Eine Frage der Klasse. Die Sekretärinnen des Instituts 1924–1997

Die „neue Frau“ am KWI? Ilse von Engel, Annelore Schulz, Jutta Selling, Charlotte Zowe-Behring und Liese Rapp (v.l.n.r.), 1931 (VI. Abt., Rep. 1, Nr. KWIauslöffRechtuVölkerrecht III/9, AMPG)

2023 erschien Birgit Kolboskes Studie „Hierarchien. Das Unbehagen der Geschlechter mit dem Harnack-Prinzip“, entstanden innerhalb des Forschungsprogrammes „Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft“.[1] Kolboske untersucht darin die „Rolle der Frau“ in der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) für den Zeitraum von 1948 bis 1998. Hierbei nimmt sie zwei Personengruppen in den Blick: die Wissenschaftlerinnen und die Sekretärinnen. Letztere stellen die historisch größte weibliche Berufsgruppe der Forschungsgemeinschaft dar, darüber hinaus steht das Berufsbild der Sekretärin für Kolboske „exemplarisch für Geschlechterhierarchie“ und könne als „Inbegriff eines traditionalen Herrschaftsverhältnisses“ innerhalb der MPG aufgefasst werden.[2] Während die Forscherinnen zunehmend im Blick des wissenschaftshistorischen Interesses stehen, ist, um mit Kolboske zu sprechen, die „Arbeitssituation des nichtwissenschaftlichen Personals in der deutschen Forschungslandschaft (…) bislang weitgehend eine Terra incognita.“[3]

In Auseinandersetzung mit Kolboskes Studie möchte dieser Blogbeitrag die Situation der Sekretärinnen des Berliner Kaiser-Wilhelm-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht (KWI) untersuchen und zudem einen Blick auf das nicht-wissenschaftliche weibliche Personal am Heidelberger MPI bis in die 1990er Jahre wagen. Dies geschieht anhand von Personalakten von 21 weiblichen Angestellten für die Jahre von 1939 bis 1943 und persönlichen Zeugnissen. Da sich Kolboskes Studie auf die Max-Planck-Gesellschaft beschränkt und die Kontinuitäten aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft weitgehend außer Acht lässt, können die für das KWI für Völkerrecht überlieferten Dokumente nicht nur neue Einsichten in die Sozial- und Bildungsgeschichte des weiblichen technischen Personals und in die weibliche Selbstwahrnehmung an diesem Institut vermitteln, sondern auch mikrohistorische Einsichten von exemplarischer Bedeutung für die Wissenschaftsgeschichte der KWG/MPG insgesamt erschließen.[4] Hierbei soll insbesondere der Frage nachgegangen werden, ob das, was Kolboske als „archaische, genderbasierte Top-down Struktur“[5], die das Geschlechterverhältnis in der MPG charakterisiert habe, in gleicher Weise für die Frauen des Völkerrechtsinstituts galt.

„Ein gewisser gesellschaftlicher Dünkel“. Das weibliche Personal am KWI

„Gemeinsamer Sonnabend“ der Institutsmitarbeiterinnen, September 1933: stehend: Kätchen Rommert, Cornelia Bruns, Luise Grubener, Irmgard von Lepel, unbekannt, Gertrud Heldendrung; sitzend: Angèle Auburtin und Annelore Schulz (v.l.n.r.)[6]

Birgit Kolboske bezeichnet das Berufsfeld der Sekretärin in ihrer Studie als „berufliche Sackgasse“, die von „Monotonie und Alltag“, mangelnder Anerkennung, fehlenden Aufstiegschancen und repetitiver Schreibarbeit geprägt gewesen sei.[7] „Sie bleiben im Großbetrieb, was sie in der Familie waren, Objekte“, zitiert sie Theodor Adorno.[8] Und in der Tat hatte das Berufsfeld der Sekretärin im Zuge der Industrialisierung und Professionalisierung des Büro- und Verwaltungswesens stark expandiert. Da technisch-administrative Büroarbeiten wie Stenografieren und Schreibmaschineschreiben als typische „Frauenberufe“ galten, hatte sich die Zahl weiblicher Angestellter allein im kaufmännischen Bereich zwischen 1907 und 1925 verdreifacht, es kam zu einem regelrechten „Sekretärinnenboom“.[9] Der Beruf der „Sekretärin“ war bis 1941 jedoch kaum reguliert, es gab keine standardisierte Ausbildung. Die nötigen Fähigkeiten wurden zumeist in privaten Schulen oder Abendkursen vermittelt.[10] Auch wenn Kolboskes Studie die berufliche Situation des weiblichen technischen Personals in der KWG leider nicht untersucht, lassen die Dokumente für das KWI für Völkerrecht darauf schließen, dass die oben skizzierte „berufliche Sackgasse“ für das Institut nicht galt. Vor allem die gute Ausbildung und die soziale Herkunft des weiblichen Personals lassen das Institut als einen privilegierten Arbeitsort mit ungewöhnlichen Freiräumen erscheinen.

