Deutsch
Der Polit-Star unter den Institutsmitarbeitern des 20. Jahrhunderts war fraglos Carlo Schmid: Minister in der Nachkriegszeit, Mitglied des Verfassungskonvents, Abgeordneter und einer der Begründer der deutsch-französischen Freundschaft, dazu Vordenker der europäischen Einigung und der Außenpolitik der Bundesrepublik. Sein Weg war keineswegs vorgezeichnet: Nach einer arbeitsrechtlichen Promotion war Carlo Schmid erst während seiner Zeit am damaligen Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) 1927 bis 1928 mit dem Völkerrecht in Berührung gekommen. Diese Episode ist Gegenstand eines Beitrags von Markus Payk auf diesem Blog.
Dieser Beitrag nimmt die denkwürdige Zeitenwende in den Blick, die das (überschaubare) wissenschaftliche Oeuvre von Carlo Schmid kennzeichnet. War er bis dahin zwar ein national denkender, aber hart dogmatisch arbeitender Völkerrechtler, bewog ihn die von ihm unerwartete Entwicklung nach der „Machtergreifung“, sich historischen Themen zuzuwenden, aus denen er geharnischte Kritiken der NS-Herrschaft entwickelte. Dies erlaubt einige Rückschlüsse auf das Verhältnis von Völkerrecht und Politik, insbesondere in Zeiten, in denen das Leitbild einer rechtlich geordneten Staatenwelt in die Ferne rückt.
1. Ein unpragmatischer Dogmatiker
Schmid arbeitete am Berliner Institut während spannungsreicher Zeiten. Die Institutionalisierung des Völkerrechts durch den Versailler Vertrag markierte eine deutliche Abkehr vom Bilateralismus des imperialen Vorkriegsvölkerrechts. Dogmatisches Denken hatte auf einmal eine bisher unbekannte Bedeutung. Das lag nicht zuletzt an der obligatorischen internationale Gerichtsbarkeit, die Schmid als Mitarbeiter von Viktor Bruns und Erich Kaufmann in den Verfahren des deutsch-polnischen Gemischten Schiedsgerichts hautnah erlebte. Ein autonomes Völkerrecht, das zwischenstaatliche Beziehungen unabhängig von nationalen Interessen und den damit verbundenen politischen Kämpfen in rationale Bahnen lenkt, schien hier auf einmal Wirklichkeit zu werden.[1] Die Apotheose dieser Entwicklung stammte zweifellos aus der Feder von Hans Kelsen. Zwar sah Kelsen durchaus die Strukturunterschiede zwischen staatlichem und überstaatlichem Recht, ordnete jedoch das erstere dem letzteren unter und profilierte sich damit als Gegenpol zu Triepel.[2] An einem ähnlichen Strang wie Kelsen zog Verdross, der den Institutionen des Versailler Vertrags den Charakter einer überstaatlichen Verfassung zuschrieb.[3]
Zweifel an der Autonomie des Völkerrechts fanden sich einerseits bei Völkerrechtskritikern wie dem in der deutschen Literatur kaum rezipierten Kommunisten Jewgenij Paschukanis[4] oder dem amerikanischen Progressiven Sterling Edmunds. Wesentlich wirkmächtiger in der deutschen Diskussion jedoch waren Völkerrechtstheorien, die im Vorgriff auf den Realismus in den internationalen Beziehungen den Nationalstaat verabsolutierten. Im Konfliktfall blieb danach von einem autonomen Völkerrecht nicht mehr viel übrig, denn dann galt: „Nur wer kann, darf.“[5] Ein solcher Zugriff auf das Völkerrecht war anschlussfähig an ethnonationale Positionen, die durch Ethnizität die Leere zu füllen versuchten, die die zusammengebrochenen oder schwindsüchtigen Imperien monarchischer Prägung hinterließen. In ihnen haben universelle Normen keinen Platz; es dominiert der Antagonismus zwischen Freund und Feind.[6]
Am Institut herrschte bezüglich dieses Streits eine gewisse Ambivalenz. Einerseits verbot die Rolle des Instituts eine radikale Völkerrechtsskepsis. Andererseits bestärkte die Arbeit an den Reparationspflichten, das tägliche Brot eines Teils des Instituts, die Skepsis gegenüber dem Versailler Vertrag. Man versuchte sich daher an der Theoretisierung eines zu gewissem Grad autonomen Völkerrechts. Aus der Sicht von Viktor Bruns erhoffte man sich von der Eigenlogik des Völkerrechts eine gewisse Gleichberechtigung innerhalb der Staatengemeinschaft, die in der politischen Realität nicht existierte.[7] Hermann Heller sah das Völkerrecht als durch den Selbsterhaltungsanspruch der Staaten begrenzt an.[8]
Carlo Schmid versuchte sich in seinen Arbeiten aus der Zeit am Institut sowie in der darauf zurückgreifenden Habilitation von 1932 an einem merkwürdigen Hybrid zwischen diesen Positionen. Das Völkerrecht sollte nach ihm einerseits möglichst autonom operieren, frei von politischer Beeinflussung. So war es konsequent, dass er, den romanischen Sprachen besonders zugeneigt, gemeinsam mit Cornelia Bruns das Lehrbuch von Anzilotti übersetze. Es zeichnete sich im Vergleich zu anderen Werken aus der Zeit durch einen hohen Grad an dogmatischer Systembildung aus und gewährte insbesondere der Analyse internationaler Organisationen breiten Raum.[9] Die zwei Aufsätze in der ZaöRV zu Detailfragen des Reparationsrechts strotzen geradezu vor Technizität.[10] In diesem Sinne erarbeitete Schmid auch in seiner Habilitation ein System des Völkerrechts aus der Spruchpraxis des Ständigen Internationalen Gerichtshofs.[11] Das war untypisch für die oft praxisferne, theoriegesättigte völkerrechtliche Literatur der damaligen Zeit. Schmids Schrift entsprach insofern ganz dem Programm von Anzilotti.
