränderung der Jessup-Betreuung am MPIL, die schematisierend als Wandel von einem direktoralen Ansatz zu einem gemeinschaftlichen Ansatz beschrieben werden kann. In den 90er Jahren gingen alle wichtigen Schritte zum Zustandekommen der Jessup-Teams vom Direktorium aus: Ein Direktor wies ein oder zwei Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen an, das Team zu betreuen, unterstützt von ein oder zwei Mooties des Vorjahres (angestellt als studentische Hilfskräfte). Es war auch das Direktorium, das die neuen Mooties gezielt in Völkerrechtsvorlesungen und -seminaren ansprach und auswählte.

Seit mehreren Jahren geht die Initiative für die Aufstellung neuer Teams hingegen stärker von der Gemeinschaft ehemaliger Heidelberger Jessup Mooties und Coaches (Jessup Community) aus. Die Mooties des Vorjahres ziehen durch die Vorlesungen und veranstalten Info-Abende, um neue Studierende für den Wettbewerb zu gewinnen. Es sind die ehemaligen Coaches, die sich auf die Suche nach neuen Coaches machen und den Wunsch nach entsprechenden Stellen am MPIL an das Direktorium herantragen. Jeder neuen Jessup-Runde geht dabei ein Bangen voraus, ob und wie viele neue Coaches sich finden lassen und wie viele Stellen am MPIL geschaffen werden können. Auf diesem Wege ließen sich zum Beispiel 2019 und 2020 nur je zwei ehemalige Mooties finden, die die Betreuung übernahmen – ein Engagement mit nicht unerheblicher Belastung neben ihrem Studium. Auch die Auswahl der neuen Mooties liegt seit vielen Jahren in der Hand der Heidelberger Jessup Community, die die Auswahlgespräche organisiert und durchführt.

Dieser Wandel hin zu einem gemeinschaftlichen Ansatz bringt einen ganz erheblichen Vorteil mit sich: Die Verantwortung, die damit bei den ehemaligen Mooties und Coaches liegt, befördert das besondere Gemeinschaftsgefühl der Heidelberger Jessup Community. Es zeugt vom großen Vertrauen des Instituts in diese Community, dass ihr so viel Gestaltungsfreiheit im gesamten Prozess der Auswahl und Betreuung der Teams gewährt wird. Die neuen Coaches können auf das tradierte Wissen und die Erfahrungen vorheriger Generationen zurückgreifen, haben darüber hinaus aber auch die Freiheit, neue Modelle und Methoden bei der Teambetreuung zu verwirklichen.

Als Kehrseite folgt für gegenwärtige und künftige Heidelberger Jessup-Generationen daraus zugleich ein Appell zum Engagement und zur Eigeninitiative. Ohne direktorale Initiative und Federführung ist die Jessup-Betreuung am MPIL keine institutionell garantierte Selbstverständlichkeit. Dies zeigt auch das Beispiel des Concours Européen des Droits de l‘Homme René Cassin, bei dem ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg simuliert wird. Das Institut hat mindestens seit 1993 Heidelberg René Cassin Teams unterstützt, im Jahr 1998 auch einen Sieg in Straßburg erzielt. Seit 2004 aber nehmen keine Heidelberger Teams mehr am Concours René Cassin teil. Eine einst erfolgreiche Tradition kann eben auch enden.

Für eine Fortschreibung der Heidelberger Jessup-Tradition ist es daher unabdingbar, dass ehemalige Mooties Verantwortung übernehmen für künftige Jessup-Generationen und die (in der Regel sehr großzügige) Unterstützung des MPIL auch aktiv einfordern. Mit dem Wandel des Betreuungsansatzes ging in der Regel zwar nicht einher, dass das Institut letztlich weniger Ressourcen für die Jessup-Betreuung eingesetzt hätte als unter direktoraler Leitung. Um diese Ressourcen muss von den ehemaligen und neuen Coaches aber beharrlich geworben werden. Dies ist nicht immer ganz leicht, warten nach der Teilnahme am Jessup oder der Betreuung eines Teams doch immer die nächsten zu erbringenden Studienleistungen, das Staatsexamen oder die Weiterarbeit an der Dissertation. Das dennoch ununterbrochene Fortbestehen der Heidelberger Jessup Tradition deutet an, wie viele Stunden freiwilligem Engagements – in Abendstunden, an Wochenenden und Feiertagen – die Heidelberger Jessup Community investiert hat.

IV. Symbiose: Beiderseitiger Nutzen für MPIL und Jessup

Von Erfolg gekrönt. Urkunden im Jessup-Büro (Foto: MPIL)

Einerseits lässt sich also ein Wandel der Unterstützung Heidelberger Jessup-Teams durch das MPIL von einem direktoralen hin zu einem gemeinschaftlichen Ansatz beobachten, mit dem eine gewisse Fragilität der Zukunft des Jessup am MPIL einhergeht. Andererseits suggerieren die langjährig ununterbrochene Jessup-Tradition und der letztlich mehr oder weniger unverändert bleibende Ressourceneinsatz des MPIL für die Jessup-Bereuung Verlässlichkeit und Kontinuität. Dieser ambivalente Befund – Kontinuität trotz Fragilität – lässt sich durch das symbiotische Verhältnis von Jessup und MPIL erklären, das sich in Heidelberg herausgebildet hat. Vordergründig profitieren die Jessup-Teams von der ressourcenintensiven Betreuung durch das MPIL. Zugleich, und darin liegt das Symbiotische, profitiert aber auch das MPIL vom Jessup.