Über die Zusammensetzung des (männlichen) wissenschaftlichen Personals am KWI für Völkerrecht schrieb Ingo Hueck, diese sei „vergleichbar mit der am Auswärtigen Amt: Adlige Herkunft, bürgerliche Tradition und ein gewisser gesellschaftlicher Dünkel dominierten.“[11] Entsprechend dem restriktiven Zugang zu universitärer Bildung Anfang des 20. Jahrhunderts und den hohen fachlichen und fremdsprachlichen Anforderungen, die die Arbeit am Institut stellte, gehörten die Wissenschaftler des KWI den gehobenen Kreisen der Gesellschaft an.[12] Gründungsdirektor Viktor Bruns, der aus dem schwäbischen Großbürgertum stammte, bevorzugte in seiner Personalpolitik einerseits bewusst Männer, die seinem eigenen Herkunftsprofil entsprachen. Andererseits führten der Mangel an kompetentem Personal und der politische Druck, unter dem das KWI als Rechtsberatungseinrichtung für die Reichsregierung in der Auseinandersetzung um die Folgen des Versailler Vertrages stand, zu unkonventionellen Personalentscheidungen. So holte Bruns auch Männer mit in seinem Milieu als wenig gesellschaftsfähig angesehenen politischen Haltungen (Sozialdemokraten wie Hermann Heller oder später Carlo Schmid) oder Frauen als Wissenschaftlerinnen in sein Institut, sogar wenn sie wie Marguerite Wolff, Dorothea von Renvers oder Ellinor von Puttkamer (und zunächst auch Angèle Auburtin) über keine formell abgeschlossene juristische Ausbildung verfügten. Auch wenn in den ersten 20 Jahren des Instituts insgesamt fünf Frauen als Wissenschaftlerinnen arbeiteten, war der weitaus überwiegende Teil des weiblichen Personals im nicht-wissenschaftlichen technischen Bereich tätig.[13] Dennoch gelten auch für sie viele der für das männliche Personal gemachten Feststellungen hinsichtlich der sozialen Herkunft, des Ausbildungsgrades und des Bewusstseins für die „deutsche Sache“, die ein gemeinsam geteiltes, elitäres wissenschaftliches und soziales Standesbewusstsein schufen.

In den historischen Dokumentenbeständen des heutigen Max-Planck-Instituts (MPIL) wurden Stammkarten von 21 weiblichen Angestellten für den Zeitraum 1939 bis 1943 überliefert, hinzu kommen die Personalakten von neun Frauen, die zwischen 1936 und 1942 im Institut als Sekretärinnen tätig waren.[14] Trotz ihrer kriegsbedingten Unvollständigkeit geben die Unterlagen einen tieferen Einblick in die Sozial- und Bildungsgeschichte der Frauen des KWI. Einige Akten enthalten detaillierte Lebensläufe und „Ariernachweise“, die die „rassische“, aber auch soziale Herkunft der Familien bis zur Großelterngeneration dokumentieren. In den Personalakten werden zwischen 1939 und 1943 zwei Frauen als Wissenschaftlerinnen geführt, Angèle Auburtin als Referentin und Ellinor von Puttkamer als wissenschaftliche Assistentin (Doktorandin). Die angegebenen Berufe der Frauen des nichtwissenschaftlichen Bereichs sind Sekretärin (13)[15], Stenotypistin (3)[16] und Bibliothekarin (2).[17] Die in den Stammkarten aufgeführten Berufsbezeichnungen spiegeln jedoch nur bedingt die genaue Tätigkeit der Frauen wider, da sie oftmals nicht trennscharf verwendet werden beziehungsweise mehrfache und wechselnde Bezeichnungen vorkommen.[18] Das Monatsgehalt der Sekretärinnen lag zwischen 320 RM und 510 RM (Direktionssekretärin), ein Referent oder eine Referentin verdiente, je nach Erfahrungsstufe, zwischen 500 RM und 800 RM. Da das monatliche Durchschnittsgehalt 1940 bei knapp 180 RM lag, kann man die Bezahlung der Sekretärinnen als überdurchschnittlich ansehen.[19]

Ironie oder Feudalismus? Die Mitarbeiterinnen Lise Rapp, Annelore Schulz und Gertrud Heldendrung führen 1935 anlässlich des 50. Geburtstages von Viktor und Marie Bruns einen Einakter im Biedermeierzimmer der Villa Bruns auf.[20]

Betrachtet man die Altersverteilung der Frauen am Institut, so fällt auf, dass diese recht homogen ist: Sieben Frauen waren zwischen 1890 und 1899 geboren, zwölf zwischen 1903 und 1916, die beiden jüngsten 1918 und 1921. Die generationelle Struktur der weiblichen Beschäftigten spiegelt die gestiegenen Bildungs- und Arbeitsmarktchancen für Frauen wider. In den 1920er Jahren hatten sich der Zugang zur allgemeinen Hochschulreife wie auch zum universitären Studium für Frauen erweitert. Der Beruf der Sekretärin wurde in der Regel Frauen aus dem mittleren und unteren Bürgertum ergriffen.[21] Obwohl (verheiratete) Frauen des gehobenen Bürgertums aus Standesgründen eigentlich nicht arbeiteten, zwangen die wirtschaftlichen und demographischen Verwerfungen des Ersten Weltkriegs, unverheiratet gebliebene und gut ausgebildete Töchter aus „gutem Hause“, vermehrt für ihren Lebensunterhalt selbst aufzukommen.[22] Die 21 am KWI tätigen Frauen entstammten allesamt den obersten Schichten des Bürgertums (15) beziehungsweise dem Adel (6). Als Berufe der Väter wurden in den Personalakten angegeben: Architekt, Geheimer Rat, Gutsbesitzer, Justizverwaltungsrat, Kaufmann, Lehrer, Ministerialdirektor, Oberingenieur, Organist sowie Rechtsanwalt und Notar.[23]

Nach dem Dienstende am Portal des Berliner Schlosses: Jutta Selling, Unbekannt, Annelore Schulz, Zowe-Behring, Gertrud Heldendrung (v.l.n.r.), Aufnahme 1931[24]