Im Vergleich dazu dachte Viktor Bruns das Völkerrecht stets viel politischer und schreckte nicht davor zurück, völkerrechtliche Argumentationen am nationalen Interesse auszurichten. Schmid dagegen verfocht stur dogmatische Positionen, auch wenn er um ihren politischen Zündstoff wusste. Das führte, als er schon wieder in Tübingen war, zum Konflikt mit Bruns, als Schmid – unter Pseudonym – die Sanktionsklauseln des Haager Abkommens von 1930 zur Umsetzung des Young-Plans kritisierte.[12] Die Klausel gab den Gläubigerstaaten ein Sanktionsrecht, sofern Deutschland den nunmehrigen Rückzahlungsplan hintertreiben („détruire“) würde. Nach Schmid fiel darunter bereits das Ansinnen einer Revision des Young-Plans, so dass der Reichsregierung politisch die Hände gebunden würden. Eine der Reichsregierung günstigere Auslegung schien Schmid rechtlich inopportun, auch wenn er damit das Institut – und in der Verlängerung die Reichsregierung – in Verlegenheit brachte.[13]
Andererseits war Schmid nicht bereit, wie Kelsen den Sprung zum Internationalisten zu wagen und beurteilte den Versailler Vertrag durchgängig aus einer nationalen Perspektive, die auf seine Revision abzielte.[14] Im Ergebnis führte das zu einer fast schon destruktiven Haltung, die dem Völkerrecht kompromisslos zu Autonomie verhelfen wollte, dabei jedoch ständig mit dem nationalen Interesse in Konflikt geriet. Der Jurist und der Politiker in Schmid schienen in Konflikt miteinander zu stehen – Zeichen einer gewissen Orientierungslosigkeit.
2. Unsanftes Erwachen und Zeitenwende

Den Nationalsozialismus vor Augen: Aufzug der Spanischen Legion Condor vor dem Alten Museum am 6. Juni 1939 in Berlin. Fotografiert von einem unbekannten Institutsmitarbeiter von den oberen Etagen des Schlosses [15]
Das änderte sich recht abrupt mit der „Machtergreifung“ der NSDAP im Januar 1933. In seiner Autobiographie gesteht Schmid, dass er die Diktatur nicht habe kommen sehen. Wie viele andere habe auch er auf die Fähigkeit Hugenbergs und von Papens, der gerissenen Protagonisten der „Harzburger Front“, vertraut, Hitler unter Kontrolle zu bekommen.[16] Schon bald nach dem Januar 1933 sei ihm jedoch klar geworden, welcher neue Wind nun im Land wehte, zumal die Auswirkungen an der Universität Tübingen und am Landgericht unübersehbar waren.[17]
Diese Erkenntnis führte bei Carlo Schmid zu einer regelrechten Zeitenwende in Forschung und Lehre. Am deutlichsten ist das an den Veränderungen von Schmids Vorlesungsportfolio abzulesen. Bis einschließlich des Sommersemesters 1933 las Schmid in Tübingen Vorlesungen im Völkerrecht, die eng an sein bisheriges Forschungsprogramm angelehnt waren.[18] Neben dem allgemeinen Völkerrecht behandelte er vor allem den Völkerbund, die internationale Rechtspflege und sein Spezialgebiet, die Reparationen – kurzum, das Einmaleins des Versailler Vertrags. Politische Naivität kann man ihm nicht nachsagen, jedoch trennte er auch in seinen Vorlesungen Recht strikt von der Politik.
Ab dem Wintersemester 1933/1934 lässt sich eine denkwürdige thematische Verschiebung feststellen. Sie beginnt mit einer Veranstaltung zum Gestaltwandel der Reichsidee für Hörer aller Fakultäten. Dem folgt im Sommer 1934 ein Seminar zu Formen und Mitteln der Außenpolitik, ferner ein Vortrag im Rahmen einer Ringvorlesung zum „Mythos vom Dritten Reich im Mittelalter“. Diese Vorlesungen markieren den Beginn einer Auseinandersetzung mit geopolitischen Fragen in historischer Perspektive. Zugleich endet um diese Zeit das völkerrechtsdogmatische Oeuvre Schmids. Es lohnt sich, diese Wendung anhand zweier Texte zu studieren, die jeweils die gereiften, ausgearbeiteten Fassungen der Vorlesungsmanuskripte darstellen:[19] Einerseits ein Text von 1937 zur Reichsidee bei Dante und Dubois;[20] andererseits ein Text von 1956 zu Recht, Politik und Moral auf der Grundlage von Machiavelli.[21]
3. Tastende Versuche: Dante und die Reichsidee

Carlo Schmid als Privatdozent in Tübingen, ca. 1938[22]
Carlo Schmid wendete sich der Reichsidee zur selben Zeit zu wie Carl Schmitt. Letzterer beschrieb das Reich in seiner Großraumtheorie von 1939 als Interessenssphäre, die den Begriff der Souveränität relativierte.[23] In der erst nach dem Zweiten Weltkrieg erschienenen Nomos-Schrift verbrämt er diese machtpolitische Instrumentalisierung des Reichs durch Rückgriff auf die mittelalterliche Vorstellung des Reichs als eines Katechon, das Europa vor dem Feind in Gestalt der muslimischen Welt beschützt habe, bevor Europa mit der Kolonisierung Amerikas selbst expansiv geworden sei.[24]
Völlig anders fällt Schmids Beschäftigung mit dem Reichsbegriff aus. Schmid kontrastiert das Reich als Idee bei Dante mit dem Reich als Ideologie bei Dantes Zeitgenossen Pierre Dubois. Dante verstehe das Reich als Raum der Vielfalt und des Gleichgewichts. Es strebe insbesondere nicht nach weltlicher Expansion, sondern nach Transzendenz in Gestalt des „Dritten Reichs“ – des Reichs des Heiligen Geists. Aufgabe des Kaisers sei es, seine Untertanen auf dieses jenseitige Reich vorzubereiten, nicht seine eigene Verherrlichung. Um die Kritik am Nationalsozialismus noch deutlicher zu machen, erklärte Schmid dabei Dante kurzerhand zum Deutschen: Das Reich als Idee sei zwar im Italien der Renaissance entstanden, aber auch aufgrund der Verbindung über das Heilige Römische Reich deutscher Nation für den in Deutschland vorherrschenden Reichsbegriff maßgeblich.