Der Jessup bringt für Mooties, Coaches und das MPIL erheblichen Mehrwert. Für die Mooties bedeutet die Jessup-Teilnahme eine einmalige und großartige Chance. In der Regel bietet das Studium der Rechtswissenschaft in Deutschland kaum Gelegenheit zur Teamarbeit, nur verschwindend wenige internationale Bezüge, kaum Vermittlung von fachspezifischen Fremdsprachenkenntnissen, ein schlechtes Betreuungsverhältnis, wenig Anreize zur eigenständigen Entwicklung juristischer Argumente und erst recht kaum einen Rahmen, diese mündlich vorzutragen. All dies aber bietet der Jessup, in einem arbeits- und lernintensiven Semester. Neben einem herausragenden Verständnis der Grundlagen des Völkerrechts entwickeln die Mooties bei der Erstellung der Memorials exzellente Recherchefähigkeiten und lernen, zu den aufgeworfenen, komplexen Rechtsfragen in konziser und klarer Sprache Stellung zu nehmen. Wer später in anwaltlichen Schriftsätzen interessenorientiert, juristisch seriös und stichhaltig argumentieren will, wird von der mehrmonatigen, sorgfältigen Erstellung von Memorials erheblich profitieren. Die strenge Wortbegrenzung zwingt dabei dazu, die besten Argumente auszuwählen und auf den Punkt zu bringen. Die Vorbereitung der Pleadings kommt einem intensiven Englisch- und Rhetorikkurs gleich, in dem die Mooties lernen, spontan die kritischsten Fragen der Judges professionell zu parieren. Neben Legal English als Arbeitssprache, Beschäftigung mit dem Völkerrecht und Studienreise nach Den Haag bringt – nach Monaten harter Arbeit und mit etwas Glück – schließlich auch die Teilnahme an den International Rounds in Washington D.C. den Teams wertvolle internationale Erfahrungen. Zugleich zwingt die intensive Zusammenarbeit von Mooties und Coaches alle zur Weiterentwicklung ihrer Teamfähigkeiten. Zeitdruck und intensive Arbeit schweißen das Team zusammen. Coaches können erste Führungserfahrungen sammeln, die auch für eine weitere wissenschaftliche Karriere wichtig sind. Etliche Ehemalige blicken mit Freude auf diese Zeit zurück, die neben dem Erwerb juristischer Fähigkeiten auch langanhaltende Freundschaften stiftet. Dem Charakter des Jessup als Wettbewerb entsprechend, kann nicht jedes Team siegen. Gewonnen sind für alle Mooties aber die großartigen Lernchancen, die sich über die Monate der Vorbereitung hinweg bieten.

Diesen erheblichen Vorteilen stehen auch berechtigte Einwände gegenüber. Eine sinnvolle Betreuung der Jessup-Teams verlangt erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen. Die Zahl der Mooties ist von ILSA auf fünf beschränkt, das Privileg der Teilnahme kann daher nur wenigen Studierenden gewährt werden. Zudem gehört die Ausbildung Studierender nicht zur Kernaufgabe eines der Grundlagen- und Spitzenforschung gewidmeten Instituts. Die als zuständig anzusehende Juristische Fakultät hat zur Betreuung der Heidelberger Jessup-Teams bislang allerdings kaum Ressourcen beigetragen.

Der Jessup hat aber auch erheblichen Nutzen für das MPIL. Mooties lernen als Gäste das Institut seine Abläufe und Strukturen kennen. Sie durchsuchen wissenschaftliche Quellen nach juristischen Argumenten und entwickeln dabei einen kritischen Blick auf die Völkerrechtswissenschaft und ihre Methodik. Mit ihrer exzellenten Befähigung zur eigenständigen Recherche völkerrechtlicher Fragen sind sie prädestiniert, dem Institut nach dem Jessup als Hilfskräfte verbunden zu bleiben – so ist es gängige Praxis. Manchen Mootie führte dieser Pfad sodann auch zu einer Promotion und wissenschaftlichen Mitarbeit am MPIL. Der Jessup hilft dem MPIL also, engagierte Studierende der Fakultät an das Institut heranzuführen und mit der Völkerrechtswissenschaft vertraut zu machen. Das MPIL gewinnt durch den Jessup erheblich an Sichtbarkeit an der Universität, durch die German National Rounds und durch Erfolge in den International Rounds wirkt diese Sichtbarkeit weit über Heidelberg hinaus. Zugleich kann das Direktorium die Studierenden zunächst als Gäste kennenlernen, bevor über eine Anstellung als Hilfskraft oder Mitarbeiterin zu entscheiden ist.