Die eigene Erwerbsarbeit erfolgte jedoch nicht ausschließlich aus Geldnot, sondern schuf finanzielle und soziale Unabhängigkeit, die – zumal in Berlin – nicht selten im Idealbild der „neuen Frau“ kulminierte. Dies mag ein Erklärungsansatz dafür sein, dass 17 der 21 am KWI beschäftigten Frauen ledig waren, zwei geschieden (eine von ihnen alleinerziehend und später Mutter eines zweiten, unehelichen Kindes) und lediglich zwei verheiratet, von denen eine das Institut nach der Eheschließung verließ. Dass das Institut beziehungsweise Berlin als Arbeitsort eine emanzipatorische Wirkung und Anziehung hatten, wird dadurch angedeutet, dass knapp die Hälfte der Frauen aus der ostdeutschen Peripherie stammten (Posen, Schlesien, Pommern, Ostpreußen: 8) beziehungsweise Baltendeutsche (3) waren, was oft mit Mehrsprachigkeit (Russisch/Polnisch/Deutsch) einherging.[25] Ohnehin waren die Fremdsprachenkenntnisse sehr gut, da fließende Beherrschung von Französisch und Englisch Grundvoraussetzung für die Beschäftigung am Institut war. Zwei Frauen waren des Spanischen mächtig (eine der beiden, Irene Hähn, hatte als Verwaltungssekretärin und Buchhalterin drei Jahre in Madrid, ein Jahr in Paris und ein Jahr in London gearbeitet), eine andere Sekretärin war Polnisch-Übersetzerin bei Ullstein gewesen. Die meisten Frauen hatten bereits Berufserfahrung, als sie sich am KWI bewarben. In Bezug auf Kompetenz und soziale Herkunft unterschied sich das weibliche Büropersonal des KWI somit deutlich vom Gros der Sekretärinnen gleicher Zeit.

 Frauen und ihre Arbeit am KWI in Selbstzeugnissen

Haben Sie eigentlich gelesen, was Schopenhauer über die Weiber gesagt hat?“ „Ach, wissen Sie, wenn ein Mann so viel Worte machen muss, um seine Überlegenheit zu beweisen, ist das das beste Zeichen, dass er sich nicht ganz sicher fühlt.“[26

Greifbar wird das weibliche Selbstverständnis am Institut durch die vorwiegend von den Institutsmitarbeiterinnen angefertigte Spaßfestschrift von 1934.[27] Sie enthält Gedichte, Sketche und selbstgezeichnete Karikaturen, die das Institutsleben und seine Protagonistinnen und Protagonisten aus dezidiert weiblicher Perspektive schildern. Hierbei werden gleichermaßen zeitgeistgemäße geschlechterstereotype Rollenbilder und Hierarchien reproduziert wie auch satirisch hinterfragt. So wird beispielsweise von einer namentlich nicht genannten „Samariterin“ berichtet (vermutlich die Direktionssekretärin Ellinor Greinert), deren Aufopferungsbereitschaft gleichermaßen anerkennend wie ironisch zu Protokoll gegeben wird. Als Hüterin des Instituts-Arzneischrankes für sämtliche medizinischen Interventionen von Migräne bis Messerschnitte in den Finger zuständig, nimmt sie auf sich selbst keine Rücksicht, wenn es der Dienst am „hohen Chef“ (Viktor Bruns) verlangt. Als dieser kurz vor Antritt einer bedeutenden Auslandsreise am Bahnhof bemerkt, dass er seinen Reisepass vergessen hat, wird die „Samariterin“ im Institut

„telefonisch benachrichtigt, rast nach Zehlendorf [zu Bruns‘ Privathaus], um ihn zu holen. Da fehlt der Schlüssel zu der Glastür des Schreibtischschranks, hinter der er ruht! Ohne Besinnen und ungeachtet der damit verbundenen Lebensgefahr durchschlägt die tapfere Frau die Scheibe mit ihrer Hand, ergreift das Dokument und kann es gerade noch mit verbundener Hand in den abfahrenden Zug reichen!“[28]

Ebenfalls „typisch weibliches“ Sozialverhalten wie der „Hang zu herdenweisem Kaffeegenuss“ unter weiblichen Angestellten wird zum Gegenstand der ironischen Selbstbespiegelung oder die Widrigkeiten der „weiblichsten“ aller Bürotätigkeiten, dem Tippen:

Cornelia Bruns, Der Tippfehlerteufel [29]

Auch die Machtverhältnisse zwischen Chef und Sekretärin karikiert die Festschrift, wie der Cartoon „Das Gewitter“ zum Ausdruck bringt. Die mitunter eingeschränkten sozialen Fähigkeiten (Jähzorn, Ungeduld, Besserwisserei) bestimmter männlicher Führungskräfte (Asche Graf Mandelsloh, Herbert Kier) finden relativ unverblümten Eingang in die Festschrift.[30] Wenngleich auch männliche Institutsangehörige unter Hierarchien oder Charakterzügen von Vorgesetzten zu leiden hatten, sind kritische Äußerungen hierzu nur selten dokumentiert, da die beruflichen Abhängigkeiten und Loyalitäten in diesem Zusammenhang stärker gewesen sein mögen.[31]

„Das Gewitter“[32]