Der Franzose Dubois dagegen verfolge einen zweckrationalen, ideologischen Reichsbegriff, der der zweckrationalen, expansiven Seite Europas entspreche (Schmitt bezeichnet dies als Landnahme). Selbst den Völkerbund ordnet Schmid diesem ideologischen Reichsbegriff zu, wenngleich er den angloamerikanischen Einfluss auf die Genfer Institution nicht leugnen kann. Selbstredend geht von diesem ideologischen Reichsbegriff eine erhöhte Kriegsgefahr aus. Schmid versuchte hier womöglich, die Nationalsozialisten bei der nationalen Ehre zu packen und ihr Treiben als „undeutsch“ zu markieren. Offenkundig konnte nach seiner Ansicht nur ein anderer, vermeintlich besserer, geschichtsphilosophisch konsistenterer Nationalismus die Gesellschaft vor den Nazis retten. In sozialistische Ansätze hatte er kein Vertrauen mehr, spätestens seit Hermann Hellers Verknüpfung von Sozialismus und Nation keinen Anklang in der SPD gefunden hatte.[25] Stattdessen suchte er sein Heil in einer im Grunde monarchischen, heilsgeschichtlich verstandenen Gesellschaftsordnung. Unschwer erkennt man darin die Esoterik des George-Kreises, mit dem Schmid über Studienfreunde in Berührung gekommen war[26] und auf den er in dem Text auch explizit Bezug nimmt. Jenseits der Abkehr vom dogmatischen Völkerrecht ist dieser Text jedoch eher als ein gescheitertes Experiment zu betrachten. Übersteigerter, irrationaler Nationalismus ließ sich nicht durch eine andere Variante des übersteigerten, historisch wenig stichhaltigen, jedoch nicht weniger irrationalen Nationalismus kurieren.
4. Konfrontation: Machiavelli, Recht und Moral
In eine andere Richtung führte die Auseinandersetzung von Schmid mit Machiavelli. Wie Schmid widmete sich auch Carl Schmitt zur selben Zeit diesem Denker, dem er zuschrieb, vor dem Hintergrund der kolonialen Expansion den Gedanken eines Gleichgewichts unter den europäischen Mächten formuliert zu haben.[27] Machiavelli wird dabei zum Theoretiker der Machtpolitik.
Carlo Schmids Machiavelli-Interpretation weicht davon deutlich ab. In seinen Erinnerungen gibt Schmid zwar zu Protokoll, auch er habe Machiavelli während einer Italien-Reise als Theoretiker des europäischen Gleichgewichts entdeckt.[28] Seine Machiavelli-Schrift stellt jedoch ein anderes Gleichgewicht in den Mittelpunkt: dasjenige zwischen Politik und Moral, beziehungsweise zwischen Macht und Recht. Der endgültige Text entstand in mehreren Phasen und entwickelte sich anhand unterschiedlicher Gelegenheiten weiter.[29] Der Grundgedanke blieb dabei jedoch konstant: Schmid liest Machiavellis Werk im Zusammenhang, fügt den Principe und die Discorsi in ein Gesamtbild. Das bringt ihn zu der Erkenntnis, dass Machiavelli eigentlich kein Machiavellist gewesen sei, kein kalter Theoretiker der Machtpolitik, für den der Zweck die Mittel heilige.[30] Vielmehr sei der Principe als Anleitung für Politiker in Krisensituationen zu lesen, während die Discorsi die grundlegende, moralisch fundierte Ausarbeitung eines idealen Staatswesens enthalte. Der Principe diene gewissermaßen nur dazu, um vom Zustand des „cattivo governo“ (der schlechten Regierung), wie es die Schmid sicherlich bekannte Allegorie des Ambrogio Lorenzetti in Siena verewigte, zum „buon governo“ (zur guten Regierung) zu gelangen. Schmid stützt seine Interpretation auf den realistischen, praxisorientierten Ansatz des Humanismus der italienischen Renaissance, der er einen geradezu konstruktivistischen Ansatz unterstellt. Volk und Staat seien nicht von sich aus gut, trügen auch keinen unveränderlichen, gar biologisch festgelegten Charakter, sondern müssten von ihren Regierenden auf den richtigen Pfad geführt werden. Die Regierenden seien insoweit immer auch Spiegel des Zustands des Volkes. Je schlimmer es um das Volk stehe, desto eher sei mit charismatischer Herrschaft zu rechnen. Um Volk und Staat in einen guten Zustand („buon governo“) zu führen, sei konsequentes und vor allem konsistentes Handeln erforderlich, auch in der Außenpolitik. Entscheidend dafür sei die Rahmung der Gesellschaft durch eine Verfassung als oberstes Gesetz, das auf einen Ausgleich zwischen Flexibilität und Stabilität abziele. Souveränität bestehe demnach in einer gesetzesgemäßen Regierung – nicht, möchte man hinzufügen, in der Entscheidung über den Ausnahmezustand.