V. Rückblick und Ausblick

Die Geschichte des Jessup Moot Court am MPIL lässt sich daher unbedingt als Erfolgsgeschichte erzählen. In fast vier Jahrzehnten hat das Jessup-Fieber zahlreiche Heidelberger Mooties und Coaches angesteckt, die Teilnahme hat ihnen eine einzigartig wertvolle Lernerfahrung geboten. Von dieser Begeisterung junger Menschen für das Völkerrecht profitiert auch das MPIL. Ohne die oft sehr intensive Betreuung wäre dies nicht möglich gewesen. Das Erfolgsnarrativ sollte aber nicht den Blick darauf verschließen, dass die Kontinuität der Jessup-Tradition am MPIL oftmals auf der Kippe stand.

Wie kann daher für künftige Jessup-Generationen deren Fortschreibung garantiert werden? Dafür braucht es sowohl ein Engagement der Heidelberger Jessup Community, neue Teams auf vielfältige Weise zu unterstützen, als auch eine intensive institutionelle Unterstützung durch das MPIL und die Heidelberger Gesellschaft. Das Verhältnis dieser Triebkräfte der Heidelberger Jessup Tradition gilt es jedes Jahr neu auszuloten. Die Fortschreibung der Heidelberger Jessup Geschichte hängt am Zusammenspiel dieser Kräfte, die notwendige, für sich allein aber nicht hinreichende Bedingungen zu diesem Ende sind. Aus dieser Diagnose folgt, dass der Jessup in Heidelberg sowohl aus Perspektive des MPIL als auch aus Sicht der Jessup Community nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden kann. Umso beeindruckender, dass es ihn seit fast 40 Jahren in Heidelberg gibt.

Hinweis zur Quellenlage und Transparenz: Mein Beitrag speist sich aus eigener Anschauung (als Heidelberger Jessup Mootie 2018, Coach 2019 und 2022), aus Gesprächen und Schriftverkehr mit anderen ehemaligen Mooties, Coaches und mit weiteren Beteiligten am Institut sowie aus Erfahrungsberichten der Heidelberger Teams (ab 2006), Tätigkeitsberichten des Instituts, Dokumenten der Heidelberger Gesellschaft, Archivunterlagen von Prof. Wolfrum, Ordner III der Institutschronik und Aufzeichnungen der International Law Students Association (ILSA). Sichere Kenntnisse über das Abschneiden Heidelberger Teams bei den National und International Rounds liegen ab 1997 vor.

English

Valued Guest or Burden Owed? On the Fragile History of a Symbiotic Relationship

When in the middle of the night a spacious office at the institute is still brightly lit and filled with bustling activity, there is no doubt: This is where the students of the Heidelberg Jessup Moot Court team finalise their memorials. It is no ordinary office, as the walls are decorated with numerous plaquettes and framed certificates honouring previous teams for their successes. Delving into the story behind these successes and the Institute’s contribution to them is the purpose of this blogposts.

It begins by introducing the Jessup Moot Court (I.) before exploring the participation of 38 Heidelberg teams (II.). The Max Planck Institute for Comparative Public Law and International Law (MPIL) has extensively supported many of these teams. However, a retrospective on this success story also reveals its fragility (III.). Nevertheless, a symbiotic relationship has emerged between MPIL and Jessup (IV.), instilling confidence in the continuation of this tradition (V.).

I. The Jessup

The Jessup Team 2008: David Schweizer, Daniel Scherr, Vasiliki Koligliati, Benedikt Walker, Natalia Jevglevskaja, Katerina Vagia, Verena Kling und Ingo Venzke (photo: MPIL)

The Jessup is the international law moot court par excellence. Initiated at Harvard University in 1960, it is the oldest and largest competition in the field of international law. Since 1968, it has been held internationally, in 2024 with over 600 teams participating from around the world. Each university may send one team of up to five students (Mooties) and several team advisers (Coaches) to the competition. The most successful teams in National Rounds qualify for the International Rounds held in Washington, D.C. Thereby, the Jessup not only educates generations of students in international law but also contributes to international exchange.

At the core of the competition is the simulation of contentious proceedings between two states before the International Court of Justice, where eponym Philip Caryl Jessup – US-American diplomat and international lawyer – once served as a judge. The fictitious case always raises challenging contemporary international legal issues. Each team prepares written submissions (Memorials) for the applicant and respondent state and presents their arguments in oral pleadings against other teams. The Judges (typically practitioners and professors of international law) play a decisive role; they evaluate the memorials and pleadings, thus determining the winning team. During the pleadings, they also ask numerous questions to which the Mooties must reply spontaneously and persuasively. This creates an intense, legally challenging discussion.

II. Heidelberg’s Jessup Teams

Jessup teams usually compete on behalf of their university. It is a competition for students, whose education is a university task. However, Heidelberg’s Jessup teams have long been primarily supported by the MPIL. According to MPIL’s annual activity reports, the institute’s involvement with Jessup dates back to the 1990/91 winter semester. No evidence could be found at MPIL or at the Faculty of Law at Ruprecht-Karls-University on any Heidelberg Jessup teams participating before that. The recollections of contemporary witnesses do not provide a clear picture either. However, records from the International Law Students Association (ILSA), responsible for organizing the Jessup, reveal that a Heidelberg team first participated in 1985, and that there has been a Heidelberg team every year since 1987. Hence, the team participating in Jessup 2024 will be the 39th Heidelberg team. Teams were usually registered with ILSA in the name of Ruprecht-Karls-University, except in 2003 and 2009 when they were registered as MPIL teams. However, this does not provide insight into coaching responsibilities, as MPIL’s activity reports clearly indicate continuous involvement of the institute since 1990/91. Evidence of the Law Faculty supporting Heidelberg’s Jessup teams could only be found for the year 1993.