Neben den Beiträgen der Festschrift sind die Erinnerungen an die Frauen des KWI in Fotografien im Archiv der MPG überliefert. Die Bilder zeigen vor allem selbstbewusste junge Frauen, teils modisch im „Flapper“-Stil in gerade geschnittenen Kleidern, teils sogar mit Krawatte. Sie dokumentieren ausschließlich die weibliche Arbeits- und Lebenswelt am Institut und zeigen Sekretärinnen und Bibliothekarinnen an ihren Arbeitsplätzen im Berliner Schloss, beim Vorbereiten des Institutsmittagstisches, bei Betriebsausflügen, Feiern und Kaffeekränzchen. In auffälligem Gegensatz hierzu fehlt eine fotografische Dokumentation männlicher Arbeitswelt, die praktisch überhaupt nicht in Bildern überliefert ist.[33] Die Bilder aus KWI-Zeiten legen aufgrund ihres Gegenstandes und der aus ihnen sprechenden Intimität beziehungsweise Vertrautheit mit den Abgebildeten nahe, dass sie von einer Frau angefertigt worden sind. Zudem zeigt sich in der Institutsüberlieferung „nach innen“ eine „gegenderte“ Arbeitsteilung, die auch später für die Überlieferung des Institutslebens in Heidelberg von Bedeutung ist: Für Soziales waren (und sind) Frauen zuständig. Die Vorbereitung und Ausrichtung von nicht-wissenschaftsbezogenen Institutsfeierlichkeiten (Geburtstage, Jubiläen etc.) und deren Festhalten in Foto-Alben, Grußkarten und Rundbriefen war (und ist) „Damensache“.[34]

Sekretärinnen als „Brokerinnen“ zwischen Beruf und häuslicher Sphäre

„Typische“ Frauen-Arbeit: Hausmeister-Gattin Anna Kretschmer (links) mit Hilfskräften bei der Essenszubereitung, Aufnahme um 1935 [35]

Wenngleich es am Institut hierarchische und stellungsbezogene Unterschiede zwischen Männern und Frauen gab, wurden diese an vielen Stellen durch eine geteilte soziale Herkunft und gemeinsamen großbürgerlichen Habitus nivelliert. Gerade unter den weiblichen Beschäftigten gab es eine Art semi-privaten Raum, der zwischen Männern und Frauen bestehende berufliche Rangunterschiede gewissermaßen „transzendierte“. Aus dem Institutskontext lassen sich beispielsweise enge und teils freundschaftliche, Verhältnisse zwischen Viktor Bruns‘ Ehefrau und Töchtern mit einigen KWI-Mitarbeiterinnen rekonstruieren. Während die Bruns-Töchter vorwiegend mit gleichaltrigen jungen Frauen aus dem Institut verkehrten, um ins Theater oder in die Oper zu gehen[36], bestand die Verbindung zwischen den „Chef-Gattinnen“ (Marie Bruns oder Hanni Blass, der Frau des Bibliotheksdirektors) und einigen Institutsmitarbeiterinnen auf halb-beruflicher, halb-privater Ebene. Mitarbeiterinnen wie die Direktionssekretärin Ellinor Greinert oder die Bibliothekarin Annelore Schulz können quasi als „Brokerinnen“ zwischen Institut und häuslicher Sphäre der Direktorenfrauen betrachtet werden, welche am beruflichen Leben ihres Mannes teilhaben wollten und diesen Zugang nur durch dessen Angestellte erhalten konnten. Als „Zwischenwelt-Figur“ per se kann im Institutskontext Cornelia Bruns gelten, die als Cousine 3. Grades von Viktor Bruns als „Tante Cörnchen“ gleichermaßen zur Familie gehörte, und zugleich als Bibliothekarin im Institut arbeitete.

Ellinor Greinert, Zeichnung Marie Bruns, undatiert [37]

Insbesondere zwischen Marie Bruns und Ellinor Greinert existierte ein enges Verhältnis, das sich auf Freundschaft beider Frauen gründete, jedoch auch auf geteilte „Care-Arbeit“ für den herzkranken Viktor Bruns. Zeitweise lebte Ellinor Greinert auch mit Familie Bruns zusammen, da Viktor Bruns aufgrund seiner Herzprobleme zum Teil nur von zu Hause aus arbeiten konnte.[38] Die „Samariterin“ Greinert begleitete Bruns auch auf internationale Dienstreisen, wo sie für die Abwicklung seiner dienstlichen Korrespondenz und das nächtliche Reinschreiben seiner Plädoyers (auf Französisch) zuständig war und zugleich eine Art „Geheimkorrespondenz“ mit der in Berlin weilenden und um die Gesundheit ihres Mannes besorgte Ehefrau führte.[39]

„Ein echtes Handschuhsheimer Kind“. Weibliches Personal am Heidelberger MPI (1954-1997)

Brigitte Bopp/Moll, Sekretärin Vorzimmer Prof. Bernhardt, Dorothee Bender, Schreibdienst, Gerda Wallenwein und Hilde Vaupel, beide Verwaltung. (v.l.n.r.) [40]