Der Gegenentwurf sowohl zu Schmitts Politischer Theologie, als auch zum Ethnonationalismus und zum Führerprinzip der NS-Diktatur ist offensichtlich. Ob Schmid dabei immer werktreu bleibt, ist eine andere Frage. Die rechtsstaatliche, geradezu verfassungstheoretische Lektüre Machiavellis findet im Text nur eine geringe Stütze. Für das postulierte Gleichgewicht zwischen zweckrationalem und wertrationalem Denken bei Machiavelli spricht jedoch einiges, wenngleich sich die Trennlinie durch beide Werke hindurch zieht. So formuliert der Principe nicht nur Krisenratschläge, sondern auch allgemeine Verhaltensanforderungen an Fürsten für gute Zeiten, wie zum Beispiel zur Frage, ob Fürsten ihr Wort halten müssen. Solche Fragen beantwortet Machiavelli zwar grundsätzlich nach zweckrationalen Gesichtspunkten; die moralischen Untertöne schwingen jedoch hörbar mit. In jedem Fall aber besteht eine klare Trennung zwischen Politik und Moral, Macht und Recht – eine Trennung, die Schmid nicht zu Unrecht als charakteristisch für die abendländische Moderne identifiziert. Daran knüpft Schmid an, um die moralische Verklärung des nationalen Eigeninteresses zurückzuweisen. Mit Machiavelli versucht er Staat und Volk vor der Heroisierung zu retten. Dieser Ansatz zieht sich auch durch Schmids weitere außenpolitische Schriften.[31] Das Ziel der Außenpolitik sei nicht, den Feind zu besiegen, damit er einen nicht besiegt. Das wohlverstandene Eigeninteresse jeder Nation sei vielmehr die Selbsterhaltung, die, wenn nötig, durch Krieg zu erstreiten ist. Aber besser als Krieg zu führen sei es allemal, Krieg zu verhindern.
5. Schlussfolgerungen
Die Entwicklung von Carlo Schmid vom sturen, national denkenden Völkerrechtsdogmatiker zum Weltpolitiker gibt Anlass zu einigen Reflexionen über Zeitenwenden und das Völkerrecht. Zunächst einmal haben Zeitenwenden immer ein methodisches Spiegelbild. Der systembildende Ansatz von Bruns war ebenso ein Kind der Weimarer Zeit wie der widersprüchliche Dogmatismus des jüngeren Schmid. Im Unterschied zu anderen Institutsmitarbeitern begriff Schmid jedoch sehr schnell, dass ein dogmatischer Ansatz in der düsteren Zeitenwende ab 1933 nicht mehr zielführend war, ja gar das Regime, das Schmid rundheraus ablehnte, daraus seinen Vorteil ziehen könnte. Denn dogmatische Begriffe wie das Interventionsverbot blieben oft ambivalent und ließen sich zu verschiedenen Zwecken einsetzen. In Zeiten des grassierenden Autoritarismus kann der Wissenschaft vom Völkerrecht jedoch eine andere Aufgabe zukommen. Ein abgeklärter, postheroischer Rückgriff auf Theorie und Geschichte kann zur beißenden Kritik der Wirklichkeit autoritärer Regime werden. Schmid schaffte es, von den Nazis unbehelligt zu bleiben. Manchen Studierenden seiner gut besuchten Vorlesungen mag er selbst im tiefbraunen Tübingen Orientierung vermittelt haben. Für die Nachkriegszeit dürfte dies nicht ohne Bedeutung geblieben sein.
[1] Jens Steffek, Max Weber, Modernity and the Project of International Organization, Cambridge Review of International Affairs 29 (2016), 1502–1519.
[2] Hans Kelsen, Das Problem der Souveränität und die Theorie des Völkerrechts: Beitrag zu einer reinen Rechtslehre, Tübingen: JCB Mohr (P. Siebeck) 1920, 204 ff.
[3] Alfred Verdross, Die Verfassung der Völkerrechtsgemeinschaft, Wien: Springer 1926; Im Ergebnis vergleichbar, jedoch auf Grundlage einer anderen Epistemologie: Georges Scelle, Précis de droit des gens, Bd. 2: Droit constitutionnel international, Paris: Recueil Sirey 1934.
[4] Seine „Umrisse des Völkerrechts“ erschienen zwar erst 1935 auf Russisch, von Beginn an auf Deutsch vorliegend jedoch: Eugen Paschukanis, Allgemeine Rechtslehre und Marxismus: Versuch einer Kritik der juristischen Grundbegriffe, Wien: Verlag für Literatur und Politik 1929.
[5] Erich Kaufmann, Das Wesen des Völkerrechts und die clausula rebus sic stantibus, Tübingen: Mohr Siebeck 1911.
[6] Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 58 (1927), 1-33.
[7] Viktor Bruns, Völkerrecht als Rechtsordnung, ZaöRV 1 (1929), 1–56.
[8] Hermann Heller, Die Souveränität. Ein Beitrag zur Theorie des Staats- und Völkerrechts, Berlin: de Gruyter 1927.
[9] Dionisio Anzilotti, Lehrbuch des Völkerrechts, Bd. I: Einführung – Allgemeine Lehren, Berlin: de Gruyter 1929, 256 ff.
[10] Karl Schmid/Ernst Schmitz, Der Paragraph 4 der Anlage zu Sektion IV des Teils X des Versailler Vertrags, ZaöRV 1 (1929), 251–320; Ernst Schmitz/Karl Schmid, Zur Dogmatik der Sektion V des Teiles X des Versailler Vertrags, ZaöRV 2 (1931), 17–85.