The nearly four decades of Heidelberg Jessup tradition boast several successes. Eleven Heidelberg teams qualified for the International Rounds, and twice (1997, 2000) they were among the top 16 teams worldwide. In German National Rounds, five Heidelberg teams secured first place, five second place, and six third place (most recently in 2023). Additionally, numerous awards for memorials and individual achievements in pleadings have been earned. Heidelberg also received the Spirit of the Jessup Award at the German National Rounds in 2018, bestowed upon the team that best embodies the spirit of the competition.

III. Fragility: The Evolution of MPIL Support

The Jessup team 2023 in The Hague. Back row, from left to right: Lukas Hemmje (coach), Jakob Mühlfelder (coach), Jasper Kurth, Leo Volkhardt. Front row, from left to right: Sophie Raab (coach), Laura Schwamm, Bozheng Chen, Barbara Hauer

Without MPIL’s involvement, these achievements would be unthinkable. As guests of the institute, teams receive support in various forms. Having an office at the institute is particularly helpful, as it provides access to the library’s resources for research on contentious international legal issues. This is complemented by the friendly assistance of library staff in borrowing, interlibrary loans, book orders, journals section, and the UN Depository Library. At times, the Jessup teams’ Memorials were even archived in the Institute’s library with their own signature (VR: I G: 41). Moreover, there are numerous practice pleadings with MPIL’s staff researchers, allowing the Mooties to test their arguments and knowledge. Beyond supporting Heidelberg teams, MPIL has hosted the German National Rounds of the Jessup six times (1996, 2001, 2007, 2013, 2015, 2022) – two of which were organized at short notice when no university volunteered.

Apart from MPIL, the Heidelberger Gesellschaft für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht (Heidelberg Society for Comparative Public Law and International Law) plays a crucial role. The society regularly pays the substantial registration fees for the Jessup and enables countless Heidelberg Jessup generations to embark on the great pilgrimage of international law – a study trip to The Hague. There, teams gain inspiring insights in the International Court of Justice, the International Criminal Court, the German Embassy, and other venues of international law.

However, the most critical element is the guidance provided by coaches employed by the institute. This aspect is where the most significant change in Jessup support at MPIL becomes evident, which can roughly be characterizes as a shift from a directorial approach to a communal approach. In the 1990s, all essential steps for forming Jessup teams were initiated by the directors: a director assigned one or two research assistants to coach the team, supported by one or two Mooties from the previous year (employed as student research assistants). The directors also used their international law lectures and seminars to approach students and invite them to join the team.

In contrast, for several years now, the initiative for forming new teams has increasingly come from the community of former Heidelberg Jessup Mooties and coaches (the Jessup Community). The previous year’s Mooties advertise the Jessup in lectures and organize information evenings to recruit new students for the competition. Former coaches actively seek out new coaches and convey the desire for corresponding jobs at MPIL to the directorate. Each new Jessup round is preceded by uncertainty about how many new coaches can be found and how many of them can be employed at MPIL. In 2019 and 2020, for example, only two former Mooties could be found to take on coaching responsibilities – a considerable commitment alongside their studies. The selection of new Mooties has also been in the hands of the Heidelberg Jessup Community for many years, organizing and conducting the selection interviews.

This shift towards a communal approach brings a significant advantage: the responsibility placed on former Mooties and coaches fosters a strong communal sense within the Heidelberg Jessup Community. Granting this community considerable freedom in the entire process of selecting and supervising teams is a sign of great trust. New coaches can draw on the traditional knowledge and experiences of previous generations while also having the freedom to implement new models and methods in team supervision.

As a flip side, this presents a call for initiative and engagement to current and future Heidelberg Jessup generations. Without directorial initiative and leadership, Jessup support at MPIL is not institutionally guaranteed. This is also illustrated by the example of the Concours Européen des Droits de l‘Homme René Cassin, a moot court simulating proceedings before the European Court of Human Rights in Strasbourg. At least since 1993, the institute supported René Cassin Teams, winning the competition in the 1998 edition. However, after 2004, Heidelberg did not participate in the René Cassin anymore. Even a successful tradition may come to an end.

Against that background, ensuring the continuation of Heidelberg’s Jessup tradition requires former Mooties to take responsibility for future Jessup generations and actively call for the (generally very generous) MPIL support. The shift from a directorial approach to a communal approach only occasionally translated into the institute ultimately using fewer resources for Jessup coaching than under the directorial approach. However, these resources must be persistently solicited by former and new coaches. This is not always easy, given that after participating in the Jessup or supervising a team, the next academic achievements, the state examination or further work on the dissertation always await. The nonetheless continuous existence of Heidelberg’s Jessup tradition indicates how many hours Heidelberg’s Jessup Community has voluntarily invested – during evenings, weekends, and holidays.