Mit der Neu- beziehungsweise Wiedergründung des Instituts in Heidelberg 1949 gingen starke Änderungen der Personalstruktur einher. Der Großteil der technischen (weiblichen) Belegschaft des alten KWI wurde nicht in das neue Institut übernommen. Mit den Kriegswirren und der unklaren (finanziellen) Situation der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, deren Fortführung bis 1948 unklar blieb, hatten sich die meisten Institutsangehörigen notgedrungen andere Tätigkeiten suchen müssen beziehungsweise waren von der KWG gekündigt worden. Zudem war das Institut seit der Zerstörung seiner Räumlichkeiten im Berliner Schloss 1945 auf verschiedene Standorte in Berlin und in Heidelberg, dem Wohnort des Nachfolgers Viktor Bruns‘ im Direktorenamt, Carl Bilfinger, verteilt. Bis 1960 existierte in Berlin eine Außenstelle des Instituts, während in Heidelberg 1954 ein neuer Hauptstandort gebaut worden war. In der kleinen Berliner Stelle blieb ein Teil der Belegschaft bis zu ihrer Auflösung weiterhin tätig (so die Bibliothekarinnen Annelore Schulz, Cornelia Bruns und die Sekretärin Gertrud Heldendrung). Ellinor Greinert wechselte als Direktionssekretärin nach Heidelberg, wo sie 1955 in den Ruhestand ging. Mit der Auflösung der Berliner Stelle wechselten bis 1960 sukzessive die Mitarbeiterinnen Annelore Schulz, Irmgard von Lepel und Cornelia Bruns ebenfalls nach Heidelberg. Auch das wissenschaftliche Personal wurde in Heidelberg neu rekrutiert, sodass auf personeller Ebene in vielerlei Hinsicht ein Neuanfang erfolgte. Ein deutlicher Bruch ist hinsichtlich der Beschäftigung weiblichen wissenschaftlichen Personals erkennbar. Mit Ausnahme der später in der Bibliothek tätigen Mila von Hippel kam mit Karin Oellers-Frahm erst 1970 wieder eine Referentin an das Institut.

Insbesondere das technische Personal setzte sich fortan aus der lokalen Heidelberger Bevölkerung (hier vor allem aus dem Stadtteil Handschuhsheim, in dessen Nachbarschaft sich das Institut befindet) zusammen, was mit einer deutlichen „Verbürgerlichung“ des Instituts einherging. Anders als noch zu Berliner Zeiten fand die Rekrutierung neuer Mitarbeiter unter großer Konkurrenz um qualifiziertes Verwaltungspersonal im Kontext des raschen Wiederaufbaus statt. Stellen wurden vielfach durch Mund-zu-Mund-Propaganda besetzt und enge Verwandtschaftsverhältnisse unter den Mitarbeitenden waren keine Seltenheit. Auch hier wurden vom Institut häufig unkonventionelle Schritte gewagt und nicht-wissenschaftliche Positionen vielfach mit Personen ohne die formell erforderlichen Qualifikationen besetzt. Die Rekrutierungspolitik unter Hermann Mosler folgte stattdessen pragmatischen Erwägungen: Man nahm, wen man bekam, und wer sich als fähig erwies, wurde „on the job“ angelernt beziehungsweise arbeitete sich eigenständig ein. So war beispielsweise der Posten der Verwaltungsleitung von 1959 bis 1997 ausschließlich von Frauen besetzt, die weder studiert noch eine berufliche Fachausbildung in der Verwaltung absolviert hatten, was dem Institut in der MPG eine Sonderstellung einräumte.[41]

Das Direktoren-Vorzimmer. Brigitte Bopp/Moll (links) und Ursula Wedder, 1986 [42]

Deutlich wird die Heidelberger Personalpolitik am Karriereweg der Verwaltungsleiterin Margarethe Noll (1931-2023). Die Heidelberger Gärtnerstochter aus „sehr einfachen Verhältnissen“ hatte eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin und Dolmetscherin absolviert und sich 1953 auf Anraten Ihres Onkels auf eine Sekretariatsstelle am Institut beworben. Aus Nolls Lebensbericht, der auf diesem Blog veröffentlicht wurde, spricht eine deutliche Fremdheit bezüglich der alten großbürgerlichen Institutswelt, wie sie bis 1954 noch durch Carl Bilfinger verkörpert wurde, in dessen Villa im Philosophenweg das MPIL zunächst untergebracht war. Das geräumige Haus und Bilfingers Sammlung „Alter Meister“ wirkten einschüchternd auf die 22-Jährige, die Direktionssekretärin Ellinor Greinert, die „mit einem ostpreußischen Akzent“ sprach, und die „Gebräuche“ am Institut wie aus einer anderen Welt:

„Immer wieder erzählte sie mir Begebenheiten aus der Berliner Zeit (…). Sie hat mich aber auch beeindruckt durch ihre Haltung. Sie ermahnte uns junge Mädchen, als wir bei einer Einladung des Direktors emsig helfen wollten: ‚Bitte, meine Damen, zu einer Zeit bitte nur eine Dame aufstehen. Sonst entsteht zu viel Unruhe.‘ Als Professor Bilfinger vor der Feier seines 75. Geburtstages fragte: ‚Was werden die Damen tragen?‘, gab sie zur Antwort: ‚Herr Professor, wir werden Sie durch unsere Kleidung zu ehren wissen.‘“[43]