[11] Karl Schmid, Die Rechtsprechung des Ständigen internationalen Gerichtshofs in Rechtsstätzen dargestellt, Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag 1932.
[12] Karl Schmid, Die Sanktionsgefahr. Ein juristisches Gutachten über die Klauseln des Haager Abkommens, Der Deutsche: Die Tageszeitung der Deutschen Arbeitsfront, Nr. 42 v. 25.2.1930.
[13] Dazu: Petra Weber, Carlo Schmid, 1896–1979: Eine Biographie, München: C. H. Beck 1996, 71 ff.
[14] Weber (Fn. 13), 74 ff.
[15] Foto: AMPG.
[16] Carlo Schmid, Gesammelte Werke in Einzelausgaben, Bd. 3: Erinnerungen, Bern: Scherz 1973, 152; vgl. dazu auch: Jens Bisky, Die Entscheidung: Deutschland 1929 bis 1934, Berlin: Rowohlt 2024, 472.
[17] Schmid, Gesammelte Werke, Erinnerungen (Fn. 16), 155 ff.
[18] Vgl: Universität Tübingen, Verzeichnis der Vorlesungen, welche an der Königlich-Württembergischen Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen gehalten werden, 1846–1950.
[19] Die Vorlesungsmanuskripte sind im Archiv der sozialen Demokratie (AdSD) erhalten (Dep. Goebel).
[20] Karl Schmid, Idee und Ideologie des Abendlandes an der Wende von Mittelalter und Neuzeit. Dante und Dubois, Berlin: Verlag Die Runde 1937, hier zitiert nach: Carlo Schmid (Hrsg.), Politik muß menschlich sein, Bern: Scherz 1980, 229–251.
[21] Carlo Schmid, Machiavelli oder Die Einheit von Esprit und Staatsführung, in: Schmid, Politik muß menschlich sein (Fn. 20), 252–295. Der Text erschien erstmals als: Karl Schmid, Machiavelli, in: Rudolf Stadelmann (Hrsg.), Große Geschichtsdenker. Ein Zyklus Tübinger Vorlesungen, Tübingen: Wunderlich 1949.
[22] Foto: AdSD 6/FOTA003354.
[23] Carl Schmitt, Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte, Berlin: Deutscher Rechtsverlag 1939.
[24] Carl Schmitt, Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Jus Publicum Europaeum, Köln: Greven 1950, 25 ff.
[25] Hermann Heller, Sozialismus und Nation, Berlin: Arbeiterjugend-Verlag 1925; Weber (Fn. 13), 75.
[26] Schmid, Gesammelte Werke, Erinnerungen (Fn. 16), 170.
[27] Schmitt, Nomos (Fn. 24), 112, 117.
[28] Schmid, Gesammelte Werke, Erinnerungen (Fn. 16), 168, 172.
[29] Vgl. Fn. 21.
[30] Schmid, Machiavelli oder Die Einheit (Fn. 21), 266.
[31] Carlo Schmid, Was ist Außenpolitik?, in: Schmid, Politik muß menschlich sein (Fn. 20), 336–347.
English
The political star among the Institute’s employees of the 20th century was undoubtedly Carlo Schmid: a minister in the post-war period, member of the Constitutional Convention and of parliament and one of the founding fathers of Franco-German friendship, as well as a pioneer of European integration and the foreign policy of the Federal Republic of Germany. Yet, his path was by no means predetermined: After completing his dissertation in the field of labour law, Carlo Schmid first came into contact with international law during his time at the then Kaiser Wilhelm Institute (KWI) from 1927 to 1928. This episode is the subject of an article by Markus Payk on this blog.
This contribution, in turn, seeks to explore the turning point that characterises Carlo Schmid’s (scant) academic oeuvre. While his early work as an international law scholar, albeit being influenced by nationalist thinking, was characterized by doctrinal sophistication, the decline of democracy after the National Socialist seizure of power, which Schmid had not seen coming, led him to turn to intellectual history as a basis for disguised, yet harsh criticism of the National Socialist regime. This allows us to draw some conclusions about the relationship between international law and politics, especially in times when the ideal of an international order structured by law is receding into far distance.