IV. Symbiosis: Mutual Benefits for MPIL and Jessup

Crowned with success. Awards in the MPIL’s Jessup office (Photo: MPIL)

Thus, on one hand, a shift can be observed in MPIL’s support for Heidelberg Jessup teams from a directorial to a communal approach, bringing about a certain fragility in the future of Jessup at MPIL. On the other hand, the long-standing, uninterrupted Jessup tradition and the relatively unchanged resource allocation by MPIL for Jessup support suggest reliability and continuity. This ambivalent finding – persistence despite fragility – can be explained by the symbiotic relationship that has developed between Jessup and MPIL in Heidelberg. Evidently, Jessup teams greatly benefit from the resource-intensive support provided by MPIL. Simultaneously, and less obviously, MPIL also benefits from Jessup. Herein lies the symbiotic nature of the relationship between Jessup and MPIL.

For Mooties, coaches, and MPIL, the Jessup has a significant added value. For Mooties, Jessup participation is an outstanding opportunity. Typically, legal studies in Germany offer few chances for teamwork, minimal international elements, hardly any subject-specific language proficiency training, a poor student-to-supervisor ratio, limited incentives for independent development of legal arguments, and certainly no framework for presenting them orally. The Jessup provides all of these in an intensive semester of working and learning. In addition to an excellent understanding of the foundations of international law, Mooties develop sophisticated research skills while drafting memorials, and they learn to articulate clear and concise responses to complex legal questions. Anyone who later wants to argue in an interest-orientated, legally serious and cogent manner in legal briefs will benefit considerably from the meticulous preparation of memorials over several months. The strict word limit compels Mooties to select the best arguments and present them succinctly. The preparation of pleadings resembles an intensive English and rhetoric training, where Mooties learn to professionally respond to the judges’ most critical questions spontaneously. Beyond Legal English as a working language, engagement with international law, and a study trip to The Hague, participation in the International Rounds in Washington, D.C., after months of hard work and a bit of luck, provides teams with valuable international experiences. Simultaneously, the intense collaboration between Mooties and coaches forces everyone to further develop their teamwork skills. Time pressure and intensive work unite the team, while coaches gain initial leadership experiences crucial for further academic careers. Many alumni fondly look back on this time, which not only imparts legal skills but also fosters enduring friendships. As is in the nature of a competition, not every team can win the Jessup. However, all Mooties gain tremendous learning opportunities over the months of preparation.

These substantial benefits are countered by valid objections. Meaningful support for Jessup teams demands significant financial and human resources. ILSA restricts the number of Mooties to five, limiting the privilege of participation to only a few students each year. Moreover, educating students is not a core task of an institute dedicated to foundational and top-level research. However, the responsible Faculty of Law has, thus far, contributed hardly any resources to support Heidelberg’s Jessup teams.

The MPIL also benefits considerably from the Jessup. Mooties, as guests, familiarize themselves with the institute’s processes and structures. They research sources for legal arguments, developing a critical view of international law and its methodology. With their excellent ability to independently research international legal questions, they are well-suited to remain connected to the institute as student research assistants after the Jessup – indeed a common practice. For some Mooties, this path has led to pursuing a doctoral degree at MPIL. Therefore, the Jessup helps MPIL introduce dedicated law students to the institute and acquaint them with the study of international law. MPIL gains significant visibility at the university through the Jessup, and the German National Rounds and International Rounds extend this visibility far beyond Heidelberg. Meanwhile, the directorate can get to know the students as guests before employing them as researchers or assistants.

V. Retrospect and Outlook

The history of the Jessup Moot Court at MPIL can certainly be told as a success story. Over nearly four decades, the Jessup fever has infected numerous Heidelberg Mooties and coaches, providing them with a uniquely valuable learning experience. The MPIL has benefited from this enthusiasm of young people for international law, which would not have been possible without the often very intense support. This narrative of success, however, should not veil the fact that the continuity of MPIL’s Jessup tradition was often hanging by a thread.

How can the continuation of Jessup for future generations be guaranteed? This requires both the commitment of the Heidelberg Jessup Community to support new teams in diverse ways, and intensive institutional support from MPIL and the Heidelberg Society. The relationship between these driving forces of the Heidelberg Jessup tradition must be re-evaluated every year. The continuation of the Heidelberg Jessup history depends on the interplay of these forces, which are necessary but not sufficient conditions for this end. From this diagnosis, it follows that Jessup in Heidelberg cannot be considered a given, both from the perspective of MPIL and the Jessup Community. It is all the more impressive that there have been Heidelberg Jessup teams for almost 40 years now.

Note on sources and transparency: My contribution is based on personal experience (as a Heidelberg Jessup Mootie in 2018, coach in 2019 and 2022), conversations and correspondence with other former Mooties, coaches, and other stakeholders at the institute, as well as reports from Heidelberg teams (from 2006 onwards), activity reports from the institute, documents from the Heidelberg Society, archive materials from Prof. Wolfrum, Folder III of the institute’s chronicle, and records from the International Law Students Association (ILSA). Reliable knowledge about the performance of Heidelberg teams in National and International Rounds is available from 1997 onwards.