Obgleich es Margarethe Noll an einer Verwaltungsausbildung mangelte, machte sie schnell Karriere im Institut. Bereits im ersten Jahr übernahm Noll die Buchhaltung und war, neben gelegentlicher Betreuung der Kinder des Institutsdirektors, für den 300.000 DM umfassenden Etat für den Neubau des Institutsgebäudes zuständig. Wenngleich nicht mit dem großbürgerlichen Milieu vertraut, hatte Noll als Protokollführerin der Kuratoriumssitzungen als Nicht-Akademikerin regelmäßigen persönlichen Umgang mit Professoren, Richtern des Bundesverfassungsgerichts, Nobelpreisträgern und Industriemanagern („‘Normale‘ Menschen kommen da nicht hin.“). Margarethe Noll schien sich in allen in sie gesetzten Erwartungen erfolgreich behauptet zu haben: 1959 wurde sie zur Verwaltungsleiterin ernannt, bis sie 1964 nach der Familiengründung aus dem Institut ausschied. In Nolls Fußstapfen trat ihre von ihr selbst 1959 für das Institut angeworbene Cousine Gerda Wallenwein. Auch sie war – in den Worten Karl Doehrings – „ein echtes Handschuhsheimer Kind“.[44] Nach dem Besuch der Höheren Handelsschule war sie zunächst in der Zeitschriftenabteilung der Bibliothek angestellt gewesen, ehe sie 1966 in die Verwaltung wechselte, deren Leitung sie bis 1997 übernahm und den bis auf 1 Millionen DM angestiegenen Etat betreute.[45] Wenngleich auch Gerda Wallenwein „frauentypische“ soziale Aufgaben mitübernahm (so geht auf sie die komplette Dokumentierung des Institutssoziallebens zurück, welches durch Gerda Wallenwein in umfangreichen Fotoalben und Aktenordnern über Jahrzehnte festgehalten wurde), zeugten Gehaltseingruppierung und Verantwortungsbereich von der offiziellen Anerkennung ihrer Arbeitsleistung durch das Institut.[46]

Alles in einem Abwasch. Gerda Wallenwein, Frau Moll und Ursula Wedder (v.l.n.r) in der Teeküche, 1986 [47]

Bis in die 1990er Jahre hinein änderte sich an der Rekrutierungspolitik des Institutspersonals wenig. Im wissenschaftlichen Bereich dominierten weiterhin männliche Forscher, das technische Personal in Bibliothek, Verwaltung und Direktorenvorzimmer wurde vorwiegend von Frauen gestellt. Nicht nur in der Verwaltung dominierten (und dominieren) weibliche Angestellte, in vordigitalen Zeiten wurden sämtliche Schreib- und Redaktionsaufgaben bei der Erstellung wissenschaftlicher Publikationen oder von Gutachten ausschließlich von Frauen übernommen. In den 1990er Jahren begann die „klassische Sekretärin“ aus dem Institut zu verschwinden, wurde durch Diktiergerät und Computer ersetzt. Berufe in Verwaltung und Bibliothek wurden zunehmend professionalisiert und Neueinstellungen an formale Ausbildungsanforderungen geknüpft. Viele Schreib- und Redaktionstätigkeiten verschwanden im Zuge der Digitalisierung und werden von den Forschenden selbst übernommen. Zugleich wurden innerinstitutionelle Karrierewege damit „festgefügter“ und Aufstiegsmöglichkeiten, wie sie sich für Margarete Noll oder Gerda Wallenwein eröffneten, sind längst nicht mehr möglich.

Fazit

Blickt man auf die Geschichte der Sekretärinnen beziehungsweise des weiblichen technischen Personals am KWI und MPI für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, so zeigt sich ein komplexes Bild aus zeitgeisttypischen Geschlechterrollen und beruflichen Hierarchien wie auch innerinstitutionellen Freiheiten. Am Berliner KWI existierten entsprechend der damaligen patriarchalen und noch keineswegs demokratisierten Gesellschaftsordnung und dem Harnack-Prinzip deutlich gegenderte Hierarchien. Diese wurden aber an einigen Stellen, insbesondere über die soziale Herkunft und die überdurchschnittliche Ausbildung des weiblichen Personals relativiert. Die überlieferten Akten und Ego-Dokumente von Institutsmitarbeiterinnen erwecken gar den Anschein, dass das Institut für das weibliche Personal im Rahmen des damals Möglichen Freiheiten bot, die über das seinerzeit Übliche hinausgingen.

Die soziale Zusammensetzung des (weiblichen) technischen Personals am Heidelberger MPI unterschied sich weitestgehend vom groß- und bildungsbürgerlichen Milieu des Berliner KWI. Die Angestellten des MPIL rekrutierten sich vornehmlich aus Heidelberg selbst, hier zumeist aus dem „einfachen“ (Klein-) Bürgertum. Hohe Erwartungen an formelle Vorausbildungen wurden hierbei kaum gestellt, vielmehr musste sich das technische Personal durch eigene Kompetenz und „learning on the job“ praktisch behaupten, wodurch zugleich unübliche Karrierewege und berufliche Aufstiege innerhalb der Institutsverwaltung möglich wurden. Die von Birgit Kolboske beschriebene „Objektifizierung“ und Berufssackgasse für Sekretärinnen lassen die aufgefundenen Unterlagen für das Institut als zumindest für den Zeitraum bis in die 1990er Jahre als fraglich erscheinen.

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Der Verfasser dankt Alexandra Kemmerer, Johannes Mikuteit, Karin Oellers-Frahm, Joachim Schwietzke und Gerda Wallenwein für ihre hilfreichen Anmerkungen zum Text.

[1] Birgit Kolboske, Hierarchien. Das Unbehagen der Geschlechter mit dem Harnack-Prinzip. Frauen in der Max-Planck-Gesellschaft, Göttingen: Vandenhoek & Rupprecht 2023.

[2] Kobolske (Fn. 2), 16.

[3] Kobolske (Fn. 2), 21.

[4] Die unlängst erschienene Studie von Juliane Scholz, Sozialgeschichte der Max-Planck-Gesellschaft. Personalentwicklung, Karrieren und Arbeitsbedingungen 19482005, Göttingen: Vandenhoek & Rupprecht 2025, befasst sich leider ebenso nicht mit den sozialen Kontinuitäten aus der Zeit der KWG.