1. An Impractical Dogmatist
It was during tense times that Schmid worked at the Berlin Institute. The institutionalisation of international law through the Treaty of Versailles marked a clear departure from the bilateralism of pre-war imperial international law. Dogmatic thinking suddenly took on a previously unknown significance. This was not least due to mandatory international adjudication, which Schmid experienced first-hand as an assistant to Viktor Bruns and Erich Kaufmann in the proceedings of the German-Polish Mixed Arbitral Tribunal. There, an autonomous international law governing inter-state relations by rational procedures, independent of national interests and the associated political struggles, suddenly seemed to become a reality.[1] The apotheosis of this development undoubtedly came from the pen of Hans Kelsen. Although Kelsen emphasized the structural differences between state law and supranational law, he subordinated the former to the latter, thus distinguishing himself as the antithesis of Triepel.[2] An approach similar to that of Kelsen was taken by Verdross, who interpreted the institutions of the Treaty of Versailles to have the character of a supranational constitution.[3]
For one, doubts about the autonomy of international law were expressed by its critics, such as the communist Yevgeny Pashukanis,[4] who enjoyed hardly any reception in the German scholarly literature, and the American progressive Sterling Edmunds. Far greater influence on the discourse in Germany, however, emanated from theories of international law that romanticized the nation state, pre-empting what we call realism in international relations today. According to this line of thinking, not much is left of autonomous international law in the event of a conflict, because then ‘only those who can, may.’[5] Such an approach to international law was compatible with ethno-nationalist positions that sought to fill the void left by the collapse or decline of monarchical empires with ethnicity. There is no place for universal norms in such ideologies; what prevails is the friend-enemy distinction.[6]
There was a certain ambivalence regarding this dispute at the Institute. On the one hand, the role of the Institute prohibited radical scepticism about international law. On the other hand, the work on reparations obligations, which constituted a large part of the Institute’s day-to-day business, reinforced scepticism towards the Treaty of Versailles. This resulted in the theorization of international law as a partially autonomous order. From Viktor Bruns’ point of view, the proposed autonomy of international law promised for legal disputes a higher degree of equality among states than in political reality.[7] Hermann Heller viewed international law as limited by the states’ claim to self-preservation.[8]
In his publications from the time at the Institute and in his 1932 habilitation thesis, which drew on the former, Carlo Schmid attempted to construct a curious hybrid between these positions: In his view, international law was supposed to operate as autonomously as possible, free from political influence. Given this position, it was only logical that Schmid, being especially fond of the Romance languages, translated Anzilotti’s textbook into German, together with Cornelia Bruns. Compared to other works from that period, it stood out for its high degree of conceptual systematisation and devoted particular attention to the analysis of international organisations.[9] The two articles Schmid published in the Institute’s journal Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht (English title: Heidelberg Journal of International Law, HJIL) on specific questions of reparations law are brimming with technical detail.[10] In the same spirit, Schmid’s habilitation thesis aimed to developed a system of international law based on the case law of the Permanent Court of International Justice.[11] This was uncharacteristic of the international legal scholarship of the time, which was often theory-laden and far removed from legal practice. In this respect, Schmid’s writing was entirely in line with Anzilotti’s programme.
In comparison, Viktor Bruns thought of international law in much more political terms and did not shy away from aligning legal arguments with national interests. Schmid, on the other hand, stubbornly defended positions he deemed doctrinally correct, despite recognizing their political explosiveness. The consequence was a conflict with Bruns, which erupted after Schmid had returned to Tübingen and had criticised – writing under pseudonym – the sanctions clause of the 1930 Hague Agreement on the implementation of the Young Plan.[12] The clause gave creditor states the right to impose sanctions if Germany were to take action to “destroy” the current repayment plan. According to Schmid, this was broad enough to encompass even suggestions for a revision of the Young Plan and therefore left the German government with its hands tied politically. An interpretation more favourable to the German government seemed legally inopportune by Schmid, even i fit placed the Institute and, by extension, the government, in an awkward position.[13]
On the other hand, Schmid was not prepared to take the leap to internationalism, like Kelsen had done, and consistently assessed the Treaty of Versailles from a national perspective which aimed at its revision.[14] This resulted in an almost destructive attitude seeking to help international law achieve autonomy without compromise but constantly coming into conflict with national interests. The legal scholar and the politician in Schmid seemed to be in permanent quarrel with each other – a sign of a certain lack of orientation.
2. A Rude Awakening and a Turning Point

Parade in central Berlin, ‘Triumphant entry of the Spanish Condor Legion.’ View from the upper floors of the Berlin Palace (not the Institute’s quarters): 6 June 1939[15]
This changed quite abruptly with the National Socialist Party’s seizure of power in January 1933. In his autobiography, Schmid admits he did not see the dictatorship coming. Like many others, he had trusted in the ability of Hugenberg and von Papen, the cunning protagonists of the ‘Harzburg Front’, to keep Hitler under control.[16] Soon after January 1933, however, it became clear to him how dramatically the situation in Germany was changing, especially as the effects were undeniably obvious at the University of Tübingen and at his other workplace, the regional court.[17]
This realisation became a veritable turning point in Carlo Schmid’s academic work and teaching, as is most evident in the changes Schmid made to his lecture portfolio at Tübingen University: Up to and during the summer semester of 1933, Schmid gave lectures on international law that were closely based on his previous research programme.[18] In addition to general international law, he dealt primarily with the League of Nations Covenant, international dispute settlement and his specialty, reparations – in short, the ABCs of the Treaty of Versailles. While one cannot accuse him of political naivety, his lectures showed a strict separation between law and politics.
From the winter semester of 1933/1934 onwards, his teaching portfolio shifted markedly. It begins with a course on the changing gestalt of the idea of the Reich for students of all faculties. This was followed by a seminar on the forms and means of foreign policy, as well as a lecture on ‘The Myth of the Third Reich in the Middle Ages’ as part of a lecture series in the summer of 1934.
These lectures mark the starting point of Schmid‘s examination of geopolitical issues from a historical perspective. At the same time, Schmid’s oeuvre in the field of international legal doctrine comes to a close. It is worthwhile to examine this shift on the basis of two texts, each of which represents the matured, elaborated version of the respective lecture manuscript:[19] Firstly, a text from 1937 on the idea of the Reich in Dante and Dubois;[20] and secondly, a text from 1956 on law, politics, and morality building on Machiavelli.[21]
3. Tentative Attempts: Dante and the Idea of the Reich

Carlo Schmid as professor in Tübingen, ca. 1938[22]
Carlo Schmid turned to the idea of the Reich at the same time as Carl Schmitt did. In his 1939 theory of the Großraum, Schmitt described the Reich as a sphere of interest that relativises the concept of national sovereignty.[23] In his Nomos book, which was not published until after the Second World War, he embellished this power-political instrumentalisation of the Reich by drawing on the medieval idea of the Empire, or Reich, as a katechon that had protected Europe from its enemies, namely the Muslim world, before Europe itself became expansionist with the colonisation of America.[24]
Schmid dealt with the Reich concept in a completely different manner. He contrasts the Empire as an idea in Dante’s writing with the Empire as an ideology in the work of Dante’s contemporary Pierre Dubois. According to Schmid, Dante understood the Empire as a space of diversity and balance. Most notably, in this conception, it does not strive for worldly expansion, but for transcendence in the form of the ‘Third Empire’ (or, literally, ‘Third Reich’) – the Empire of the Holy Spirit. The task of the Kaiser (Emperor) is therefore to prepare his subjects for this otherworldly Empire, not to glorify himself. To make his criticism of National Socialism even clearer, Schmid unceremoniously declared Dante to be German: while the idea of the Empire originated in Renaissance Italy, it had shaped the Reich concept in Germany through the Holy Roman Empire.