Mein Aufenthalt am MPIL: Der Beginn einer Weltreise

My Stay at the MPIL: The Beginning of a World Journey

Deutsch

Als ich im Sommer 1991 aus meiner Heimat Südafrika nach Deutschland kam, gab es große Veränderungen im Land, in der Region und in der Welt. Es war die Zeit kurz nach der deutschen Wiedervereinigung, des Zusammenbruchs der ehemaligen Sowjetunion, der Invasion Kuwaits durch den Irak und des Krieges im ehemaligen Jugoslawien. Es war auch eine Zeit großer Veränderungen und Herausforderungen in Südafrika, als sich das Land auf seine ersten demokratischen Wahlen und den Übergang von der weißen Minderheitsregierung zur konstitutionellen Demokratie vorbereitete.

Es war für mich aber auch eine Zeit eigenen intellektuellen Wandels, nachdem ich an das Institut (damals noch in der Berliner Straße untergebracht) gekommen war, um für meine Doktorarbeit über die Bedeutung des deutschen Sozialstaatsprinzips für die künftige südafrikanische Verfassung zu forschen. Während in den 1980er Jahren mehrere südafrikanische Wissenschaftler am Institut tätig waren, war ich zu dieser Zeit eine der wenigen südafrikanischen Wissenschaftlerinnen, die die Gelegenheit zu einem Forschungsaufenthalt hatten. Ich war erst 23 Jahre alt und hatte gerade mein Jurastudium in Freistaat in Südafrika abgeschlossen. Für mich waren die fast zwei Jahre am Institut von Spätsommer 1991 bis zum Frühjahr 1993 prägend – und ein Quantensprung in meiner intellektuellen Entwicklung, der sich letztlich entscheidend auf meinen beruflichen Werdegang auswirkte.

Deutsche erklären die Welt? Einblicke in die Diskussions- und Wissenschaftskultur am MPIL der 1990er

Mehrheitlich Männer. Referentenbesprechung in der Berliner Straße 1985

Da ich von einer kleinen, regionalen juristischen Fakultät in Südafrika kam, zu einer Zeit, als das Land aufgrund der Apartheidpolitik politisch noch sehr isoliert war und der akademische Austausch und das kritische Denken dort auf viele Hindernisse stießen, ist es nicht verwunderlich, dass ich meine Heidelberger Umgebung anfangs als einschüchternd und befreiend zugleich empfand. Meine deutschen Sprachkenntnisse waren damals noch sehr begrenzt (im Wesentlichen erworben während zweier intensiver Studienmonate im Sommer 1991 am Goethe-Institut in Schwäbisch Hall) und reichten noch nicht aus, um schwierige deutsche Rechtstexte zu lesen. Auch auf dem Gebiet der Rechtsvergleichung, des Völkerrechts und des Auftretens auf der internationalen akademischen Bühne klafften große Wissens- und Erfahrungslücken. Es konnte daher einschüchternd sein, mit gut ausgebildeten und oft weit gereisten und kultivierten (damals überwiegend männlichen) wissenschaftlichen Mitarbeitenden über eine Vielzahl von rechtlichen und gesellschaftlichen Fragen zu diskutieren.

Manchmal allerdings wünschte ich mir sogar, dass diese Kollegen eher bereit wären, unvoreingenommen zuzuhören, statt sich gleich über hochkomplexe politische und juristische Zusammenhänge in fernen Ländern – mit denen sie persönlich nur wenig Erfahrung hatten – zu äußern, so belesen sie auch zu einem bestimmten Thema sein mochten. Gleichzeitig war es befreiend, sich in einem Umfeld zu befinden, in dem eine fundierte Debatte eine Selbstverständlichkeit war. Darüber hinaus waren diese Diskussionen wichtig, um zu lernen, sich zu behaupten – oft als einzige Frau in der Gruppe (zu einer Zeit, als es kaum ein Bewusstsein für die unbewussten Vorurteile gab, die mit solchen Konstellationen einhergehen) – und dazu in einer Fremdsprache. Darüber hinaus wurde das Bewusstsein dafür geschärft, wie wichtig eine solide Debatte in Verbindung mit Toleranz (einschließlich der Bereitschaft aufmerksam zuzuhören) ist, um eine nuancierte, ausgewogene und tiefgründige akademische Forschung zu fördern. Diese aus meiner Sicht unerlässliche Qualität ist zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrags leider zunehmend eine Seltenheit auch an vielen intellektuellen Elite-Institutionen geworden, unter anderem aufgrund des zerstörerischen Einflusses der sozialen Medien, die darauf abzielen, zu polarisieren und zu ‚canceln‘ und damit die Grundlagen der akademischen Freiheit und des demokratischen Diskurses zu untergraben.