[5] Kolboske (Fn. 2), 16.

[6]VI. Abt., Rep. 1, Nr. KWIauslöffRechtuVölkerrecht III/20, AMPG.

[7] Kolboske (Fn. 2), 40; 41.

[8] Kolboske (Fn. 2), 40.

[9] Kolboske (Fn. 2), 42; 46.

[10] Kolboske (Fn. 2), 52.

[11] Ingo Hueck, Die deutsche Völkerrechtswissenschaft im Nationalsozialismus. Das Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, das Hamburger Institut für Auswärtige Politik und das Kieler Institut für Internationales Recht, in: Doris Kaufmann (Hrsg.), Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. Bestandaufnahme und Perspektiven der Forschung, Bd. 2, Göttingen: Wallstein 2000,  490528, 510.

[12] Armin von Bogdandy/Philipp Glahé, Alles ganz einfach? Zwei verlorene Weltkriege als roter Faden der Institutsgeschichte, MPIL100.de.

[13] Zur Gruppe der Wissenschaftlerinnen am KWI und zur Biographie von Angèle Auburtin sind derzeit separate Beiträge von Alexandra Kemmerer in Arbeit. Zur Rolle der Frau in der Völkerrechtswissenschaft allgemein, siehe: Janne Nijman, Marked Absences: Locating Gender and Race in International Legal History, in: EJIL 31 (2020), 10251050; Immi Tallgren (Hrsg.), Portraits of Women in International Law: New Names and Forgotten Faces?, Oxford: Oxford University Press, 2023.

[14] Ordner “Personalakten Berlin AKo“, „Personalakten Berlin KrZ“ sowie „Stammkarten Berlin“, MPIL. Hinzu kommen Personalakten und Stammkarten von (ausschließlich) weiblichen Reinigungskräften und Küchenpersonal, die in diesem Beitrag nicht untersucht werden.

[15] Lilli Draugelattes/Abele, Sidonie von Engel, Ursula Weinrich/Grunow, Luise Grubener, Maria Heldendrung, Bärbel Lenczyk/Steinbrück, Elisabeth Rapp, Dorothea von Rehekampff, Else Sandgänger, Ingrid Stehn und Charlotte Zowe.

[16] Elisabeth von Bernstorff, Ingeborg von Engel, Irene Haehn/Hähn.

[17] Annelore Schulz und Ursula von Pflugk. Von Cornelia Bruns ist keine Akte überliefert, obgleich auch sie als Bibliothekarin bzw. Übersetzerin am Institut tätig war.

[18] Einige Frauen sind sowohl als Sekretärin als auch als Stenotypistin geführt, z.T. wechseln die Berufsbezeichnungen, wie im Falle Ellinor von Puttkamers, die zuerst als Sekretärin angestellt war und dann in die Wissenschaft wechselte. Hinzu kommt die Berufsbezeichnung der Fremdsprachenkorrespondentin, die ebenfalls nicht einheitlich geführt wird.

[19] Vgl. Durchschnittsentgelt in Euro/DM/RM, Anlage zum SGB, Sechstes Buch, BGBl I 2002, 869870; Das durchschnittliche Monatsgehalt variierte bei Angestellten 1938 zwischen knapp 170 und 585 RM, vgl.: O.V., Das deutsche Volkseinkommen 1938, in: Statistisches Reichsamt (Hrsg.), Wirtschaft und Statistik 19 (1939),  705708, 707.

[20] VI. Abt., Rep. 1, Nr. KWIauslöffRechtuVölkerrecht III/21, AMPG.

[21] Kolboske (Fn. 2), 50.

[22] Kolboske (Fn. 2), 50.

[23] Die angegebenen Berufe der Großväter deuten auf etwas mehr soziale Mobilität hin und umfassen neben gehobenen Berufen wie Gutsbesitzer, Rechtsanwalt, gräflicher Hauslehrer, Polizeipräsident, Geheimer Regierungsrat und Arzt, Hotelbesitzer, Bankier, Lehrer und Organist auch Bäckermeister, Schiffbauer, Baumeister, Bauunternehmer, Maschinenmeister, Landwirt und Weichensteller.

[24]VI. Abt., Rep. 1, Nr. KWIauslöffRechtuVölkerrecht III/6, AMPG.

[25] Es ist anzunehmen, dass die Baltendeutschen, wie auch die drei „Institutsrussen“ Nikolai N. Makarov, Nikolai von Martens und Georg von Gretschaninow, infolge der Oktoberrevolution 1917 ins Deutsche Reich immigrierten.

[26] „Konversation in der Mittagspause“, Zeichnung: unbekannt, in: Cornelia Bruns/M. Petrich/Liese Rapp (Hrsg.), Spaß-Festschrift Institutsjubiläum 1934, unveröffentlichtes Typoskript. Vom Verfasser zu erkennen sind: Lise Rapp (links) und Charlotte Behring (2.v.l.). Auch die anderen beiden Frauen werden Institutsangehörige gewesen sein.

[27] Bruns/Petrich/Rapp (Fn. 27).

[28] Bruns/Petrich/Rapp (Fn. 27), 6.

[29] In: Bruns/Petrich/Rapp (Fn. 27), 5.

[30] Vgl.: „Der gute Ton in allen Lebenslagen“ und „Umgang mit Autoren“, in: Bruns/Petrich/Rapp (Fn. 27)., 5.