The Frenchman Dubois, on the other hand, brought forward a rationalist, ideological concept of the Empire that corresponded to the rationalist, expansive side of Europe (to which Schmitt refers to as Landnahme [seizure of land]). To Schmid even the League of Nations is in line with this ideological concept of the Empire, although he cannot deny the Anglo-American influence on the Geneva institution. Needless to say, the latter, ideological concept of the Empire, or Reich, poses an increased risk of war.
With all this, Schmid may have been trying to appeal to the National Socialists’ national pride and to label their actions as ‘un-German’. It is clear that, in his view, only a different, supposedly better, more historically and philosophically consistent form of nationalism could save society from National Socialism. He no longer had any faith in socialist approaches, at least since Hermann Heller’s linking of socialism and the nation had failed to find favour within the Social Democratic Party of Germany.[25] Instead, Schmid turned to a fundamentally monarchical social order conceptualized in terms of a salvation story. In this thinking, one can easily recognize the esotericism of the George Circle, which Schmid had come into contact with through university friends[26] and refers to explicitly in the text. Beyond marking his departure from dogmatic international law scholarship, this text should however be regarded more as a failed experiment. Excessive, irrational nationalism could not be cured by another variant of excessive nationalism, which was hardly historically sound and no less irrational.
4. Confrontation: Machiavelli, Law and Morality
Schmid’s work on Machiavelli took a different direction. Again, Carl Schmitt turned to this thinker at the same time, attributing to him the formulation of the idea of a balance among the European powers against the backdrop of colonial expansion.[27] In Schmitt’s reading, Machiavelli was a theorist of power politics.
Carlo Schmid’s interpretation of Machiavelli presents a notably different account. While Schmid states in his memoir that he too discovered Machiavelli as a theorist of the European equilibrium while traveling Italy,[28] his writing on Machiavelli focuses on a different equilibrium: that between politics and morality and between power and law.
Schmid’s writing on Machiavelli evolved over several texts written for various occasions.[29] However, the basic idea remains constant: Schmid reads Machiavelli’s work in context and puts the Principe and the Discorsi together to make the bigger picture visible. This view leads him to the conclusion that Machiavelli was not actually a Machiavellian, a cold theorist of power politics for whom the end justifies the means.[30] Rather, according to Schmid, the Principe should be read as a guidebook for politicians in crisis situations, while the Discorsi contain the fundamental blueprint of an ideal state, based on morality. The Principe serves, in a sense, only to move from the state of ‘Cattivo Governo’ (bad government), as immortalised in Ambrogio Lorenzetti’s allegory in Siena, which Schmid was certainly familiar with, to ‘Buon Governo’ (good government). Schmid bases his interpretation on the realistic, practice-oriented approach of Italian Renaissance humanism, which he assumes to have had a downright constructivist approach, according to which neither the people nor the state are inherently good, nor do they have an unchangeable, or even biologically determined character, but must be led onto the right path by their rulers. In this respect, rulers are always a reflection the people they reign over. The worse the situation and state of the people, the more likely charismatic rule is to occur. In order to lead the people and the state to good governance (‘Buon Governo’), consistent and, above all, coherent action is necessary, including in foreign policy. In Schmid’s view, the shift to good governance hinges on the structuring of society by a constitution as the supreme law, which aims to strike a balance between flexibility and stability. Sovereignty therefore consists in a lawfully acting government – not, one might add, in deciding on the state of emergency.
It is obvious that this constitutes a counterproposal to Schmitt’s political theology, as well as to ethnonationalism and the Führer-principle of the National Socialist dictatorship. Whether Schmid always remains faithful to Machiavelli’s writing is another question. His reading of Machiavelli as a proponent of the rule of law and even a kind of constitutional theorist is hardly supported by the original texts. However, there is quite a strong basis for the postulated balance between instrumental rationalism and value-based rationalism in Machiavelli, even though the dividing line cuts not between but through both works. The Principe contains not only advice for times of crisis, but also general behavioural requirements for rulers in good times, such as on the question whether they must keep their word. While Machiavelli generally answers such questions from an instrumental, consequentialist point of view, the moral undertones are audible. In any case, there is a clear separation between politics and morality, power and law – a separation that Schmid rightly identifies as characteristic of Western modernity. Schmid builds on this to reject the moral glorification of national self-interest. With Machiavelli, he attempts to save the state and the people from heroisation.
This approach can be traced further trough Schmid’s writing on foreign policy.[31] He makes it clear that the goal of foreign policy is not to defeat the enemy so that he does not defeat you. Rather, the well-understood self-interest of every nation, to Schmid, is self-preservation, which, if necessary, must be fought for through war. But it is always better to prevent war than to wage it.