Eine lebenslange Verbindung. Der bleibende Einfluss des MPIL

Legendäre Buchbestände. Bibliothekarin Marlies Bornträger 1985 (Foto: MPIL)

Wichtig war für mich damals die enge soziale Interaktion mit den wissenschaftlichen Mitarbeitenden und einem ganz allgemein sehr unterstützenden Umfeld, wozu auch die damaligen Direktoren beitrugen. Zu dieser Zeit wurde das Institut von Jochen Abr. Frowein und dem mittlerweile verstorbenen Rudolf Bernhardt geleitet. Es gab auch eine kurze Überschneidung mit Rüdiger Wolfrum vor meiner Abreise im Jahr 1993, als er die Nachfolge von Rudolf Bernhardt als Direktor des Instituts antrat. Sowohl Jochen Frowein als auch Rüdiger Wolfrum blieben sehr interessiert an meiner Karriere und unterstützten sie. Zum Beispiel hatte ich nach der Unabhängigkeit des Südsudan im Jahr 2011 die Gelegenheit, mit Rüdiger Wolfrum und seinem Team bei der Beratung zur Verfassungsreform im Südsudan und später auch Sudan zusammenzuarbeiten und dabei auch auf die Erfahrungen Südafrikas in den 1990er Jahren zurückzugreifen.  Als große Ehre habe ich empfunden, dass ich im Jahr 2020 (zusammen mit Kathrin Maria Scherr) die Herausgeberschaft des Max Planck Yearbook of United Nations Law (UNYB) übernehmen durfte, welches im Jahre 1997 von Jochen Frowein und Rüdiger Wolfrum begründet worden war. Der Einfluss ihrer Forschung auf meine eigene Arbeit und die herausragende Rolle des Völkerrechts in der Arbeit des Instituts im Allgemeinen führten ferner dazu, dass sich mein Hauptforschungsinteresse im Laufe der neunziger Jahre vom vergleichenden Verfassungsrecht zum Völkerrecht verlagerte.

Ein weiterer einzigartiger Aspekt des Instituts war und ist der legendäre Bibliotheksbestand, sowohl in Bezug auf das vergleichende öffentliche Recht als auch auf das Völkerrecht. Wissenschaftler (sowohl junge als auch etablierte) aus ganz Europa und darüber hinaus besuchten die Bibliothek vor allem in den Sommermonaten, was zu einer sehr lebendigen Gemeinschaft von Wissenschaftlern des öffentlichen Rechts und des Völkerrechts führte, die zu dieser Zeit wahrscheinlich einzigartig in Europa war. Der sich daraus ergebende Austausch versorgte auch das akademische Personal des Instituts mit einer Fülle von Informationen, die sowohl für die eigene Forschung als auch für die Arbeit des Instituts insgesamt relevant waren. Der Wissenstransfer, der in und um die Bibliothek herum stattfand, war also eine Zweibahnstraße und von grundlegender Bedeutung zu einer Zeit, als es noch kaum digitale Ressourcen und Kommunikation gab. Für mich persönlich war es auch ein Anstoß, weitere internationale Erfahrungen zu sammeln und neue Horizonte zu erkunden. Ich hatte auch das große Glück, Matthias Herdegen, ehemaliger Referent am Institut und damals Professor an der Universität Konstanz, kennenzulernen. Wegen sein Interesse an den verfassungsrechtlichen Entwicklungen in Südafrika nahm er Kontakt zu mir auf und der Austausch entwickelte sich zu einer nachhaltigen, bis heute andauernde Zusammenarbeit.

Es fiel mir sehr schwer, Heidelberg im Frühjahr 1993 zu verlassen, aber ich hatte das große Glück, die Verbindung zum Institut und zur Stadt in den folgenden Jahren aufrechtzuerhalten, sei es durch anschließende Forschungsaufenthalte, die von der Alexander‑von‑Humboldt‑Stiftung gefördert wurden, oder durch die Teilnahme an einer Reihe von wissenschaftlichen Veranstaltungen und persönlichen Kontakten die sich bis heute gehalten haben. In den letzten Jahren hat sich meine Verbundenheit auch auf die von Rüdiger Wolfrum 2013, nach seiner Emeritierung als Direktor am Institut, gegründete Max‑Planck‑Stiftung für Internationalen Frieden und Rechtsstaatlichkeit ausgeweitet, deren Projekte zur Verfassungsreform global Anerkennung gefunden haben. Durch meine Tätigkeit im Scientific and Development Policy Advisory Committee und als Mitherausgeberin des UNYB, das nun unter der Leitung der Stiftung herausgegeben wird, konnte ich eine Verbindung zur Max‑Planck‑Community aufrechterhalten. Diese langjährige Verbindung ist seit über dreißig Jahren eine Bereicherung, welche ich auch in Zukunft zu pflegen versuchen werde.

English

When I came to Germany from my country of origin South Africa in the summer of 1991, there were major changes in the country, the region, and the world. It was the time shortly after German reunification, the collapse of the former Soviet Union, the invasion of Kuwait by Iraq, and the war in the former Yugoslavia. It was also a time of great change and challenges in South Africa as the country prepared for its first democratic elections and the transition from white minority rule to constitutional democracy.