[31] So berichtet Hermann Mosler in kleiner Runde anlässlich des 70-jährigen Institutsjubiläums 1995 von der „Strenge“ und „starken Anspannung“, die insbesondere vom stellvertretenden Institutsdirektor Ernst Martin Schmitz ausgegangen sei: „Was im Institut erwartet wurde, wurde mir beim Antrittsbesuch bei Ernst Martin Schmitz klar. Über dem Sofa in seinem Dienstzimmer hing der Holzschnitt eines Boxers, der im Begriff war, dem zu Boden gehenden Gegner den K.O.-Kinnhaken zu versetzen“: Hermann Mosler, 70 Jahre Kaiser-Wilhelm/Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht 19251995, unveröffentlichtes Typoskript, 1617.

[32] Zeichnung: unbekannt, in: Bruns/Petrich/Rapp (Fn. 27), 16.

[33] Die Ausnahme stellen einige Pressefotos von Viktor Bruns und eine Aufnahme eines Arbeitstreffens des Referenten Joachim-Dieter Bloch mit Angehörigen der Luftwaffe dar, wie im Beitrag von Stefan Oeter verwendet.

[34] Sämtliche Begebenheiten der Institutsgeschichte, die das Institut als soziales Gefüge nach innen dokumentieren, wurden für das Heidelberger MPIL von den 1950er Jahren bis in die 1990er Jahre von den damaligen Verwaltungsleiterinnen Margarethe Noll und Gerda Wallenwein angelegt. Dokumentiert wurden somit v.a. von Frauen organisierte soziale Events (Geburtstagsfeiern, Dienstjubiläen, Verabschiedungen in den Ruhestand, Betriebsausflüge, Weihnachtsfeiern). Auch die komplette fotografische Dokumentation des Instituts geht auf von Gerda Wallenwein angelegte Alben zurück.

[35] VI. Abt., Rep. 1, Nr. KWIauslöffRechtuVölkerrecht III/32, AMPG.

[36] Annelore Schulz, Tagebuchaufzeichnung 7. Januar 1944, Bestand MPIL.

[37] Quelle: Privatarchiv Rainer Noltenius.

[38] Als Bruns 1931 das Deutsche Reich vor dem StIGH im Streit um die deutsch-österreichische Zollunion vertreten sollte „streikte seine Gesundheit, so dass er sich in der Universität einfach krankmeldete und Fräulein Greinert die dem Plädoyer vorausgehende Denkschrift zuhause diktierte. Er saß dann meist mit ihr im Garten, gönnte sich eine Nachmittagsruhe mit halbstündigem bis stündigem Schlaf und machte abends bei Zeiten Schluss“: Rainer Noltenius (Hrsg.), Mit einem Mann möchte ich nicht tauschen. Ein Zeitgemälde in Tagebüchern und Briefen der Marie Bruns-Bode (18851952), Berlin: Gebr. Mann Verlag 2018, 122.

[39] Neben der Übermittlung privater Informationen, berichtet Greinert vom Leben auf Reisen, etwa während Bruns´ Vertretung der freien Stadt Danzig vor dem StIGH 1932: „Am Freitagabend hatte Ihr Herr Gemahl Stauffenberg, Frl. Klaaßen und mich ins Royal eingeladen. Wir waren alle sehr vergnügt, tranken Sekt und hatten viel Spaß an dem märchenhaften Essen. Ob es Leute gibt, die täglich solche Menüs aufzunehmen im Stande sind?“, Noltenius (Fn. 39), 126; ferner: Noltenius (Fn. 39), 123. Die teilweise extreme Arbeitsbelastung und Übernahme von „Care“-Arbeit betraf jedoch ebenso das männliche Institutspersonal. So berichtet Hermann Mosler 1995: „Der Institutsalltag […] dauerte bis zu 12 Stunden. Beinahe hätte ich meine eigene Hochzeit verpaßt, weil ich den Nachtzug nach Köln nicht erreicht hatte. […]. Die Ansprüche an die Mitarbeit waren hoch, die Anforderungen zur akribischen Beweisführung unerbittlich. Die menschliche Atmosphäre war klar und vertrauensvoll“: Mosler (Fn. 32), 16; Carlo Schmid musste als Referent und Assistent von Erich Kaufmann, des Prozessvertreters im Schiedsgerichtsprozess um die Liquidation der deutschen „Continental-Gesellschaft“ 1929, welcher plötzlich erkrankte, nächtelang kalte Umschläge machen, während Kaufmann bis zur Erschöpfung an seinem Plädoyer arbeitete: Petra Weber, Carlo Schmid (18961979): eine Biographie, München: Suhrkamp 1996, 66.

[40] Foto: MPIL.

[41] Auskunft Gerda Wallenweins im Gespräch mit dem Verfasser, 3. Oktober 2025.

[42] Foto: MPIL.

[43] Margarete Noll, Zwei Welten. Von der Gärtnerstochter zur Verwaltungsleiterin, MPIL100.de.

[44] Karl Doehring, Chronik des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, in: Archiv der MPG (Hrsg.), Dahlemer Archivgespräche 12 (2006), 273277, 275; persönliches Gespräch Gerda Wallenweins mit dem Verfasser, 3. Oktober 2025.

[45] Auskunft Gerda Wallenweins im Gespräch mit dem Verfasser, 3. Oktober 2025.

[46] Das Amt der Verwaltungsleiterin sei seinerzeit die höchstdotierte Stelle des technischen Dienstes im Institut gewesen: Aussage Gerda Wallenweins im Gespräch mit dem Verfasser, 3. Oktober 2025.

[47] Foto: MPIL.

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