5. Conclusions
Carlo Schmid’s development from a stubborn positivist and nationally minded international lawyer to a globally thinking statesman provides an excellent starting point for reflections on turning points in history and international law. First, turning points always have a methodological counterpart. Bruns’ system-building approach was just as much a product of the Weimar period as the contradictory dogmatism of the younger Schmid. Unlike other members of the institute, however, Schmid quickly realised that doctrinal sophistication was no longer effective in the dark times that began in 1933, and that the regime, which Schmid rejected outright, could even take advantage of it. This is because international legal concepts such as the prohibition of intervention often remained ambiguous and could be utilized as means to dramatically different ends. Therefore, in times of rampant authoritarianism, international law scholarship can take on a different task: A dispassionate, non-heroic recourse to theory and history can become a poignant critique of the reality of authoritarian regimes. Schmid managed to remain unscathed by the Nazis. He may even have provided guidance to some of the students who heard his well-attended lectures at the deeply compromised University of Tübingen. This may have been of some significance in the post-war period.
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Translation from the German original: Sarah Gebel
[1] Jens Steffek, Max Weber, Modernity and the Project of International Organization, Cambridge Review of International Affairs 29 (2016), 1502–1519.
[2] Hans Kelsen, Das Problem der Souveränität und die Theorie des Völkerrechts: Beitrag zu einer reinen Rechtslehre, Tübingen: JCB Mohr (P. Siebeck) 1920, 204 ff.
[3] Alfred Verdross, Die Verfassung der Völkerrechtsgemeinschaft, Vienna: Springer 1926; Coming to similar conclusion but based on a different epistemology: Georges Scelle, Précis de droit des gens, Vol. 2: Droit constitutionnel international, Paris: Recueil Sirey 1934.
[4] His Umrisse des Völkerrechts [“Outlines of International Law”] was first published in Russian in 1935, but available in German from the get-go was: Eugen Paschukanis, Allgemeine Rechtslehre und Marxismus: Versuch einer Kritik der juristischen Grundbegriffe, Vienna: Verlag für Literatur und Politik 1929.
[5] Erich Kaufmann, Das Wesen des Völkerrechts und die clausula rebus sic stantibus, Tübingen: Mohr Siebeck 1911.
[6] Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 58 (1927), 1–33.
[7] Viktor Bruns, Völkerrecht als Rechtsordnung, HJIL 1 (1929), 1–56.
[8] Hermann Heller, Die Souveränität. Ein Beitrag zur Theorie des Staats- und Völkerrechts, Berlin: de Gruyter 1927.
[9] Dionisio Anzilotti, Lehrbuch des Völkerrechts, Vol. I: Einführung – Allgemeine Lehren, Berlin: de Gruyter 1929, 256 ff.
[10] Karl Schmid/Ernst Schmitz, Der Paragraph 4 der Anlage zu Sektion IV des Teils X des Versailler Vertrags, HJIL 1 (1929), 251–320; Ernst Schmitz/Karl Schmid, Zur Dogmatik der Sektion V des Teiles X des Versailler Vertrags, HJIL 2 (1931), 17–85.
[11] Karl Schmid, Die Rechtsprechung des Ständigen internationalen Gerichtshofs in Rechtsstätzen dargestellt, Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag 1932.
[12] Karl Schmid, Die Sanktionsgefahr. Ein juristisches Gutachten über die Klauseln des Haager Abkommens, Der Deutsche: Die Tageszeitung der Deutschen Arbeitsfront, no. 42 of 25.2.1930.
[13] On this: Petra Weber, Carlo Schmid, 1896–1979: Eine Biographie, Munich: C. H. Beck 1996, 71 ff.
[14] Weber (fn. 13), 74 ff.
[15] Photo: AMPG.
[16] Carlo Schmid, Gesammelte Werke in Einzelausgaben, Vol. 3: Erinnerungen, Bern: Scherz 1973, 152; see also: Jens Bisky, Die Entscheidung: Deutschland 1929 bis 1934, Berlin: Rowohlt 2024, 472.
[17] Schmid, Gesammelte Werke, Erinnerungen (fn. 16), 155 ff.
[18] See: Universität Tübingen, Verzeichnis der Vorlesungen, welche an der Königlich-Württembergischen Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen gehalten werden [University of Tübingen, course catalogue], 1846–1950.
[19] The lecture manuscripts have survived in the Archiv der Sozialdemokratie (AdSD), department Goebel.
[20] Karl Schmid, Idee und Ideologie des Abendlandes an der Wende von Mittelalter und Neuzeit. Dante und Dubois, Berlin: Verlag Die Runde 1937, quoted according to: Carlo Schmid (ed.), Politik muß menschlich sein, Bern: Scherz 1980, 229–251.
[21] Carlo Schmid, Machiavelli oder Die Einheit von Esprit und Staatsführung, in: Schmid, Politik muß menschlich sein (Fn. 20), 252–295. The text was first published as: Karl Schmid, Machiavelli, in: Rudolf Stadelmann (ed.), Große Geschichtsdenker. Ein Zyklus Tübinger Vorlesungen, Tübingen: Wunderlich 1949.
[22] Photo: AdSD 6/FOTA003354.
[23] Carl Schmitt, Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte, Berlin: Deutscher Rechtsverlag 1939.
[24] Carl Schmitt, Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Jus Publicum Europaeum, Cologne: Greven 1950, 25 ff.
[25] Hermann Heller, Sozialismus und Nation, Berlin: Arbeiterjugend-Verlag 1925; Weber (fn. 13), 75.
[26] Schmid, Gesammelte Werke, Erinnerungen (fn. 16), 170.
[27] Schmitt, Nomos (fn. 24), 112, 117.
[28] Schmid, Gesammelte Werke, Erinnerungen (fn. 16), 168, 172.
[29] Cf. fn. 21.
[30] Schmid, Machiavelli oder Die Einheit (fn. 21), 266.
[31] Carlo Schmid, Was ist Außenpolitik?, in: Schmid, Politik muß menschlich sein (fn. 20), 336–347.

Matthias Goldmann ist Professor für internationales Recht an der EBS-Universität in Wiesbaden und Referent am MPIL.