But it was also a time of my own personal intellectual transformation after coming to the Institute (at the time, still housed in Berliner Straße) to do research for my doctoral thesis on the significance of the German Sozialstaatsprinzip (“welfare state principle”) for the future South African constitution. While there had been several South African scholars working at the Institute in the 1980s, during the early 1990s I was one of few South African academics who had the opportunity for a research visit in Heidelberg. I was only 23 years old and had just completed my law degree in Free State, South Africa. For me, the almost two years at the Institute from late summer 1991 to spring 1993 were formative – and a quantum leap in my intellectual development, which ultimately had a decisive impact on my professional career.

Germans Explaining the World? Insights into the Scientific and Discursive Culture at the MPIL in the 1990s

Men in the majority. “Referentenbesprechung” in the institute building in Berliner Straße in 1985 (photo: MPIL)

Coming from a small, regional law faculty in South Africa, at a time when the country was still very isolated politically due to apartheid and academic exchange and critical thinking in South African society faced many obstacles, it is not surprising that I initially found my Heidelberg environment simultaneously intimidating and liberating. My German language skills were still very limited (mainly acquired during two months of intensive study at the Goethe Institute in Schwäbisch Hall in the summer of 1991) and were not yet sufficient to read difficult German legal texts. There were also large gaps in my knowledge and experience in the fields of comparative law, international law, and on how to handle oneself in the environment of international academia. It could therefore be intimidating to discuss a wide range of legal and social issues with the well-educated, often well-travelled and cultured (and at that time predominantly male) academic staff.

Sometimes, however, I did wish that these colleagues would have been more willing to listen with an open mind instead of immediately commenting on highly complex political and legal issues in distant countries – with which they had little personal experience – however well‑read they might have been on a particular topic. At the same time, it was liberating to be in an environment where informed debate was a matter of course. Moreover, these discussions were important for learning to assert myself – often as the only woman in the group (at a time when there was little awareness of the unconscious bias associated with such constellations) – and in a foreign language. Furthermore, my awareness was raised for the importance of robust debate combined with tolerance (including a willingness to listen carefully) to promote nuanced, balanced, and deep academic research. This, in my view, essential quality has, at the time of writing, sadly become increasingly rare even at many elite scholarly institutions, in part due to the destructive influence of social media, which aims to polarise and ‘cancel’, undermining the foundations of academic freedom and democratic discourse.

A Lifelong Connection. The Lasting Influence of the MPIL

Legendary libary collection. Librarian Marlies Bornträger in 1985 (Photo: MPIL)

Of great significance to me at the time was the close social interaction with the scientific staff and a generally very supportive environment, which was also contributed to by the directors. At the time, the institute was headed by Jochen Abr. Frowein and the late Rudolf Bernhardt. There was also a brief overlap with Rüdiger Wolfrum before my departure in 1993, when he succeeded Rudolf Bernhardt as Director of the Institute. Both Jochen Frowein and Rüdiger Wolfrum remained very interested in and supportive of my career. For example, after the independence of South Sudan in 2011, I had the opportunity to work with Rüdiger Wolfrum and his team in advising on constitutional reform in South Sudan and later Sudan, drawing on South Africa’s experience in the 1990s.  It was a great honour for me to take over the editorship of the Max Planck Yearbook of United Nations Law (UNYB) in 2020 (together with Kathrin Maria Scherr), which had been founded in 1997 by Jochen Frowein and Rüdiger Wolfrum. The influence of their research on my own work and the prominent role of international law in the work of the Institute in general also led to my main research interest shifting from comparative constitutional law to international law over the course of the 1990s.

Another unique aspect of the institute was and is its legendary library collection, both in terms of comparative public law and international law. Researchers (young as well as established) from all over Europe and beyond visited the library, especially during the summer months, resulting in a very lively community of scholars of public law and international law, probably unique in Europe at the time. The ensuing exchange also provided the Institute’s academic staff with a wealth of information that was relevant both for their own research and for the work of the Institute as a whole. The transfer of knowledge that took place in and around the library was therefore a two-way street and of fundamental importance at a time when digital resources and communication were scarce. For me personally, it was also an impetus to gain further international experience and explore new horizons. I was also very fortunate to meet Matthias Herdegen, former research fellow at the Institute and at the time Professor at the University of Konstanz. He established contact due to his interest in the constitutional developments in South Africa and our exchange developed into a lasting collaboration that continues to this day.

Leaving Heidelberg in the spring of 1993 was difficult for me, but I was very fortunate to maintain my connection to the Institute and the city in the years that followed, through subsequent research stays funded by the Alexander von Humboldt Foundation and participation in several academic events, as well as via personal contacts that have lasted to this day. In recent years, my ties have also extended to the Max Planck Foundation for International Peace and the Rule of Law, which was founded by Rüdiger Wolfrum in 2013 after his retirement as Director of the institute and whose projects on constitutional reform have received global recognition. Through my work on the Scientific and Development Policy Advisory Committee and as co-editor in chief of the UNYB, which is now published under the auspices of the Foundation, I have been able to maintain a link with the Max Planck community. This long-standing connection has been an enrichment for over thirty years, and I will endeavour to maintain it in the future.

 

Translation from the German original: Sarah Gebel